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Durchbruch bei Impfstraße zweiLandrat auf Ortstermin in Meckenheim

Lesezeit 4 Minuten

Die ehemaligen Verwaltungsräume im Ruhrfeld schauten sich Holger Jung (l.) und Sebastian Schuster gemeinsam an.

Meckenheim – Ein zweites Impfzentrum in Meckenheim soll kommen – wenn genügend Impfstoff vorhanden ist. Das ist das Ergebnis eines Besuchs von Landrat Sebastian Schuster, Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg und Ingo Freier, Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz des Rhein-Sieg-Kreises, gestern in Meckenheim. Die sechs linksrheinischen Bürgermeister hatten sich dafür eingesetzt, im ehemaligen Verwaltungsgebäude im Ruhrfeld eine Dependance zum Impfzentrum in Sankt Augustin einzurichten, um den Bürgern weite Anfahrt zu ersparen. Jung: „Wir möchten das Impfen zu den Menschen bringen.“

Kritik

Der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Rhein-Sieg-SPD, Sebastian Hartmann, hat Kritik an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) geübt, der keine weiteren Impfzentren in ländlichen Regionen zulasse. „Wenn man sich vor Augen hält, dass die höchsten Infektionszahlen der vergangenen Monate in NRW aus den ländlichen Regionen gemeldet wurden, geht es nicht nur um eine Frage des Komforts, sondern um den Schutz besonders gefährdeter Menschen.“ Vor diesem Hintergrund sei es unverständlich, dass Laumann weitere Impfzentren im ländlichen Raum ablehne. „Er gefährdet damit Akzeptanz und Gesundheit“, so der SPD-Landesvorsitzende. (pf)

Die mit zahlreichen kleineren Zimmern ausgestattete, gut gepflegte Liegenschaft gehört der Stadt Meckenheim und ist gut zu erreichen, da eine Anbindung an den Personennahverkehr besteht und Parkmöglichkeiten in ausreichender Zahl vorhanden sind. Die gestrige Stippvisite diente den Fachleuten dazu, sich einen Überblick über die Gegebenheiten zu verschaffen. Es wurde geprüft, ob das Objekt die notwendigen Anforderungen für eine Außenstelle des Impfzentrums in Sankt Augustin erfüllt, das gestern an den Start ging. Bei der Begehung stellte Landrat Schuster anerkennend fest, dass keine Unterhaltungsrückstände zu sehen seien. Von Vorteil sei ebenfalls, dass Besucherströme gut im Einbahn-System durch das Gebäude mit dem angrenzenden ehemaligen Sitzungssaal der Stadt geleitet werden könnten.

Ruhrfeld wäre Dependance

Holger Jung betonte, es sei nicht daran gedacht, ein eigenständiges Zentrums mit Verwaltungsstruktur in Meckenheim aufzubauen: „Es wird sich um eine reine Impfstraße handeln, mit Impfräumen und einem Eingangsbereich, in dem ein Computer aufgestellt wird.“ Die Terminvergabe bleibe „mit der ganzen Verwaltung“ in Sankt Augustin. Die genaue Bezeichnung für das zusätzliche Impfangebot sei jedoch letztendlich reine Nebensache, war man sich einig: „Wie man das Kind nachher nennt, ist völlig egal, Hauptsache, es wird geimpft“, brachte es Amtsleiter Ingo Freier auf den Punkt.

Er sicherte zu, innerhalb weniger Tage eine Impfstraße in Meckenheim aufbauen zu können – vorausgesetzt, im April ist genug Vakzin verfügbar. Allerdings sei selbst das Impfzentrum in Sankt Augustin bis Ende März nur teilweise ausgelastet, gab Freier zu bedenken. Im Moment heiße es: warten auf den Impfstoff. Erst wenn der in ausreichendem Maße zur Verfügung stehe, „kann man für die Menschen im Linksrheinischen etwas ermöglichen“, so Sebastian Schuster.

Wie genau die Impfstraße in Meckenheim aussehen wird und wo Ruheräume eingerichtet werden, ließe sich noch nicht sagen, so Ingo Freier und Dirk Engstenberg. Vorstellbar sei, zwei bis drei kleinere Zimmer als Wartebereiche einzurichten, in denen sich Geimpfte wegen möglicher Nebenwirkungen einige Zeit aufhalten könnten. Dafür gleich den ganzen Ratssaal in Beschlag zu nehmen, sei nicht nötig: „Wir haben in Sankt Augustin auch nur zwei Liegen, ansonsten setzen sich die Leute auf Stühle.“

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Aus Sicht des Landrats ist die Diskussion um einen weiteren Impfstandort im Rhein-Sieg-Kreis nun beendet. Die Notwendigkeit, auch im Linksrheinischen eine Impfmöglichkeit anzubieten, erklärte Schuster mit den geografischen Besonderheiten des Landkreises, der mit seinen 600 000 Einwohnern der zweitgrößte Deutschlands ist. Der Rhein-Sieg-Kreis sei mit 12 000 Quadratmetern flächenmäßig zwar nicht besonders groß, allerdings werde er durch den Rhein in zwei Gebiete geteilt.

Das bringe eine logistische Herausforderung mit sich. Momentan setze man auf Impftickets, Bürgerbusse und Ehrenamtlichkeit, um die Impfwilligen nach Sankt Augustin zu befördern. Doch werde im Linksrheinischen eine Dependance des Impfzentrums benötigt, „um den dort lebenden Bürgerinnen und Bürgern die Fahrt durch Bonn und über den Rhein zu ersparen“, erklärte der Landrat. Schuster und Jung waren sich einig: „Wir möchten gerne vor die Lage kommen.“

Finanziert werde die zusätzliche Impfstraße wie auch das Zentrum in Sankt Augustin zu gleichen Teilen von Bund und Land, abgerechnet wird zentral. Amtsleiter Ingo Freier ergänzte, dass am gestrigen Montag genau 426 Impftermine in der Asklepios-Klinik vergeben worden seien. Einkalkuliert werden müsse jedoch erfahrungsgemäß, dass einige zum Impfen angemeldete Bürger nicht erscheinen und somit einige Termine ungenutzt bleiben.

Theoretisch können im Impfzentrum Sankt Augustin täglich bis zu 450 Personen geimpft werden. (gvt/jr)