Corona in KönigswinterKontrolle des Ordnungsamtes – Nur wenige sind uneinsichtig
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Königswinter – „Einen schönen guten Tag, Stadt Königswinter, Ordnungsamt“, begrüßt Nicolas Klein freundlich die drei jungen Männer, die es sich da am Karsamstag auf der Wiese nahe der Niederdollendorfer Fähre in der Sonne gemütlich gemacht haben. Die Fahrräder neben sich, jeder eine Flasche Bier in der Hand, sitzen sie nahe beieinander in der Sonne. Und das in Zeiten von Corona und Kontaktverboten.
„Sie dürfen gar nicht als Gruppe zusammensein“, klärt der Leiter der Ordnungsverwaltung die jungen Männer auf, die zunächst glauben, zwei Meter Abstand zueinander würde reichen und ein bisschen auseinanderrücken. Doch das Zusammentreffen von mehr als zwei Menschen in der Öffentlichkeit – es sei denn, sie gehören einer Familie an – ist in Corona-Zeiten untersagt, und so nehmen sich die drei jungen Männer ihre Fahrräder und Bierflaschen und ziehen von dannen...
Nur wenige Eingriffe nötig
Es ist eine der wenigen Situationen, in denen Nicolas Klein und seine Kollegin Alina Roth an diesem sonnigen Ostersamstag am Rheinufer zwischen dem „Strandbad“ nahe Oberkassel und der Fähre Niederdollendorf eingreifen müssen. Die meisten Menschen halten sich an die Auflagen, die mit der Pandemie verbunden sind.
Am Rheinufer sitzen überwiegend Pärchen und Familien, zum Teil mit mehreren kleinen Kindern, die mit den Füßen im Wasser stehen. Einige Paare haben Klappstühle oder sogar -liegen mitgebracht, jemand anderes hat eine Hängematte aufgespannt. Eine Frau mit drei kleinen Kindern hat eine flache Zeltkonstruktion aufgestellt, um die Kleinen vor der schon ziemlich kräftigen Sonnenstrahlung zu schützen. „Da ist nichts zu beanstanden“, sagt Nicolas Klein.
68 Bußgeldverfahren insgesamt
68 Bußgeldverfahren hat das Ordnungsamt seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen bis zum vergangenen Donnerstag eingeleitet, berichten Klein und Roth während des Kontrollgangs. Über Ostern gab es laut Klein 16 Anrufe von Bürgern wegen möglicher Verstöße gegen die Corona-Verordnungen, aus denen zehn Einsätze resultierten. 200 Euro je Teilnehmer kostet ein Verstoß gegen das Kontaktverbot, Grillen auf öffentlichen Plätzen schlägt mit 250 Euro zu Buche.
Allerdings zücken Nicolas Klein und Alina Roth sowie ihre Kollegen, die jeweils in Zweier-Teams den ganzen Tag über im Stadtgebiet unterwegs sind, nicht immer gleich das Knöllchenbuch und leiten Bußgeldverfahren ein. „Wir wollen durch Bürgergespräche sensibilisieren“, sagt der Leiter des Ordnungsdienstes und stößt gleich drauf auf zwei Männer, die es sich am Rheinufer unter einem Baum gemütlich gemacht und einen kleinen Grill angezündet haben. „Okay“, sagt einer von ihnen, nachdem Klein sie über die Corona-Verordnung informiert hat und erstickt die schon glimmenden Kohlen im Sand. Als die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes eine gute halbe Stunde später an der Stelle erneut vorbeikommen, sind die Männer noch dort, der Grill aber ist nicht mehr zu sehen.
Appell des Bürgermeisters
Bürgermeister Peter Wirtz hatte sich noch an Karfreitag angesichts des guten Wetters mit dem Appell an die Öffentlichkeit gewandt, auf Ausflüge zu verzichten (Rundschau von Samstag). „Ich habe bisher von Sperrungen der Parkplätze oder Beschränkungen von Zuwegen abgesehen, weil das bisherige Verhalten von Bürgern und Ausflüglern Anlass zur Hoffnung gibt, dass bei uns Vernunft, Verstand und gegenseitige Rücksichtnahme eine kontaktfreie Begegnung ermöglichen. Ich möchte aber nicht verschweigen, dass wir uns bei den touristischen ,Hotspots’ dem Grenzbereich nähern.“
Laut Nicolas Klein hatte sich die Stadt darauf vorbereitet, an fünf Stellen den Zugang zum Drachenfels dichtzumachen, falls zu viele Menschen auf das Plateau strömen sollten. Das war am Ende nicht nötig. Der Parkplatz „Dicker Stein“ unterhalb des Milchhäuschens an der Landstraße 331 wurde aber am Samstag in Abstimmung mit dem privaten Eigentümer gesperrt, weil Autofahrer ihre Wagen auch auf den Wegen im Naturschutzgebiet abstellten, so Klein.
99 Prozent der Menschen, die auf ihr Fehlverhalten in Corona-Zeiten hingewiesen würden, zeigten sich einsichtig, sagten Nicolas Klein und Alina Roth am Samstagnachmittag beim Kontrollgang am Rheinufer. Dass es aber eben auch ein Prozent gibt, die sich anders verhalten, zeigte sich kurz darauf auf dem Kutschenweg: Als die städtischen Mitarbeiter vom Drachenfelsplateau herunterfuhren, kam ihnen ein silberner SUV entgegen, in dem vier junge Männer saßen. Das war nicht nur ein Verstoß gegen das Zusammenkunftsverbot wegen Corona, das Quartett fuhr auch verbotswidrig mit dem Auto durchs Naturschutzgebiet Siebengebirge. Und möglicherweise, so Nicolas Klein, der Unterstützung von der Polizei anforderte, waren die jungen Männer nur eine Woche zuvor schon einmal am Drachenfels aufgefallen.