Rheinbach – Fünf Wochen lang hat Jörn Oliver Sass wieder Schulterklappen getragen. Der Professor für Bioanalytik und Biochemie, der an der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg am Campus in Rheinbach forscht und lehrt, hat sich als Reservist freiwillig gemeldet, um während der Corona-Krise zu helfen. Sein Einsatzgebiet: das Zentralkrankenhaus der Bundeswehr in Koblenz. Eigentlich war Sass darauf vorbereitet, dass er dort vor allem im Labor eingesetzt wird. Sein Aufgabenbereich sei dann aber doch überraschend anders gewesen: er habe sich tief in Literatur zu Covid-19-Testverfahren eingelesen und recherchiert. „Das war sehr interessant. Ich bin ganz angetan davon, dass ich das dort machen konnte“, sagt der Professor über seinen Einsatz von April bis Mai in Koblenz. Fest steht deshalb schon: Im Sommer kehrt Sass zurück. Auch weil sich schon weitere Synergien aus seinem Reservisteneinsatz ergeben hätten.
Seinen Grundwehrdienst hat Sass vor 35 Jahren absolviert. Von 1985 bis 1986 war er im Sanitätszentrum der Bundeswehr stationiert – und klassisch in einem Fünf-Bett-Zimmer untergebracht. „Das war jetzt in Koblenz zum Glück doch etwas anders als noch vor 30 Jahren, dort hatte ich ein Einzelzimmer“, berichtet Sass. Seinen letzten Kontakt zur Bundeswehr hatte er dann 1987 im Rahmen einer Wehrübung. Danach hat sich der Obergefreite voll auf seine akademische Laufbahn konzentriert. 1991 erhielt er sein Diplom als Biochemiker an der Freien Universität in Berlin, fünf Jahre später hatte er seinen Doktortitel. Nach Stationen unter anderem in Kinderkliniken in Innsbruck, Freiburg und Zürich landete er 2015 an der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg.
Als Sass vor einigen Wochen dann die Ausschreibung gesehen hat, sei schnell klar gewesen, dass er helfen möchte. „Es wurden Reservisten mit Sanitätsdiensterfahrung und einschlägiger Berufstätigkeit gesucht, da musste ich nicht lange überlegen. Ich dachte, das wäre eine nützliche Tätigkeit.“ In der Abteilung für Mikrobiologie im Zentralkrankenhaus hat Sass dann weniger Proben pipettiert und sich dafür umso mehr mit Literatur-Recherche zur Covid-19-Diagnostik beschäftigt.
Umfangreiche Recherche zu Corona-Schnelltests
„Es gab zu dem Zeitpunkt ein sehr großes Angebot an Testverfahren, da wurde sehr schnell viel auf den Markt gespült.“ Viele dieser Schnelltests seien allerdings mit Vorsicht zu genießen, deshalb die Recherche. „Es gab viele neue, interessante Einblicke. Es war schön die Praxiserfahrung noch mal aufzufrischen“, berichtet Sass im Nachhinein.
Wintersemester an der H-BRS
Der Start der Bewerbungsphase zum Wintersemester 2020/2021 an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) ist wegen Corona verschoben worden. Die Bewerbungsphase für zulassungsbeschränkte Bachelorstudiengänge beginnt am Donnerstag, 2. Juli, und endet am Donnerstag, 20. August. Die Einschreibung ist online bis Freitag, 2. Oktober, zu beantragen, notwendigen Unterlagen müssen der Hochschule bis zum 5. Oktober vorliegen. Für die zulassungsfreien Bachelorstudiengänge kann die Einschreibung online beantragt werden: Von Dienstag, 2. Juni, bis Mittwoch, 30. September, notwendigen Unterlagen müssen der Hochschule bis Samstag, 3. Oktober, vorliegen. Die Vorlesungen im Wintersemester starten verspätet am Montag, 2. November. Ein Überblick über die Bewerbungs- und Einschreibungsfristen aller Studiengänge ist online einsehbar. (mdh)
www.h-brs.de
Die Lehre für seine Rheinbacher Studierenden konnte der Professor in den fünf Wochen „normal“ fortsetzen. Da Kurse an der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg wegen der Corona-Pandemie größtenteils weiterhin nur digital stattfinden, sei das kein Problem gewesen. „Im Fall von Präsenzlehre wäre das schon schwieriger gewesen. So konnte ich beides gut miteinander vereinbaren.“ Mittlerweile hatte Sass aber auch schon wieder „einen Hauch von Normalität“ am Campus Rheinbach: In Kleingruppen und mit entsprechenden Vorkehrungen habe ein gekürztes Praktikum stattgefunden. „Da hatten viele wohl zum ersten Mal in diesem Semester wieder eine Pipette in der Hand.“
Schon im Sommer will Sass wieder zurück als Reservist ans Zentralkrankenhaus der Bundeswehr in Koblenz. Es hätten sich „wissenschaftliche Anknüpfungspunkte“ ergeben. „Dann soll es aber nicht um das Thema Corona gehen. Im Sommer kommt ein neues Analysegerät, damit darf ich mich dann in meiner Rolle als Bioanalytiker beschäftigen.“ Darüber hinaus hätten sich schon weitere Synergien ergeben: Eine Masterarbeit soll in Kooperation mit dem Zentralkrankenhaus geschrieben werden. „Aber auch in die Lehre in Rheinbach kann ich meine Erfahrungen einbinden “, so Sass über seinen kurzen Reservisten-Einsatz.