Öffentliches Leben lahmgelegtTanzveranstaltungen in Bonn ab sofort untersagt
Bonn – Das öffentliche Leben in Bonn wird weitgehend lahmgelegt. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, schließt die Stadt ab sofort alle städtischen Kultur- und Sporteinrichtungen, alle Kitas und Schulen. Das betrifft Schauspielhaus und Oper, Kunst- und Stadtmuseum, Musikschule, Volkshochschule, Stadtbibliothek sowie Sporthallen und Schwimmbäder.
Darüber hinaus hat Oberbürgermeister Ashok Sridharan am Freitag eine Ordnungsverfügung erlassen, die weit in das Privatleben der Bonner eingreift. Seit Donnerstag sind bereits alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern auf unbestimmte Zeit verboten. Das gilt, wie berichtet, für die Frühjahrsausgabe des Beethovenfestes und bis einschließlich 19. April für alle Aufführungen in Schauspielhaus und Oper. Alle Konzerte des Beethoven Orchesters wurden bis zum 10. April abgesagt. „Wir hoffen, damit einen Beitrag zur Gesundheit des Publikums und der Bevölkerung zu leisten“, sagte Generalmusikdirektor Dirk Kaftan. Tickets können an der Theater- und Konzertkasse zurückgegeben werden. Der Eintrittspreis wird wahlweise erstattet oder in einen Gutschein umgewandelt.
Auch kleinere Veranstaltungen betroffen
Von der erneuten Ordnungsverfügung, die heute in Kraft tritt und unbefristet ist, sind auch kleinere Veranstaltungen betroffen. Stadtdirektor Wolfgang Fuchs, der Leiter des Krisenstabs, zählte am Nachmittag in einer Pressekonferenz auf, wo künftig nicht mehr gefeiert werden darf: In Varietés, Kabaretts, Tanzveranstaltungen, Kinos und Discos, weil gerade da „Körperflüssigkeiten“ ausgetauscht werden. Es trifft also beispielsweise das Pantheon, das Kleine Theater, den Contra-Kreis, das Euro-Theater, das Springmaus-Theater, die Musikshows in der Harmonie, das Varieté GOP und Malentes Theater. Fuchs: „Das kulturelle Leben in Bonn fällt weitgehend flach“ (siehe auch Seite 34).
Ab Montag ruht in den Schulen der Unterricht bis zum 19. April, dem Ende der Osterferien. Damit folgt die Stadt einer Anordnung des Landes. Damit die Eltern sich auf diese Situation vorbereiten und sich möglicherweise eine Betreuung für ihr Kind suchen können, können sie am Montag und Dienstag ihre Kinder „aus eigener Entscheidung“, so Schuldezernentin Carolin Krause, zur Schule bringen, wo zwar kein Unterricht stattfindet, die Pänz aber während der üblichen Unterrichtszeit betreut werden.
Lehrer müssen am Montag zur Schule
Lehrer müssen am Montag in der Schule anwesend sein, „um mit dem Kollegium die notwendigen Absprachen zu treffen. Die Schulen müssen aber für Kinder von Eltern, die in sogenannten „unverzichtbaren Funktionsbereichen“ arbeiten, also etwa im Gesundheitswesen, eine Betreuung sicherstellen, damit die Erziehungsberechtigten weiterhin zum Dienst gehen können. Das gilt für Kinder der Klassen 1 bis 6.
Ebenfalls ab Montag geschlossen sind die Kitas und die Kindertagespflege. Die Kindergärten dürfen, anders als die Schulen, ab Montag nicht mehr betreten werden. Auch hier will die Stadt für Eltern, die keine eigene Betreuung organisieren können und im „Bereich der Daseinsvorsorge“ arbeiten, eine Notbetreuung sicherstellen. Die 15 städtischen Jugendzentren machen ab sofort dicht, den Trägern der 31 übrigen Jugendzentren empfiehlt die Stadt ebenso zu verfahren.
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Anfang kommender Woche berät der Krisenstab, ob er städtische Gremiensitzungen absagt. Dann fielen Sitzungen von Ratsausschüssen aus, auch die Kommunalpolitik beugte sich dann der Corona-Kraft. Das Dienstleistungszentrum im Stadthaus soll geöffnet bleiben, Ausweise können weiter beantragt werden.
Oberbürgermeister Ashok Sridharan geht davon aus, dass es bis in den Sommer hinein in Bonn keine Großveranstaltungen mehr geben wird. „Rhein in Flammen am ersten Maiwochenende ist bereits abgesagt, die Veranstalter des Bonn Marathon am 26. April denken nach Angaben von Ordnungsamtsleiter Günter Dick über eine Verschiebung nach. Die Hofgartenkonzerte im Mai mit dem Beethoven Orchester, mit Superstar Robbie Williams, der Gruppe Kraftwerk und den Fantastischen Vier dürften geknickt werden, auch der Bonn-Triathlon am 14. Juni. Der OB: „Das ist bitter für die Veranstalter, aber wir tragen die Verantwortung für die Menschen hier“. Er verwies auf eine von der Stadt vorbereitete Checkliste, nach der sich Privatleute, auch Brautpaare, die eine große Hochzeit planen, bei der Organisation von Veranstaltungen in Zeiten von Corona richten könnten. Sie ist unter bonn.de zu finden.
Zahl der Infizierten auf 23 angestiegen
Unterdessen ist die Zahl der Infizierten in Bonn auf 23 gestiegen. Darunter ist nach Angaben der Stadt ein Ukrainer, der sich mit mehreren seiner direkten Kontaktpersonen in einem Hotel in Quarantäne befindet. Die Stadt prüfe, wo sie während der 14-tägigen Quarantäne untergebracht werden können, so Stadtsprecher Marc Hoffmann.
Das Friedrich-List-Berufskolleg ist wegen der Infektion eines Schülers aus dem Rhein-Sieg-Kreis am Freitag geschlossen worden. Die benachbarte private Bernd-Blindow-Schule ließ den Unterricht ebenfalls ausfallen.