AboAbonnieren

Neues ZentrumDer Kran dreht sich an der Meckenheimer Friedenskirche weiter

Lesezeit 4 Minuten
Der Kran dreht sich auf der Baustelle am Gemeindezentrum Friedenskirche in Meckenheim, die Arbeiten schreiten fort.

Der Kran dreht sich auf der Baustelle am Gemeindezentrum Friedenskirche in Meckenheim, die Arbeiten schreiten fort.

Die Bauarbeiten zum Umbau der Friedenskirche in Meckenheim als neues Zentrum der evangelischen Gemeinde schreiten voran.

Auf der Baustelle am evangelischen Gemeindezentrum Friedenskirche in Meckenheim ist die Fassade nun hinter einem Gerüst verschwunden, der Boden wurde gegossen und auch Teile der Außenwände und der Fahrstuhlschacht. Im Untergeschoss wiederum wurden die ersten Fenster eingebaut und der Übergang zum Neubau hergestellt. „Wenn man sich das von unten anguckt, das ist inzwischen eine beeindruckende Höhe, da braucht es einfach ein Gerüst, ein Geländer, um die Arbeitenden am Bau zu schützen“, erläutert Guido Schmidt vom Planungsteam der evangelischen Kirchengemeinde in seinem Baustellentagebuch.

Der Baubeauftragte arbeitet mit Architekten und Bauingenieuren zusammen. Ihm ist es wichtig, über die neuen Entwicklungen beim Bau transparent zu informieren und alle Menschen in der Gemeinde mitzunehmen. Aus diesem Grunde gibt es Plakate und Gespräche sowie Informationen auf Instagram und Youtube darüber, was als nächstes am Le-Mée-Platz passiert. Jeder Fortschritt wird sichtbar.

Gebaut wird am Gemeindezentrum seit November, und zwar ein neuer, dem bestehenden Ensemble angepasster Büro- und Besprechungstrakt. In diesem sollen alle Mitarbeiter, alle Gruppen und Kreise, die in den drei Zentren beheimatet sind, ihren Platz finden. Ende des Jahres soll alles fertig sein, der Einzug ist für November geplant. Die Kosten für den Neubau werden mit zirka zwei Millionen Euro beziffert.

Das Zentrum soll barrierefrei werden

Von großem Vorteil sei der Einbau eines Aufzugs, durch den nun das gesamte Ensemble in Zukunft barrierefrei sein werde, hatten Schmidt und Diakonin Sonja Freischem in der Vergangenheit ausgeführt: „Nach dem Umbau werden alle Ebenen auch innerhalb des Gebäudes von jedem Menschen erreichbar sein.“ Dies sei lange Zeit nicht so gewesen; Rollstuhlfahrer etwa hätten um das Gebäude herumfahren müssen, um in den oberen Bereich zu gelangen.

Mit den Arbeiten wird ein Beschluss des Presbyteriums aus dem Jahr 2021 umgesetzt, den Pfarrdienst neu zu regeln und eine Reduzierung von drei Zentren auf eines vorzunehmen. Bestehen bleiben wird die evangelische Friedenskirche in Meckenheims Neuer Mitte, die nun angesichts ihrer zukünftig erweiterten Funktion als alleiniges Zentrum des Gemeindelebens ausgebaut wird. Geschlossen werden die Christuskirche in Alt-Meckenheim und das Merler Kirchenzentrum „Die Arche“. Investiert werden sollte weiterhin in Gemeindearbeit, getreu dem Leitmotiv der Umstrukturierung: „Wir investieren in Menschen, nicht in Steine.“

Eine Reduzierung der Zentren war mit sinkenden Mitgliederzahlen und geringeren Einnahmen dadurch begründet worden. So ist die Größe der Gemeinde von etwa 9300 Gläubigen zur Jahrtausendwende auf rund 6500 geschrumpft. Das Presbyterium geht davon aus, dass durch einen geringeren Bewirtschaftungs- und Instandsetzungsaufwand für Gebäude eine erhebliche Reduzierung der Ausgaben erreicht wird, so dass in Zukunft ausgeglichene Jahresergebnisse erzielt werden können.

