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CoronavirusBonn eröffnet Diagnostikzentrum

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Noch gestern wurde in der Gotenstraße gearbeitet, heute soll das Diagnosezentrum eröffnen.

Bonn – Es wird gehämmert und gestrichen, Schleifgeräte surren an Fußbodenleisten entlang, Stühle werden von einem Zimmer ins andere getragen: Man mochte es am Freitagvormittag nicht glauben, dass hier in dem Bürogebäude Gotenstraße 7-9 heute um 10 Uhr ein Coronavirus-Diagnostikzentrum eröffnet wird. Doch die Zeit drängt. Die Stadt Bonn will Arztpraxen und Krankenhäuser im Kampf gegen den Erreger entlasten. Da passte es, dass die stadteigene zweistöckige Liegenschaft in Bad Godesberg gerade frei war und für 200 000 Euro in aller Eile umgebaut werden konnte.

Es sieht innen aus wie eine Arztpraxis mit Empfangsbereich, Warte- und Behandlungszimmer. In dem Diagnostikzentrum untersuchen im Auftrag des Gesundheitsamts an sieben Tagen in der Woche jeweils von 8 bis 16 Uhr sieben Fachkräfte Patienten, die von niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern und dem Rettungsdienst an das Zentrum verwiesen wurden, auf eine mögliche Infektion mit dem Virus.

Desinfektionsmittel und Schutzmaske

Das sieht so aus, dass der Betroffene nach telefonischer Terminvereinbarung sich nach dem Betreten des Hauses zunächst die Hände mit einem Desinfektionsmittel reinigen muss, sich eine Schutzmaske überstreift und er dann ins Wartezimmer geht. Ist er an der Reihe, befragt ihn ein Arzt nach Krankheitssymptomen, bevor der Rachenabstrich gemacht wird. Die Stäbchen werden, versehen mit personenbezogenen Daten, zweimal täglich von einem Kurier zur Abteilung Virologie der Universitätsklinik auf den Venusberg gefahren und dort analysiert.

Ein Befund soll in der Regel am folgenden Tag vorliegen. Danach wird der Betroffene informiert. Ist er positiv getestet worden, versucht das Gesundheitsamt Kontaktpersonen zu ermitteln, um auch sie untersuchen und die Infektionskette unterbrechen zu können, erklärte die stellvertretende Amtsleiterin Dr. Susanne Engels.

Sortierung nach Etagen

In die zweite Etage des Diagnostikzentrums, die in der kommenden Woche hergerichtet sein soll, werden Menschen mit weniger starken Symptomen geführt. Der Aufzug muss noch repariert werden. Engels rechnet damit, dass täglich 40 bis 50 Personen die Einrichtung aufsuchen werden.

Es behandelt auch Bewohner des linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreises, und zwar so lange, bis die Kreisverwaltung in einer linksrheinischen Kommune ein solches Zentrum eingerichtet hat. Eine entsprechende Bitte von Landrat Sebastian Schuster „konnten und wollten wir nicht abschlagen“, sagte Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan gestern.

Die Einrichtung wird von sieben Fachkräften betreut. Die Ärzte stellen die Kassenärztliche Vereinigung und örtliche Krankenhäuser, weiteres Personal für Empfang, Telefondienste und Praxishilfe kommt unter Federführung des Deutschen Roten Kreuzes vom Malteser Hilfsdienst und vom Arbeiter Samariterbund. „Wir reagieren flexibel auf die Situation“, sagte DRK-Kreisgeschäftsführer Christoph Blessin weiteres Personal zu, wenn es notwendig werden sollte. Dr. Frauke Hartung von der DRK-Schwesternschaft lobte ihre Kolleginnen: „Die Pflegekräfte leisten unglaublich viel“. DRK-Schwestern sind auch im von Coronavirus stark betroffenen Kreis Heinsberg tätig.

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Die Ärzte hätten ebenfalls große Bereitschaft gezeigt, sich freiwillig im Zentrum zu engagieren. „Der Druck in den Praxen ist zurzeit sehr groß, wir erwarten nun eine relative Entlastung“, sagte Dr. Thomas Scheck, Vorsitzender der Kreisstelle Bonn der Ärztekammer Nordrhein.