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Starkregen- und HochwasserschutzAktionstag in Rheinbach stand unter dem Motto „Gemeinsam stark“

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Beim Aktionstag zum Thema Starkregen- und Hochwasserschutz in Rheinbach: Jörg Büning, Technischer Leiter der DRK-Wasserwacht Windeck, und Rettungsschwimmerin Heike Jost, erklären die Ausrüstung.

Beim Aktionstag zum Thema Starkregen- und Hochwasserschutz in Rheinbach: Jörg Büning, Technischer Leiter der DRK-Wasserwacht Windeck, und Rettungsschwimmerin Heike Jost, erklären die Ausrüstung.

Ein Aktionstag in Rheinbach setzte den Fokus auf Starkregen- und Hochwasserschutz. Dort wurden eine hochmoderne Drohne, private Präventionsmaßnahmen und Chinaschilf gegen Überschwemmungen vorgestellt.

Wie ein übergroßes Insekt lag sie auf einem Ausstellungstisch und zog die Neugier der Besucher auf sich: Die Drohne der Gemeinde Swisttal, ausgerüstet mit Lautsprecher, Suchscheinwerfer und Wärmebildkamera. Die Drohne kann sich bis zu Windstärke sieben in der Luft halten und auch Durchsagen weitergeben.

„Wenn zum Beispiel eine Weltkriegsbombe gefunden wird, können wir über Lautsprecher eine entsprechende Mitteilung zum Verlassen des Geländes bekanntgeben. Wir sehen auch über die Kamera, ob bei einem starken Regen die Gefahr besteht, dass irgendwo Gewässer oder Regenrückhaltebecken überlaufen“, informierte Fernpilot Denis Wagner von der Flächengemeinde seine faszinierten Zuhörer. Wagner ist einer von fünf Verwaltungsmitgliedern, die einen Führerschein für das Luftfahrzeug haben. Beim zweiten Aktionstag zum Thema Starkregen- und Hochwasserschutz in der Stadthalle Rheinbach erklärten Wagner und Ordnungsamtsmitarbeiter Julian Meyer die Funktionen der Drohne. Eingesetzt werde sie für den Hochwasser- und Katastrophenschutz und für die polizeiliche Personensuche. Die Feuerwehr könne mit Hilfe der Wärmebildkamera Glutnester ausmachen, so Wagner.

Die neue Drohne der Gemeinde Swisttal kann eingesetzt werden im Hochwasser- und Katastrophenschutz sowie für die polizeiliche Personensuche.

Die neue Drohne der Gemeinde Swisttal kann eingesetzt werden im Hochwasser- und Katastrophenschutz sowie für die polizeiliche Personensuche.

„Gemeinsam stark“ – unter diesem Motto stand die von der Stadt Rheinbach gemeinsam mit den Kommunen der Region Rhein-Voreifel ausgerichtete Veranstaltung. Hunderte Besucher, davon zahlreiche von der Flut betroffene Bürger, waren in die Stadthalle gekommen. Dort ließen sie sich von den Experten Ratschläge unter anderem auch für die Sicherung ihres Eigenheims geben. Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken begrüßte die Teilnehmer und Aussteller, darunter die Vertreter der Hilfsorganisationen und Kommunen sowie seine Mitstreiter im Amt.

Alles zum Thema Technisches Hilfswerk

Das Thema Hochwasserschutz sei ein interkommunales, mit dem sich gerade sämtliche Kreise, Städte und Gemeinden „mit Hochdruck“ beschäftigten, so Banken. Das Wasser mache nicht an Gemeindegrenzen Halt und deshalb sei es wichtig, das gesamte Fließgebiet zu betrachten, „von der Quelle bis zur Mündung“, bekräftigte der Technische Beigeordnete Torsten Bölinger.

Früher war mir Regen relativ egal. Wenn es heute regnet, denke ich: Was könnte wohl passieren?
Ludger Banken, Bürgermeister von Rheinbach

Als weitere Säule zur kommunalen und interkommunalen Kooperation wurde die private Vorsorge genannt: „Wenn sich nicht jeder Bürger zusätzlich selbst kümmert, wird der eine oder andere immer wieder Schaden erleiden.“ Banken versicherte aus eigener Betroffenheit heraus, dass es vor dem Hintergrund der vergangenen Flutkatastrophe derlei öffentliche Veranstaltungen zur Information und Rückversicherung der Bürger „immer wieder“ geben werde: „Früher war mir Regen relativ egal. Wenn es heute regnet, denke ich: Was könnte wohl passieren?“

In der Mensa der Gesamtschule ging es bei Fachvorträgen um Hochwasserschutz und -überwachung sowie Starkregenvorsorge. Professor Dr. Ralf Pude, Leiter des universitären Versuchsstandortes Klein-Altendorf, referierte über Wasserrückhalt auf Ackerflächen der Region. Das schnell wachsende und auch CO2-bindende Chinaschilf biete hervorragenden Schutz gegen Überschwemmungen, erläuterte Pude. Bewährt habe sich das Schilfrohr bereits im rheinland-pfälzischen Bengen, wo es bei starkem Regen Wasser ferngehalten habe.

