- Bonn erstellt einen neuen Mietspiegel. Wegen des aktuellen Mietspiegels, der 2016 erstellt und 2018 fortgeschrieben worden war, hatte es Streit gegeben.
- Am Montag haben 50 Interviewer mit den Befragungen von Mietern begonnen.
- Wer befragt wird, was im neuen Mietspiegel berücksichtigt wird und warum der aktuelle nciht mehr fortgeschrieben wird, können Sie hier nachlesen:
Bonn – Alle Beteiligten waren sich einig: Ein Mietspiegel sorgt für Rechtssicherheit und hilft damit, juristische Streitigkeiten zu vermeiden. Damit das auch in Bonn zukünftig der Fall ist, stellt die Stadt in Abstimmung mit dem Mieterbund und dem Haus- und Grundeigentümerverein bis 2020 ein neues Zahlenwerk auf.
Erstmals werden darin auch Ein- und Zweifamilienhäuser aufgeführt. Die rund 50 Interviewer haben am Montag mit den dafür nötigen Befragungen von Mietern begonnen. Auch die Vermieter kommen zu Wort. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt vom „Institut Wohnen und Umwelt“ aus Darmstadt. Herausgeber des Mietspiegels sind der Mieterbund Bonn/ Rhein-Sieg/Ahr, Haus- und Grund Bonn/Rhein-Sieg und Bad Godesberg sowie die Stadt Bonn.
Berücksichtigt werden Lage, Ausstattung, Alter des Gebäudes und vieles mehr
Befragungen
Für den neuen Mietspiegel 2020 werden durch ein Zufallsauswahlverfahren rund 10 000 Wohnungen für eine Befragung ausgesucht. Im Vorfeld einer Befragung wird einer der rund 50 Interviewer Kontakt zu den Mietern aufnehmen. Ein Gespräch dauert voraussichtlich rund eine Stunde, der Fragebogen hat 16 Seiten. Parallel wird die Stadt ausgewählte Vermieter anschreiben und bitten, einen elektronischen Fragebogen auszufüllen. Die Teilnahme an den Befragungen ist freiwillig. (wki)
Stadtbaurat Helmut Wiesner betonte, dass ein qualifizierter Mietspiegel erstellt werde, der gerichtsfest sei und alle vier Jahre aktualisiert werden müsse. Der Spiegel enthalte eine Gesamtübersicht der ortsüblichen Vergleichsmieten werde auf rund 108 000 Wohnungen in Bonn angewendet. Berücksichtigt werden Lage, Ausstattung, Alter des Gebäudes und vieles mehr. Vermieter und Mieter rief Wiesner auf, sich an den Befragungen zu beteiligen, damit man ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis erhalte. „Allein 3000 Antworten von Mietern werden benötigt“, so der Stadtbaurat.
Wegen des aktuellen Mietspiegels, der 2016 erstellt und 2018 fortgeschrieben worden war, hatte es Streit gegeben. Geschäftsführer Markus Gelderblom vom Verein Haus und Grund Bonn/Rhein-Sieg, der rund 6500 Mitglieder mit knapp 25 000 Wohnungen vertritt, erklärte warum: „Der alte Mietspiegel hatte aus unserer Sicht statistische Mängel, die bei vielen Mieten zu evidenten Rückgängen geführt haben. Ein Statistiker hat unsere Auffassung bestätigt.“
Mietspiegel berücksichtigt Miete vergangener vier Jahre
Der Spiegel habe deshalb auch nicht wissenschaftlichen Grundsätzen widersprochen. Der Vorsitzende des Mieterbundes, Bernhard von Grünberg, meinte dazu: „Bei der letzten Befragung wurde mehr Wert auf die energetische Ausstattung der Wohnungen gelegt. Weil das vorher nicht abgefragt worden war, kam man zu anderen Werten.“ Gleichwohl waren Gelderblom und von Grünberg froh, dass man nun wieder gemeinsam an dem Zahlenwerk arbeite. Ein sehr komplexes Erhebungsverfahren liefere belastbare Zahlen.
„Nachdem die Stadt zugesagt hat, dass alle Schritte transparent diskutiert und wissenschaftlich begleitet werden, haben wir uns entschlossen, wieder mitzuarbeiten“, so der Geschäftsführer. Sein Verein habe eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben, die auch berücksichtigt worden sei. „Wir sind auf einem guten Weg.“ Im Mietspiegel werde die Miete der vergangenen vier Jahre berücksichtigt.
Deshalb sei sie auch immer niedriger als die aktuellen Angebote in den Vermittlungsportalen. Die ortsübliche Vergleichsmiete sei aber juristisch bindend und auch Grundlage für die Mietpreisbremse. „Was bei unserer Arbeit herauskommt, wird nicht jedem Mieter und Vermieter gefallen“, betont Gelderblom.
Ein- und Zweifamilienhäusern erstmals im Mietspiegel erfasst
Peter Kox, stellvertretender Vorsitzender des rund 22 000 Mitglieder vertretenden Mieterbunds, betonte: „Bei so einem engen Wohnungsmarkt wie in Bonn und Teilen des Rhein-Sieg-Kreises ist ein Mietspiegel ein Schutz für Mieter und ein Instrument, das Frieden stiftet.“ Erstmals werden jetzt auch Mieten aus Ein- und Zweifamilienhäusern erhoben, um auch Aussagen zur Miethöhe in diesem Marktsegment treffen zu können.
Das freut laut Gelderblom auch die Mitglieder von Haus und Grund Bonn/Rhein-Sieg, denen rund 3000 solcher Objekte gehören. „Wir sind die größte Streitschlichtungsstelle in der Stadt“, meinte von Grünberg abschließend mit Blick auf Mieterbund und Haus und Grund. Man versuche stets, einvernehmliche Lösungen zu finden.
Fragen zum Mietspiegel und der Befragungsaktion beantworten Joachim Konzen per (E-Mail; Telefon (0228) 77 29 52) und Maximilian Dahl (E-Mail; Telefon (0228) 77 35 10).