Das Zentrum Friedenskirche

Bauzeichnung des Bonner Büros sgp-Architekten für den Anbau der Meckenheimer Friedenskirche (rechtes Teilstück). Das Gebäude hat Fotovoltaik auf dem Dach und wird mit dem bestehenden Ensemble (links) verbunden. Barrierefreiheit garantiert ein neu eingebauter Aufzug.

Bauzeichnung des Bonner Büros sgp-Architekten für den Anbau der Meckenheimer Friedenskirche (rechtes Teilstück). Das Gebäude hat Fotovoltaik auf dem Dach und wird mit dem bestehenden Ensemble (links) verbunden. Barrierefreiheit garantiert ein neu eingebauter Aufzug.

Das Kirchenzentrum am Neuen Markt ist aus Sicht der Verantwortlichen am besten geeignet für die Zukunft der Evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim: Der aus den 1980er Jahren stammende Bau hat den schönsten und größten Kirchenraum, liegt zentral und ist auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Der bereits bei der Errichtung geplante zweite Bauabschnitt umfasst auf zwei Stockwerken zusätzliche Gruppen-, Büro- und Lagerräume.

Für den Erhalt der Friedenskirche als Zentrum spricht angesichts der steigenden Energiepreise zudem die dortige Geothermieanlage. Das Gebäude entspricht dadurch laut Pfarrerin Ingeborg Dahl den neuen Bestimmungen der Landeskirche zur Treibhausneutralität. Die Kosten für den Ausbau sollen durch die in guten finanziellen Geschäftsjahren angelegten Rücklagen und mit den Einnahmen durch den Verkauf der beiden anderen Zentren gedeckt werden.

Die am Rande der Altstadt gelegene Christuskirche an der Dechant-Kreiten-Straße übernimmt die Stadt Meckenheim, der Kaufpreis soll sich im niedrigen siebenstelligen Bereich bewegen. Das auf dem Areal gelegene Pfarrhaus wird nicht an die Stadt verkauft und verbleibt einstweilen im Eigentum der Kirchengemeinde. Die Gemeinde wird die oberhalb der Swistbachaue gelegene Kirche und das Gemeindezentrum bis zum März 2025 weiternutzen. Konkrete Pläne für die spätere Nutzung des Areals gibt es noch nicht, Gemeindebedarf soll gemäß Meckenheims Bürgermeister Holger Jung auch zukünftig eine zentrale Rolle spielen.

Die Christuskirche in Meckenheim

Bevor am 1. Januar 1963 die eigenständige Evangelische Kirchengemeinde Meckenheim errichtet wurde, hatte das Presbyterium Rheinbach unter dem Vorsitz von Pfarrer Gerhard Hoffmann die Christuskirche bauen lassen. Baurat Heinrich Otto Vogel aus Trier erhielt den Auftrag, den Flüchtlingsfamilien und Heimatvertriebenen eine Kirche „wie zu Hause, fest, aus rotem Backstein“ zu bauen. Nach dem Kauf des Grundstückes oberhalb der Swist im Jahr 1954 – es lag damals noch außerhalb der städtischen Bebauung – erfolgte der erste Spatenstich am 18. Juli 1957.

Der Grundstein wurde am 6. Oktober 1957 gelegt, das Richtfest am 27. Januar 1958 gefeiert. Bei der Einweihung der Kirche am 18. September 1960 erklangen die drei Glocken zum ersten Mal. Ihr Klang wurde abgestimmt mit dem Vierergeläut der katholischen Kirche in der Hoffnung auf ein gutes Miteinander der Konfessionen, ein frühes Zeichen der Ökumene. In die erste Pfarrstelle wählte das Presbyterium Pfarrer Jochen Siebel, der von Dezember 1963 bis zum Erntedankfest 1999 im Gemeindezentrum Christuskirche tätig war.