Trinkwasser in BornheimWie hoch ist die Belastung mit Mikroplastik?

Ob es Hinweise auf Rückstände von Medikamenten oder Mikroplastik im Trinkwasser gibt, das möchten die Grünen wissen.
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Bornheim – Wie steht es um die Qualität des Lebensmittels Nummer eins in Bornheim? Gibt es Rückstände von Mikroplastik oder von Medikamenten im Trinkwasser? Wirkt sich die anhaltende Trockenheit im Sommer auf das Grundwasser aus? All diese Details haben die Bornheimer Grünen in eine Große Anfrage gekleidet, die im Betriebsausschuss am 24. März, 18 Uhr im Ratssaal, beantwortet werden soll.
Soviel vorab: In der aktuellen Trinkwasserverordnung gibt es weder Grenzwerte für Mikroplastik noch eine analytische Norm, nach der Trinkwasser darauf getestet werden müsste. Gleiches gilt für Medikamenten-Rückstände. Allerdings untersuchen beide Wasserlieferanten – sowohl der Wahnbachtalsperrenverband (WTV) als auch der Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) – regelmäßig viele Einzelstoffe, sagt die Verwaltung.
Die Grünen begründen ihre Große Anfrage so: „Das Bornheimer Leitungswasser ist für die Bürgerinnen und Bürger ein essenzieller Bestandteil ihrer Ernährung. Dazu gibt es veröffentlichte Trinkwasseranalysen (...), die aber keine Aussagen zu einigen Rückständen und Themen aufweisen, die die Bürger und Bürgerinnen jedoch beschäftigen.“
Bornheimer haben zwei Wasser-Lieferanten
Zur Erinnerung: Im Sommer 2017 hatte die damalige Ratsmehrheit aus Grünen, CDU und SPD für einen Wasser-Wechsel gestimmt. Nach langer Diskussion inklusive eines Bürgerentscheides hieß der Kompromiss, sich auf eine schrittweise Annäherung der beiden Wasserlieferanten bis auf einen 50:50-Anteil zu einigen. Die Halbe-Halbe-Regelung ist jetzt erreicht.
Weil das Wasserwerk der Stadt Bornheim selbst seit mehr als 20 Jahren kein Wasser mehr fördert und die angelieferten Wässer im Werk nur mischt, aber nicht behandelt, hat der Stadtbetrieb Bornheim keinen eigenen Lebensmittelchemiker mehr. Stattdessen würden an den vom Gesundheitsamt vorgegebenen Stellen regelmäßig Wasserproben entnommen, die das Hygieneinstitut der Universitätsklinik Bonn auf die von der Trinkwasserverordnung vorgeschriebenen Parameter hin überprüft, erklärt die Betriebsführerin Stadtbetrieb Bornheim. Gegebenenfalls würde das Hygieneinstitut auf Grenzwertüberschreitungen hinweisen.
Es stelle sich die Frage, „ob und wie Mikroplastik und Medikamentenrückstände in Rohwasser gelangen können“, gibt Dr. Harald Färber vom Bonner Hygieneinstitut zu bedenken. Grundwasser sei hierfür eher nicht prädestiniert.
Keine Grenzwerte in der Verordnung festgelegt
In Flüssen müsse man allerdings grundsätzlich mit anthropogenen, das heißt von Menschen verursachten, Stoffen rechnen. Für beide Stoffe gebe es aber in der derzeit geltenden Trinkwasserverordnung eben keine Grenzwerte.
Es bestehe keinerlei Zweifel daran, dass in Oberflächengewässern Mikroplastik-Partikel vorkommen, antwortet Dr. Axel Spieß, Betriebsleiter Wassergewinnung bei der RheinEnergie Köln, in Zusammenhang mit der Großen Anfrage. Diese würden aber beim Wasserbeschaffungsverband nicht als Trinkwasserquelle genutzt.
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Nach dem derzeitigen Stand der Forschung gebe es in Deutschland nur sehr vereinzelte Befunde von Mikroplastik im Trinkwasser. Was die Medikamente angehe, so handele es sich bei Antibiotika oder Hormonen um biologisch abbaubare Substanzen, die „in der Uferfiltratpassage meist schon nach kurzen Fließwegen abgebaut sind“, erklärt Spieß.
Qualitätsveränderungen beim Wasser wegen der zunehmenden Trockenheit hätten sich nicht ergeben, die Grundwasserpegel im Schutzgebiet „liegen immer noch auf einem Niveau oberhalb der 70er Jahre“.
Was den Wahnbachtalsperrenverband angeht, so werden nach eigenem Bekunden Medikamentenrückstände seit 2013 im Spurenstoffmonitoring im Auftrag des Wahnbachtalsperrenverbandes untersucht. „Die Untersuchungen umfassen mehrere Probenahmetermine pro Jahr. Proben werden jeweils vom Einzugsgebiet über das Rohwasser bis zum fertigen Trinkwasser genommen. Im Trinkwasser sowohl von Siegelsknippen wie auch von Meindorf können einzelne Medikamentenrückstände nachgewiesen werden, aber alle lagen unterhalb der sogenannten Gesundheitlichen Orientierungswerte“, schreibt der Verband in seiner Antwort. Um Rückstände von Mikroplastik aufzuspüren, gebe es „derzeit keine standardisierten Methoden zur Beprobung, Aufbereitung und Analyse verschiedener Medien und damit auch Wasser“.
In puncto anhaltender Trockenheit hat auch der Wasserzulieferer aus dem Rechtsrheinischen „derzeit keine Hinweise darauf, dass sie Auswirkungen auf die Beschaffenheit unserer Wasserressourcen hat“. Wenn sich die Corona-Lage entspannt hat, könnte eine Sitzung des Betriebsausschusses im Wasserwerk Urfeld stattfinden, schlägt der Stadtbetrieb vor. Zuletzt waren die Mandatsträger im März 2017 dort.