Schule, Wohnraum, CoronaDas sind die Ziele von Meckenheims neuem Bürgermeister

Der Meckenheimer Bürgermeister Holger Jung
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Meckenheim – Was denn wohl der größte Unterschied sei zwischen ihm und seinem Amtsvorgänger Bert Spilles, wird der neue Meckenheimer Bürgermeister Holger Jung bei seiner ersten Jahrespressekonferenz gefragt. Er habe einen anderen Blickwinkel, sagt Jung. Spilles’ Steckenpferd sei die Stadtentwicklung gewesen, er habe eher eine strukturelle Sicht auf die Verwaltung. Um die „zukunftsfähig aufzustellen“ will Jung zum 1. Januar ein Hauptamt einführen, in dem Organisation und IT-Bereich zusammengeführt werden. Möglichst schnell will Jung auch seine frühere Stelle, die des Ersten Beigeordneten, wiederbesetzen. Gewählt werden soll der Nachfolger oder die Nachfolgerin möglichst in der ersten Ratssitzung im neuen Jahr. Zweistellig sei die Zahl der Bewerbungen, verriet Jung.
Aus dem Rathaus
Das neue Hauptamt solle dazu dienen, die internen Spielregeln vorzugeben, beispielsweise eine Einheitlichkeit beim E-Government, erklärt der Bürgermeister. Wie alle Kommunen zurzeit habe auch Meckenheim das Problem, Stellen zu besetzen. Da sei es wichtig, wieder junge Leute einzustellen und so auch dem Fachkräftemangel im eigenen Haus entgegenzuwirken. Gute Hilfestellung leiste dabei die Ausbildungsinitiative „MeGA“; Schülerpraktikanten vom gerade mal 200 Meter entfernten Schulcampus kennen das Haus bereits, es gibt also eine Anbindung. Jung: „Ich möchte Identifikation schaffen, das Gefühl, ich kann etwas für meine Stadt tun, wenn ich in der Verwaltung arbeite.“ Gerade wieder brandaktuell ist das Thema Homeoffice, an dem die Verwaltung intensiv arbeite. „Wenn uns Corona hilft, dann beim Erkennen solcher Möglichkeiten“, sagt Jung. Wenn man sich die Verwaltung im Jahr 2030 vorstellt, dann werden die Mitarbeiter vielleicht noch zweimal pro Woche ins Haus kommen, „aber soweit sind wir noch nicht“. Aktuell würden den Verwaltungen immer mehr Aufgaben übertragen: „Da sind wir froh, dass wir das Rathaus haben.“
Rückschau
Beim Blick zurück auf den Bürgermeisterwahlkampf fokussiert Jung ein Wort: Corona. Am 30. Oktober 2019 war Holger Jung als CDU-Bürgermeisterkandidat aufgestellt worden, der erste Wahlkampftermin war der Tollitätenempfang in Merl Anfang Januar 2020. Bis Februar liefen die Termine uneingeschränkt, aber „dann war alles wie abgeschnitten“, erinnert sich Jung. „Corona bestimmte alles, auch den Wahlkampf. Es gab keine heiße Phase.“ Was ihm gefehlt habe, sei der Kontakt zu den Bürgern gewesen. Nach seinem Wahlsieg habe es auch keine Party gegeben: „Ich habe mich natürlich gefreut, aber so kam keine Feststimmung auf.“ Dies sei schon ein besonderes Jahr, und es höre auch nicht geruhsam auf. Er habe Sorge, die Kollegen im Rathaus zu überlasten, denn „wenn man die Zahl der Überstunden sieht, wird einem schwindelig“. Allerdings sei man diesmal besser auf einen Lockdown vorbereitet, habe aus den Ereignissen im März gelernt.
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Schulen
Die Digitalisierung der Schulen bleibe vorrangiges Thema, Förderanträge zur Sachausstattung seien gestellt. Gerade wurden zwei Schulen in Merl saniert, jetzt müsse auch die Infrastruktur auf den aktuellen Stand gebracht werden. Für den Schulcampus werde übergangsweise ein Anschluss aus dem Rathaus genutzt, man habe aber noch keine flächendeckende Versorgung. Meckenheim habe zurzeit mehr als 2500 Schüler, so viele wie noch nie. Das „Leuchtturmprojekt für die ganze Legislaturperiode“ werde die Sanierung des Schulcampus.
Wohnraum
Die Preise für Wohnraum „galoppieren davon, auch in Meckenheim“, sagt Jung. Die Stadt ist dabei, Wohnraum zu schaffen: Das Neubaugebiete in Altendorf und die „Weinberger Gärten“ „sind schon sehr weit“. Das große Gebiet Merler Keil III sei so weit, dass jetzt mit den Bürgern der Planungsauftrag für den städtebaulichen Entwurf vorbereitet werden kann. Laut Jung brauche Meckenheim „eine gemischte Bebauung, Wohnen für jedermann. Eine feste Quote für gefördertes Wohnen gebe es aber nicht.
Corona
Die Bürgermeister der sechs linksrheinischen Kommunen seien sich einig, dass nur ein Impfzentrum im Kreis nicht ausreiche. Neben der Einrichtung in der Asklepios-Kinderklinik in Sankt Augustin müsse ein zweites Zentrum geplant werden, sagt Jung, dazu werde das Land aufgefordert: „Wir sind uns einig, dass wir nicht 170 000 Einwohner aus dem Linksrheinischen nach Sankt Augustin schicken können.“ Zurzeit warte man auf eine Rückmeldung von Landrat Sebastian Schuster. Obwohl das Impfzentrum des Nachbarkreises Ahrweiler in Gelsdorf gerade mal ein paar Kilometer entfernt ist, schließt die Kreisgrenze hier eine Zusammenarbeit aus.