In der Region werde es auf einer sechs Hektar großen Fläche unterhalb der Tomburg kultiviert. Die Pflanzen halten den Regen auf dem Boden, so dass er dort versickert, wo er auftrifft. Diese Rückhaltefunktion sei ein Vorteil von mehrjährigen Kulturen, da die ganzjährig auf dem Boden liegenden Blätter als „Mini-Dämme“ fungierten. Um dieses wichtige Moment der Zeitverzögerung bei einem Regen- oder auch Starkregenereignis ging es bei zahlreichen Ausstellern. Die stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Leader-Region Voreifel“ beschrieb, wie sich durch das Anheben von Wirtschaftswegen, das Anlegen von Dämmen und Rinnen Wasser zurückhalten und leiten ließe, so dass es im Wald bleibe und nicht schnell Häuser im Tal überflute.

Die Meckenheimer Klimaschutzmanagerin Denise Nieland erklärte den Oberflächenabfluss auf verschiedenen Untergründen.

Die Meckenheimer Klimaschutzmanagerin Denise Nieland erklärte den Oberflächenabfluss auf verschiedenen Untergründen.

Anhand einer Versuchsanordnung zeigte die Meckenheimer Klimaschutzmanagerin Denise Nieland den Oberflächenabfluss auf verschiedenen Untergründen. Bei einem Rasenstück floss der Regen sichtbar am langsamsten ab, ergo: „Begrünung ist generell wichtig, denn die Pflanzen nehmen wie ein Schwamm Wasser auf.“ Anders sei es bei einer versiegelten Fläche: „Da rauscht das Wasser einfach drüber.“

Am Stand der Stadt Rheinbach fachsimpelte der städtische Mitarbeiter Tobias Berkenfeld mit Rheinbacher Bürgern über Maßnahmen zum Hochwasserschutz in der Stadt. An einer Stellwand waren Bürgervorschläge eingezeichnet. Ein Vorschlag aus Merzbach lautet, eine Retentionsfläche am Schlebach anzulegen. Die eingegangenen Vorschläge werden noch geprüft. Umgesetzt seien bereits Maßnahmen zur Gewässerunterhaltung sowie Schutzmaßnahmen im öffentlichen Raum, so Berkenfeld.

Zu sehen waren Fotos von bereits errichteten Hochleistungsrinnen zum Überflutungsschutz bei Starkregen an der Brückenhofstraße sowie Überflutungsmulden in Kreuzungsbereichen. Besucherin Kerstin Herter, als Anwohnerin der Rheinbacher Josef-Geisel-Straße von der Flut 2021 stark betroffen, nahm Anregungen zum Objektschutz mit nach Hause. „Bei uns ist das Wasser vor drei Jahren überall reingekommen, vor allem durch die Fenster.“ In Zukunft soll ihr Haus mit einer Rückstausicherung gesichert werden, nahm sie sich vor.


Vorbereitung auf den Katastrophenfall

Es ist sinnvoll, sich selbst auf mögliche Schadensereignisse und die teils erheblichen Folgen einzustellen. Vorsorge verhindert zwar nicht das Unwetter, kann aber die persönlichen Verluste und Schäden möglichst klein halten. Die VHS Voreifel bietet am Montag, 7. Oktober, um 18.30 Uhr in der Rheinbacher Geschäftsstelle, Koblenzer Straße 6, einen Vortrag zum Thema an. Der Dozent Hartwig Kaczmarek vermittelt den Teilnehmern anhand einer Checkliste, wie sie sich auf einen Stromausfall, Überflutungen oder medizinische Notversorgung vorbereiten können. Er geht auch der Frage nach, wie man seine Dokumente am besten aufbewahrt.

Hartwig Kaczmarek war lange Zeit ehrenamtlich und hauptberuflich beim Technischen Hilfswerk (THW) tätig. Weitere Infos und Anmeldung unter www.vhs-voreifel.de oder telefonisch unter (0 22 26) 8 92 26-20.