Königswinter – „Klimaneutrale Stadtverwaltung bis 2030“: Das ist eines der Klimaschutzleitziele, die der Rat der Stadt Königswinter im November 2021 beschlossen hat. Zu diesem ehrgeizigen Vorhaben gehört auch die Klimaneutralität der städtischen Liegenschaften. „Wir haben rund 100 Gebäude vor der Brust“, machte Theo Krämer, Technischer Dezernent der Stadt Königswinter, jüngst im Ausschuss für Klimaschutz die Dimension des Vorhabens deutlich. Und musste zugleich einräumen: Im ersten Jahr – also seit Beschluss des Rates – habe man ein erstes Ziel nicht erreichen können.
Der Grund: Vier Ingenieurstellen, die der Rat für die Umsetzung der Klimaschutzziele bewilligt hatte, hätten bislang nicht besetzt werden können. Und könnten es auch bis Ende des Jahres nicht. Die Koalition aus Königswinterer Wählerinitiative, Grünen und SPD jüngst in einer Presseerklärung: „Im Bereich des Hoch- und Tiefbaus sind weiterhin 50 Prozent bei den Architekten- und Ingenieurstellen unbesetzt.“ Akuter Personalmangel also.
Ehrgeizige Ziele
Die Stadt Königswinter hat sich ehrgeizige Ziel beim Klimaschutz gesetzt. So soll die Energiewende bis 2035 erreicht, Strom und Wärme im Stadtgebiet dann zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien produziert werden. Auch die Verkehrswende soll bis 2035 geschafft sein, der Großteil des Verkehrs solle dann aus Rad- und Fußverkehr und ÖPNV bestehen und Autos ansonsten klimafreundliche Antriebe nutzen. Während die Stadtverwaltung selbst und die städtischen Gesellschaften schon 2030 klimaneutral sein sollen, will die Stadt die Klimaneutralität bei Privathaushalten und Gewerbe (bis 2035) „fordern und fördern“.
Um den Bürgerinnen und Bürgern gleichwohl zu zeigen, dass es der Stadt mit der Klimaneutralität ernst ist und dass sie eine Vorbildfunktion übernehmen will, haben die beiden Ausschüsse für Bauen und für Klimaschutz Projekte beschlossen, die jetzt vorgezogen werden sollen. Und das ist an erster Stelle die Sanierung des Schulzentrums Oberpleis, das von mehr als 2200 Schülerinnen und Schülern des Oelberg-Gymnasiums und der Integrativen Gesamtschule Oberpleis besucht wird. Als „hoch“ wurde in den Sitzungsvorlagen die „Strahlkraft“ des Vorhabens eingeschätzt; Theo Krämer sprach von einen „Leuchtturmprojekt“. Laut Stadtverwaltung liegt der Wärmeverbrauch bei rund zwei Millionen Kilowattstunden und der Stromverbrauch bei etwa 670.000 Kilowattstunden pro Jahr.
Leiten soll das Projekt ein Mitarbeiter des städtischen Geschäftsbereichs Grundstücke und Gebäude, da die neue Stelle eines Sanierungsmanagers noch nicht habe besetzt werden können, so die Sitzungsunterlagen. Krämer bezeichnete die Sanierung des Schulzentrums als „logistische Herausforderung“. Es wurde Mitte bis Ende der 1970er Jahre gebaut, und „die Anlagentechnik ist“, so die Stadtverwaltung, „in erheblichem Umfang bauzeitlich“.
Im virtuellen Heimatmuseum Oberpleis gibt es eine Galerie zur Entstehung des Schulzentrums. In einem Bericht der Siebengebirgszeitung von 1977 anlässlich des Richtfestes ist von 40 Millionen D-Mark Baukosten die Rede. „Das neue Schulzentrum Oberpleis steht nicht isoliert in der Landschaft, sondern es wird als integrierender Bestandteil in der gesamtstädtebaulichen Planung der Ortslage aufgenommen“, hieß es dort.
Mobilitätsstation als Beitrag zur Verkehrswende
Da zu den Königswinterer Klimaschutz-Leitzeilen auch die „Verkehrswende bis 2035“ zählt, beschlossen die Ausschüsse zudem zwei „Leuchtturmprojekte“ im Bereich Mobilität, die vorrangig angegangen werden sollen: Die Realisierung einer Mobilstation in Heisterbacherrott auf dem Parkplatz gegenüber von Haus Schlesien und der stadtweite Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos und E-Bikes. Zurückgestellt wird im Gegenzug für die Klimaschutzprojekte der Ausbau von drei Straßen, darunter die ziemlich marode Königswinterer Straße in Oberpleis.