Wer rettet die Stadt vor dem Virus? Wer hat im Urwald die Krone auf? Und wer landet als Schrumpfkopf auf den Pfählen der Eingeborenen? Die Antworten auf diese Fragen wurden gelüftet, als sich der Vorhang zu den Sitzungen des Rheinbacher Landsturms hob. Die satirisch-musikalische Truppe unter dem Dach der Stadtsoldaten meldete sich aus dem „Dschungelcamp Rheembach“
„Dschungelcamp Rheembach“Landsturm Rheinbach: Interview mit einem Gesichtslosen
„Hello again!“ Motiviert bis in die Haarspitzen kam der Rheinbacher Landsturm aus der dreijährigen Corona-Pause zurück. In ihrem „Dschungelcamp“ jagten die Vollblutkarnevalisten eine Sau nach der anderen durch den Eifeler Urwald, und so manche Honoratioren der Glasstadt mussten ganz nach Art der Dschungelprüfung glitschige Kröten schlucken. Denn die zwölf urigen Typen nahmen einmal mehr kein Blatt vor den Mund, legten dafür den Finger in so manche Wunde und bürsteten kräftig gegen den Strich – da blieb wahrlich kein Auge trocken.
Eine Dschungelprüfung nach der anderen
Besonders viel einstecken mussten diesmal ein „selbstloser Bestattungsunternehmer“ und ein „gesichtsloser Bürgermeister“. Schon das sensationelle Bühnenbild von Janni Feuser machte klar, dass die Wichtigen der Stadt ebenso wie die Wichtigtuer eine Dschungelprüfung nach der anderen zu bestehen haben würden. Rührten doch Kalle Kerstholt, Martina Koch und Dieter Huth einen leckeren „Bürgermeister-Eintopf“ mit Silke Josten-Schneider, Thomas Spitz und Oliver Wolf als Fleischeinlage an, während im Hintergrund „Dschungelkönig“ Ludger Banken sich der Angriffe von „Messerstecher“ Stefan Raetz und „Giftschlange“ Bernd Beißel erwehren musste. „Ihr Bestatter“ Ferdi Pfahl lauerte derweil auf neue Opfer und bislang unbekannte Geschäftsfelder, und im „monte mare“ ließen Männlein und Weiblein die durchtrainierten Muskeln spielen. Krokodile, Affen und Menschenfresser rundeten das Szenenbild ab, das einmal mehr ein absolutes Meisterwerk war.
Nach der Begrüßung von Willi Hohn erläuterte zunächst „Professor Dr. Karl Klabauterbach“ (Peter Eich), wie das mit den Stäbchen im Dschungel so funktioniert. Schon führten „Sonja Zietlow“ (Heiko Hecking) und „Dirk Bach“ (Martin Steinhauer) die Teilnehmer des Dschungelcamps auf die Bühne und schwadroniert frohgemut über die guten alten Zeiten. Drei Klimaaktivisten (Stephan Bruna, Stefan Jansen und Martin Steinhauer) versuchten sich währenddessen als Klebekünstler nach dem Motto „Mir klävve am Levve“, wurden aber bald den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen. Dabei könnten sie doch das Glasmuseum problemlos mit einer ihre Aktionen wieder auf die Liste der weltbekannten Kulturzentren bringen, der Kartoffelbrei werde sogar von der Stadt gestellt.
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Für Nasepopeln bezahlt werden
Nach allen Regeln der Kunst sezierte „Hundesitter“ Peter Eich das politische und gesellschaftliche Leben in Rheinbach, er ließ den „bösen (Oliver) Wolf“ und den „kleinen (Thomas) Spitz“ aufeinander los und ohnehin wirklich niemanden ungeschoren davonkommen. Als Arzt und Opfer im Corona-Testzentrum griffen Fred Paral und Achim Frank das Thema auf und wunderten sich doch sehr, wie Ferdi Pfahl es sogar schaffe, für das Nasenpopeln bezahlt zu werden, „aber alles nur für Rheinbach!“ Die gendergerechte Sprache ließ Stephan Bruna ebenso verzweifeln wie Thomas Spitz und Stefan Jansen. Bruna befürchtete, dass es bald mehr Baustellenschilder als Baustellen gebe, weil ja für jedes Geschlecht ein eigenes Warnzeichen aufgestellt werden müsse.
Seine eigentlich geplante Rede über Bürgermeister Ludger Banken wolle er nun nächste Jahr halten, denn bis dahin habe sich bei dem ohnehin nicht viel getan. „Der Neue“ übe sein Amt nämlich aus nach dem Motto: „Willst du gelten, mach dich selten.“ Auf die Spitze trieb es Fred Paral als Lokalreporterin bei ihrem Interview mit dem „Bürgermeister ohne Gesicht“ (Stephan Bruna). Der „Mann mit dem Käppi“ blieb zwar inkognito und stumm und die taffe Zeitungsfrau musste sich zusammenreimen, was „der Bürgermeister, das unbekannte Wesen“ hätte sagen wollen.
„Wir stecken jeden an, egal ob Frau oder Mann“, sangen die Mitglieder des „Mutanten-Stadels“ (Peter Arzdorf, Stefan Jansen, Thomas Spitz, Heiko Hecking und Martin Steinhauer), während „Indiana Frank“ (Achim Frank) aus „Death Valley“ (Todenfeld) kleine Blauwale in Einmachgläsern in den Schwanenteich-Weihern aussetze. Aber nur, damit sie Rheinbachs Ordnungsamts-Chef (Meldoo, Reichlich, A.... huh) sie wieder zurück ins Meer bringen muss. Den Abschluss vor der Pause machten „Wetterfee“ Heiko Hecking und „Nachrichtensprecher“ Achim Frank, die sich mehr auf die Weisheiten von „Wetterfrosch“ Martin Steinhauer verließen als auf die Meteorologen. Völlig klar, dass über Rheinbach immer die Sonne schien und über Meckenheim immer das Gewitter fegte.
Das Lachen blieb im Halse stecken
Nach der Pause setzen die bestens aufgelegten Landstürmer ihr Feuerwerk mit einem chaotischen Elternabend per Zoom fort. Thema: Das vegane Pausenbrot. Das Lachen blieb dem Publikum hingegen mehrmals im Halse stecken, als „Don Kabänes“ (Heiko Hecking) Zwiegespräche mit dem gekreuzigten Jesus (Thomas Spitz) für den Zustand der katholischen Kirche nach den bekanntgewordenen Missbrauchsfälle hielt. Am Ende steigt Jesus vom Kreuz, um beim Amtsgericht den Austritt aus der Kirche zu beantragen.
Die harte Kost war allerdings schnell verdaut, als die Landstürmer die ABBAtare auf die Bühne holten, zu den Melodien der schwedischen Popgruppe Lieder auf Rheinbach und seine Orte sangen, bevor der Affenkönig (Achim Frank) schließlich den Thron im Dschungel bestieg. „Gemeinsam haben wir die zwei schwierigen Jahre überstanden, und wir freuen uns, dass wir diese Show vor diesem fantastischen Bühnenbild mit euch feiern konnten“, sagte Peter Eich zum Schluss.