Auch Filmmusiken für NetflixArzt aus Königswinter ist auch musikalisch erfolgreich
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Königswinter – Johannes Kuchta ist nach dem Studium der Medizin und Medizinischen Computerwissenschaften unter anderem in Wien, Pittsburgh sowie einjährigem Stipendium für Neuroelektrische Systeme in Los Angeles gerne wieder in seiner Heimatstadt Bonn, um als Arzt zu arbeiten. Nie hatte bei ihm der Spaß an Musik nachgelassen. Auch nicht, als er als Chirurg an der Uni Köln und dort später als Lehrbeauftragter für das Fach Neurochirurgie arbeitet.
Solider Beruf war ihm wichtig
Es sei ihm als Schüler schon wichtig gewesen, einen soliden Beruf zu erlernen, erinnert sich Kuchta, der heute die Sektion „Wirbelsäulenchirurgie“ in den GFO Kliniken Bonn leitet. Doch hätten ihn immer die vielen Instrumente gereizt, die zuhause herumstanden, erzählt er. „Ich habe eigentlich täglich darauf gespielt, meist aktuelle Songs, aber auch früh eigene Stücke.“
Er sagt sofort zu, als ihn ein Freund 1982 fragt, ob er beim Katholikentag in Essen bei einem Konzert Schlagzeug spielen könne: „Ich konnte das Instrument zuvor gar nicht spielen, habe aber über drei Wochen jeden Tag sechs Stunden geübt.“ Zum Leidwesen seiner Eltern, „die sich im Wohnzimmer nicht mehr unterhalten konnten, wenn im Keller darunter geprobt wurde“, so der 55-Jährige. Der Auftritt funktionierte.
Sein Interesse „für jede Art von Klang“ ist der fruchtbare Boden für die Ideen des Königswinterers. In der Jugend inspirieren ihn Peter Gabriel und Sting, aktuell sind es etwa Nils Frahm oder Billie Eilish. Über die Jahrzehnte reift er zum vielseitigen Instrumentalisten und Vokalisten. Mit Schlagzeug und Klavier freundet er sich ebenso an wie mit den vielen Synthesizern im heimischen Studio, wo er sich auch ins Experimentelle vortastet. Kuchta: „Mit welchem Instrument und nach welchen Regeln man eine musikalische Idee umsetzt, ist nicht so entscheidend. Oft entstehen die interessantesten Sachen, wenn man musikalische Regeln bewusst oder unbewusst verletzt.“
Kuchta gründet das Schallplattenlabel „Phonosphere“, komponiert und produziert Filmmusiken für Netflix und macht Auftragskompositionen. Der Stadtsong über Bad Honnef kommt lyrisch im Latingewand als „Nizza am Rhein“ daher und in seinem Rap „Königssommer“ werden zusammen mit Christian Padberg alle 81 Stadtteile der Siebengebirgsstadt musikalisch aufgelistet.
2019 liefert er für Jan Dvořáks moderne Oper „Frankenstein“ das Sound- und Geräuschdesign. Alle Szenen der Oper spielen im gleichen Bühnenbild, die unterschiedlichen Orte werden nur durch den Klang dargestellt. Bei allen Vorstellungen spielt er Hammondorgel, Synthesizer und malt Klangatmosphären zusammen mit der Philharmonie NRW. „Offenbar gelang mir das musikalisch so einfühlsam, dass niemand merkte, dass ich als einziger unter den Profimusikern des Notenlesens kaum mächtig war“, berichtet der promovierte Arzt.
Im selben Jahr gewinnt Kuchta mit seiner Band „Voyager IV“ und dem musikalischem Partner Marcus Schinkel den deutschen Rock-und Pop Preis gleich in vier Kategorien. 2020 wird Voyager IV als „Beste Rockband Deutschlands“ gekürt. Mit einer Neukomposition der 150 Jahre alten Motive „Bilder einer Ausstellung“ tourt die Band derzeit durch die Lande. Jüngst wurden sie beim Fast-Heimspiel in Rhöndorf und bei der renommierten „Night of the Prog“ auf der Loreley Bühne gefeiert.
Neuvertonung der Rheinromantik geplant
Für 2023 haben sich Kuchta und Schinkel die Neuvertonung der Rheinromantik vorgenommen. Die Nibelungen-Sage soll einfließen, Wagnermotive, neue Kompositionen und heimatliche Klänge, mit Mikrofonen gesampelt aus der Tiefe des Flusses. Geplant ist die Produktion im Real World Studio von Peter Gabriel in Bath, England. Die Alben werden über das amerikanische „Melodic Revolution Records“ Schallplattenlabel vertrieben.
Nach der Sommerpause sind die nächsten lokalen Konzerte geplant. Am 30. August mit der Beatles Jazzy-Cover-Band „White Album Project“ und am 9. September „La Cinema di Testa“ zusammen mit dem Schauspieler Enno Kalisch, jeweils im Kleinen Theater Bad Godesberg.