Königswinter – Nach drei Jahren der Planung stand das Projekt „Seniorendorf am Pleisbach“ am Mittwochabend kurzzeitig vor dem Aus. „Wenn sie jetzt eine Umplanung verlangen, machen sie die Sache kaputt“, warnte Architekt Jens J. Ternes (Koblenz) im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz. Dessen Vorsitzender Michael Ridder hatte nach eigenem Bekunden das Gefühl, man setze ihm und seinen Kollegen eine „Pistole auf die Brust“, wie er nach einer Sitzungsunterbrechung sagte, aber dann kam doch ein Kompromiss zustande.
Demnach werden drei Gebäude mit Servicewohnungen um rund drei Meter nach Süden versetzt, wodurch zwar einige Stellplätze wegfallen, dafür wird aber der Abstand zur viergeschossigen Pflegeeinrichtung auf sechs Meter erhöht.
Projektentwickler hat 600 Anfragen
„Wir haben schon 600 Anfragen“, sagte während der Sitzungsunterbrechung Projektentwickler und Investor Dirk Hillesheim dieser Zeitung. Geplant sind an der Propsteistraße in Oberpleis zwei viergeschossiger Gebäuderiegel mit Pflegeeinrichtungen und daran anschließend drei Häuser mit „Service-Wohnungen“, deren Bewohner Pflege und Betreuungsleistungen nach Bedarf bekommen können.
Zum Pleisbach hin gelegen sollen sieben „Senioren-Chalets“ als Doppelhaushälften gebaut werden. Laut Sitzungsvorlage der Verwaltung entstehen 70 Wohnungen.
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Der Abstand zwischen dem Gebäude mit Pflegeeinrichtungen und einem Riegel mit Service-Wohnungen hatte sich im Laufe eines langen Sitzungsabends als Hauptknackpunkt erwiesen. Denn der aktuelle Entwurf sah nur drei Meter vor, weil andernfalls etwa drei Wohnungen wegfallen würden, wie der Architekt erläuterte.
Aus Sicht der Verwaltung sei aber, so Stadtplanerin Anya Geider, bei 14 Meter hohen Gebäuden ein Mindestabstand von sechs Metern nötig und städtebaulich begründbar. Schließlich fand man den Kompromiss des Verschiebens.
BUND kritisiert Projekt wegen Lage am Pleisbach
Dass sich die Politik überhaupt noch einmal intensiv mit dem vom Bund für Umwelt und Naturschutz wegen der Lage am Pleisbach kritisierten Projekt befassen musste, war dem Umstand geschuldet, dass der Stadtrat im November Beschlüsse zum Baulandmodell gefasst hatte, die auch in bereits laufenden Bebauungsplanverfahren berücksichtigt werden sollten. Davon wiederum wollten die Macher des Seniorendorfes befreit werden, die ihre Planung zu 98 Prozent abgeschlossen haben, wie es in einem Scheiben hieß.
Beispielsweise bei dem Punkt, dass beim Bau von 20 und mehr Wohneinheiten auch öffentlich geförderter Wohnungsbau errichtet werden müsse. Darauf bestand der Ausschuss wunschgemäß nicht, weil es sich beim Seniorendorf um eine Spezialimmobilie handele.
Auch das Energiekonzept – die Anlage soll mit Biogas über ein Blockheizkraftwerk mit Strom und Wärme versorgt werden – stand wegen der Klimabeschlüsse des Rates zur Diskussion. In diesem Zusammenhang beschloss der Ausschuss unter anderem, dass die Service-Wohnen-Gebäude Photovoltaikanlagen aufs Dach bekommen und die sieben „Chalets“ eine Dachbegrünung erhalten. Auf einem Teil der Pflegeeinrichtung ist sogar ein Dachgarten vorgesehen.
Strittig war auch die Zahl der Stellplätze, die die Investoren von (laut Verwaltung ohnehin reduzierten) 89 auf 79 Parkplätze gesenkt haben wollten. Erfahrungsgemäß bräuchten viele Senioren kein Auto, zudem sehe das Konzept der Einrichtung Car-Sharing und einen Shuttleservice vor. Da die Stadt aber ohnehin ihre Stellplatzsatzung überarbeiten will, sollen die Überlegungen im weiteren Verfahren überprüft werden.