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Bibliothek St. MartinStadt Rheinbach Stadt zahlt nun mehr als das Doppelte

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Pastor Bernhard Dobelke (2. v. l.) und Bürgermeister Ludger Banken (2. v. r.), Vertreter der Stadt, der katholischen Kirche und der Bücherei trafen sich zur Unterzeichnung des neuen Vertrags

Pastor Bernhard Dobelke (2. v. l.) und Bürgermeister Ludger Banken (2. v. r.), Vertreter der Stadt, der katholischen Kirche und der Bücherei trafen sich zur Unterzeichnung des neuen Vertrags

Der Rückzug des Bistums aus der Kostenübernahme für sieben Vertragsbibliotheken ist für Rheinbach nun im Sinne der Leser neu geregelt. Die Stadt zahlt, und ein Verwaltungsrat regiert künftig mit.

Die Öffentliche Bücherei St. Martin am Lindenplatz bleibt unter der Trägerschaft der Katholischen Kirchengemeinde St. Martin Rheinbach erhalten. Am Aschermittwoch unterzeichneten Vertreter von Kirchengemeinde und Stadt den neuen Vertrag. Dieser ist auf fünf Jahre befristet und löst den zwischen Stadt und Kirchengemeinde im Jahr 1978 geschlossenen Kooperationsvertrag ab.

„Wir sind alle heute mit großer Freude zusammengekommen, um den Vertrag zu unterschreiben“, sagte Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken. Der Vertrag sei vom Rat einstimmig beschlossen worden, und sein Inhalt habe „vor allen Gremien bestanden“.

Rheinbach: Neuer Verwaltungsrat führt Bücherei wirtschaftlich

Im Vertrag ist auch die Finanzierung neu geregelt: Die Stadt Rheinbach, die vorher in Zeiten des Nothaushaltes 75.000 Euro jährlich zahlte, legt nun mit mehr als 162.000 Euro jährlich mehr als das Doppelte hin. Kirchengemeinde und Erzbistum übernehmen 40.000 Euro, 9600 davon sind ein Zuschuss des Bistums für den Medienbestand. Außerdem gebe es die Möglichkeit, einen Möbelzuschuss zu beantragen, informierte Elisabeth Bremekamp, Leiterin des Referats „Katholische Öffentliche Büchereien“ im Erzbistum Köln.

Bis Ende Juli gelten noch die alten Zahlen, ergänzte Rheinbachs Erster Beigeordneter, Raffael Knauber. Neu ist ebenfalls, dass es nun zusätzlich zum Büchereibeirat einen Verwaltungsrat gibt, der sich aus Vertretern von Stadt und Kirchengemeinde zusammensetzt und der die Bücherei wirtschaftlich führt.

Banken, Knauber und der katholische Pfarrer Bernhard Dobelke freuten sich, wie sie sagten, dass nach langen Verhandlungen die Stadt Rheinbach und die Katholische Kirchengemeinde übereingekommen seien, den Erhalt der Öffentlichen Bücherei Sankt Martin gemeinsam zu sichern. In den Gesprächen sei es darum gegangen, die Bücherei für die Zukunft auf die Beine zu stellen, so Banken: „Es wäre sträflich gewesen, den Betrieb nicht zu sichern.“

Knauber erklärte: „Ich bin glücklich, dass ich in meiner aktiven Dienstzeit erlebe, dass der Vertrag unterschrieben werden kann.“ Der Dank des Dezernenten richtete sich vor allem an Gemeindemitglied Roland Keil und Pfarrer Dobelke sowie an den städtischen Mitarbeiter Wolfgang Rösner, Leiter des Fachbereichs „Jugend, Schule, Sport und zdi“, die „maßgeblich die Verhandlungen führten“.

Keil wirkte wie die Juristin Martina Burke ehrenamtlich im Büchereiausschuss von St. Martin, beide waren Mitunterzeichner. Bremekamp: „Es ist wichtig, eine Bücherei in so zentraler Lage zu erhalten, in der so gute Arbeit geleistet wird.“

Bücherei von über 30 Ehrenamtlichen unterstützt

Für Daniela Hahn, die seit 2011 die Bücherei leitet, war der Tag der Vertragsunterzeichnung ein Tag der Freude: „Es freut uns, dass es jetzt wirklich weitergeht und wir nicht länger im Ungewissen leben.“ Allerdings habe sie mit ihren Kolleginnen Martina Prüser und Birte Wulf-Hipperson stets darauf vertraut, dass sich alles im guten Sinne entwickeln werde. Nicht zuletzt wegen der positiven Signale, die Bürgermeister Banken bei der Neueröffnung des Untergeschosses nach der Flut im Oktober vergangenen Jahres gegeben hatte.

Das Untergeschoss war bis dahin saniert worden, das Erdgeschoss war bereits kurz nach der Flut am 15. August wieder geöffnet worden. Das Team der Öffentlichen Bücherei St. Martin besteht aus drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, die sich zwei Vollzeitstellen teilen. Die Mitarbeiter sind bei der Kirchengemeinde angestellt, zu der auch das Gebäude gehört.

Mehr als 30 ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen die Bücherei in verschiedensten Bereichen. So werden sie teilweise vor Ort, aber auch als Vorlesepaten in Schulen und Kindergärten eingesetzt. Einer der bei der Vertragsunterzeichnung anwesenden Ehrenamtler war Gerd Hilger, jahrzehntelanger Nutzer der Bücherei: „Mir als Leser hätte es sehr weh getan, wenn die Bücherei geschlossen worden wäre.“

Mir als Leser hätte es sehr weh getan, wenn die Bücherei geschlossen worden wäre.
Gerd Hilger, Leser und ehrenamtlicher Helfer der Bibliothek St. Martin in Rheinbach

Monika Flieger vom Verein „Rheinbach liest“ äußerte sich ebenfalls zufrieden: „Wir sind froh, dass Stadt und Kirchengemeinde zu einer Lösung gekommen sind und die Bücherei erhalten bleibt.“ Der Verein hatte im Rahmen der Aktion „Alarmstufe Rot – unsere Bücherei braucht Zukunft“ für den Erhalt der Öffentlichen Bücherei Sankt Martin über 1400 Unterschriften gesammelt.


Auswirkungen auch in Alfter und Meckenheim

Im Juni 2021 hatte das Erzbistum Köln angekündigt, seine finanzielle Förderung für sieben Vertragsbüchereien bis Ende 2023 einzustellen. Diese wurden von den Kirchengemeinden mit den Kommunen betrieben. Die Kirchengemeinden als Träger wurden vom Bistum gebeten, die mit den Kommunen geschlossenen Kooperationsverträge unter Wahrung der Kündigungsfristen zu beenden.

Betroffen von den Kürzungen sind ebenfalls die Katholische Öffentliche Bücherei St. Johannes der Täufer in Meckenheim und die Bücherei St. Mathäus Alfter.

Nach fehlgeschlagenen Verhandlungen mit dem Erzbistum ist die Nachbargemeinde Meckenheim bemüht, die allgemeine Literatur- und Informationsversorgung für die Einwohner sicherzustellen. Der Stadtrat hat dazu einen entsprechenden, einstimmig verabschiedeten Beschluss gefasst. Seitens der Kirchengemeinde und des Kirchenvorstandes hatte in Meckenheim Interesse bestanden, weiterhin zusammenzuarbeiten. Ursache und Grund für die Kündigung seien in Köln gelegt worden, hatte Bürgermeister Holger Jung in der Vergangenheit erklärt.