Corona-Impfungen in BornheimBürger sprechen von Frust und Enttäuschung
Bornheim – Für viele über 60-Jährige begann der Ostersamstag mit Frust und Ärger. Viele saßen am Telefon oder am Rechner, um einen Impftermin über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) zu erhaschen. Denn NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hatte Impfstoff von Astrazeneca, der ursprünglich für jüngere Impflinge gedacht war, spontan den über 60-Jährigen zur Verfügung gestellt. Allerdings ging der Rhein-Sieg-Kreis einen eigenen Weg: Nicht im Impfzentrum in Sankt Augustin, sondern bei den Hausärzten sollten die Dosen verimpft werden. Wie sind die Bürger zurecht gekommen? Die Rundschau fragte nach.
„Zehn Stunden Frust und Enttäuschung liegen hinter mir“, sagt Jürgen Mayer (64) aus Walberberg. „Ich bin immer noch sehr sauer.“ Seit 8 Uhr am Samstagmorgen habe er telefonisch und übers Internet versucht, die Kassenärztliche Vereinigung zu erreichen. „Als Bürger dieses Kreises wird man wirklich nicht verwöhnt“, erklärt er. „Die haben uns alle zum Narren gemacht.“ Von Freunden aus anderen Landkreisen habe er über Ostern gehört, dass sie sich einen Impftermin der Sonderration sichern konnten. „Da scheint es zu klappen“, sagt er und wundert sich, dass der Rhein-Sieg-Kreis das nicht gestemmt bekomme.
Doch noch ärgerlicher als mangelnde Kapazitäten findet er, dass er auf der Internetseite der KV auf den Sonderweg des Rhein-Sieg-Kreises nicht hingewiesen wurde. „Diese Nachricht hätte spätestens dann erscheinen müssen, wenn eine Postleitzahl eingegeben wird.“ Stattdessen sei er zwar auf der Seite der Terminvergabe gelandet, doch seien sämtliche Termine für die nächsten Monate gebloggt gewesen. „Ich habe inzwischen wirklich das Gefühl, dass die Qualität der medizinischen Versorgung davon abhängig ist, in welchem Landkreis man wohnt.
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Für Samstagmorgen den Wecker gestellt
Auch Ute Kleinekathöfer (64) aus Bornheim ist sauer. „Ich habe mir für Samstag sogar den Wecker gestellt, um es keine Minute unversucht zu lassen, einen Termin zu bekommen“, berichtet sie. Doch erst am Samstagabend gegen 21 Uhr sei sie online soweit durchgekommen, dass sie sich für einen Termin vormerken lassen konnte. „Buchen konnte ich aber nicht“, betont sie. Am Montag sei sie dann telefonisch durchgekommen. „Und erst dabei habe ich erfahren, dass ich als Bornheimerin im Rhein-Sieg-Kreis gar keinen Termin für die Sonderimpfung bekommen kann“, berichtet sie. „Vertane Zeit“, sagt sie. „Ich finde es unmöglich. Jetzt rächt sich, dass der Landrat mit dem zweiten Impfzentrum nicht weitergemacht hat. Wenn die angekündigten Sonderimpfungen ein Impfzentrum so aus der Bahn werfen, wie soll das künftig dort aussehen, wenn wie von der Politik versprochen Impfungen erst einmal richtig Fahrt aufnehmen? Die Ärzte und ihre Mitarbeiter in den Praxen tun mir jetzt schon leid“, so Kleinekathhöfer.
„Ich war sehr, sehr enttäuscht“, sagt Gabi Speer (68) aus Waldorf. Von der Sonderimpfaktion selbst waren sie und ihr Mann Norbert (71) aber sehr angetan. Ihren Söhnen mussten sie versprechen, es auf jeden Fall zu versuchen, einen Termin zu bekommen. Zusammen und im Wechsel hätten sie ab 8 Uhr viele Stunden am Samstag dann damit verbracht, die Nummer der KV zu wählen beziehungsweise am Computer ins System zu kommen. Ihr Tipp: „Ein Impf-Drive-in. Warum nicht auch hier im Rhein-Sieg-Kreis“, so Speer.