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Bedrohte TierartNaturschützer sind im Siebengebirge der Wildkatze auf der Spur

Lesezeit 3 Minuten
Das Gesicht einer Wildkatze.

Bedrohte Tierart: Die Europäische Wildkatze ist auch im Siebengebirge heimisch. 

Mithilfe von Lockstöcken wollen der BUND und das Forstamt Rhein-Erft mehr über den Bestand der Wildkatzen im Siebengebirge erfahren.

Katharina Stenglein vom BUND war in den letzten Wochen in den Wäldern des Siebengebirges nicht mit grobem Werkzeug wie Säge und Axt unterwegs, sondern mit einem Feinstinstrument. Mit einer Pinzette entfernte sie vorsichtig wenige Haare von unbehandelten Dachlatten, die etwas aufgeraut, an den Kanten eingekerbt und in den Waldboden gesteckt worden waren. Die spannende Frage, die in den nächsten Wochen per Genanalyse geklärt wird: Von wem stammen die Haare?

Er sei „sehr gespannt“ auf die Ergebnisse der Studie, sagte Revierförster Jens Merzbach am Mittwoch. Der BUND Nordrhein-Westfalen und das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft gehen mit einem Monitoring der Frage nach, wie verbreitet die Wildkatze im Siebengebirge ist. Dafür benutzten sie in den letzten Wochen die beschriebenen Lockstöcke, die mit Baldrian eingesprüht wurden.

Geruch von Baldrian ist dem von Sexuallockstoffen sehr ähnlich

Der den Sexuallockstoffen der Wildkatze sehr ähnliche Geruch lockt die Tiere an. Sie reiben sich am Holz, schmiegen sich an – und hinterlassen ein paar Haare. 13 Lockstäbe hämmerten Katharina Stenglein und Jens Merzbach im Forstrevier Siebengebirge in den Waldboden. Sie standen unter anderem am Oelberg und in der Nähe den Stenzelbergs, aber auch bei Eudenbach oder im Süden nahe der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz.

Die Wildkatze, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast ausgerottet war, deren Bestand sich aber langsam erholt, gilt ein Stück weit als „Symbol für eine intakte Natur“, wie die Projektkoordinatorin des BUND es formuliert. Sie seien auf strukturreiche Wälder mit großen und alten Bäumen angewiesen, auf Totholz und auch auf Waldwiesen für die Jagd nach Mäusen.

Eine Frau greift mit einer Pinzette nach feinen Haaren, die an einer Holzlatte klemmen.

Mit einer Pinzette sichert Katharina Stenglein einige Haare.

Einmal die Woche kontrollierten Katharina Stenglein und Jens Merzbach die Lockstäbe. Die mit der Pinzette gesammelten Haare – nur an einer der Holzlatten fanden sich gar keine Spuren – verpackten sie in kleine Tüten, beschrifteten sie detailliert und leiteten sie zur Analyse an die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung weiter.

Genanalysen sollen klären, ob die Haare von einer Wildkatze stammen oder womöglich doch von einer Hauskatze. Oder ob sich beide Arten gepaart haben. Grundsätzlich hielten sich Wildkatzen aber eher tiefer im Wald auf, Hauskatzen seien meist in den Randbereichen unterwegs, so Stenglein.

Insgesamt 44 Proben schickten die Studienmacher ins Labor. Pro Tüte kostet eine Analyse laut Katharina Stenglein rund 200 Euro. Gefördert wird das Projekt vom Bundes- und vom Landesumweltministerium. Der BUND setzt sich nach eigenen Angaben seit mehr als 15 Jahren mit seinem Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ für den Schutz der gefährdeten Europäischen Wildkatze in Deutschland ein. Die Tiere benötigten „grüne Korridore aus Büschen und Bäumen, um neue Lebensräume zu erobern“.

Auf der anderen Rheinseite ist die Wildkatze unter anderem im Nationalpark Eifel stark vertreten. „Insgesamt sind derzeit mindestens 121 Wildkatzen im Gebiet des Nationalparks Eifel beheimatet“, hieß es Anfang März in einer Mitteilung der Nationalparkverwaltung. Auch dort setzte man auf Lockstöcke zum Nachweis der Tiere.

Ein Mann schlägt mit einem Hammer auf eine Holzlatte, um sie im Waldboden zu verankern.

Revierförster Jens Merzbach mit einem der Lockstöcke.

Im Siebengebirge war in der Vergangenheit schon das Naturschutzgroßprojekt Chance 7 auf der Spur der Wildkatze. Speziell im Logebachtal ging es um die Frage, ob die Tiere es durchqueren und sozusagen als „grünen Korridor“ nutzen. Ergebnis: An den dortigen Autobahnunterführungen „wurde eine hohe Anzahl von querenden Wildkatzen nachgewiesen“, heißt es in einer Untersuchung von 2023.

Katharina Stenglein appelliert übrigens an Wanderer und Spaziergänger, wenn sie kleine Katzen im Wald entdecken, sie nicht mitzunehmen. Meist sei die Mutter nur zur Jagd unterwegs, es handele sich nicht um ausgesetzte Hauskatzen. Besser sei es, sie in Ruhe zu lassen und nach ein paar Stunden noch einmal nachzuschauen. Die Mitnahme der Tiere sei „fatal“, so BUND-Projektkoordinatorin Stenglein. „Die Wildkatzen vertragen kein Katzenfutter und sind nicht zähmbar.“