Wegen Niedrigwasser im Rhein„Saison ist gelaufen“ für den Yacht-Clubs Hersel
Lesezeit 4 Minuten
Bornheim-Hersel – Da, wo eigentlich der Rhein dicht an Hersel vorbeifließt, liegt ein Meer aus Steinen und normalerweise würde die Spaziergängerin, die sich mit ihrem Hund auf die Landschaft aus Kieseln vorgewagt hat, an dieser Stelle schon von der Strömung mitgerissen. Ungefährlich ist es aber auch ohne die Fluten hier nicht. „Achtung, hier geht es steiler runter als sonst“, warnt Dr. Peter Hampe. Ziemlich tief liegt sein Boot an der Steganlage gegenüber des Naturschutzgebiets Herseler Werth.
Viele Boote müssen auf den Liegeplätzen bleiben
Hampe ist 2. Vorsitzender des Yacht-Clubs Hersel 1971 und hat sein Boot bereits seit 2003 an einem der Liegeplätze hier festgemacht. „Gerade ist kein Betrieb“, sagt er. Nur an einem Ende des Herseler Werths seien ein paar kleinere Boote unterwegs, die meisten anderen können bei dem derzeitigen Niedrigwasser ihre Liegeplätze nicht mehr verlassen.
So gut wie jedes Wochenende ist Hampe in Hersel. Der Medizinphysiker aus Niederpleis ist mittlerweile Rentner, allerdings noch immer als Hochschullehrer an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg aktiv. Mit seinem bewohnbaren Boot „Bora“ wollte er gerade eigentlich unterwegs in Urlaub sein. Der niedrige Wasserstand des Rheins hat jedoch seine Pläne durchkreuzt. „Ich nutze jetzt die Zeit, um am Boot zu bauen. Aber für die meisten Mitglieder des Clubs ist es hier gerade uninteressant.“ Viele hätten keine bewohnbaren Boote und so falle der größte Anreiz weg, zur Steganlage zu kommen. Am Wochenende seien aber doch einige Clubmitglieder dagewesen, um gemeinsam Zeit zu verbringen.
„Die Saison ist gelaufen“, darüber ist sich Hampe an diesem sonnigen Morgen im Klaren. „Wir brauchen Regen an der Mosel und in Süddeutschland. Die Hoffnung ist, dass im Oktober der Wasserpegel wieder steigt, es kann aber auch sein, dass das erst im Dezember geschieht.“ Normalerweise beginne die Saison des Bootfahrens um Ostern rum und ende im Oktober.
Sie können nicht mehr ihrem Hobby nachgehen
Bereits seit fast vier Wochen sei die Situation schon so. Seitdem können er – und viele andere – nicht mehr ihrem Hobby nachgehen. „Wir haben Glück, wenn wir die Boote heil rumkriegen“. Die meisten seien allerdings so konzipiert, dass sie beim Auf-Grund-Laufen keine Schäden davontrügen. „Unsere Hoffnung liegt auf der Berufsschifffahrt. Da es die Notwendigkeit gibt, den so wichtigen Schiffsverkehr aufrecht zu erhalten, könnten in Zukunft Staustufen eine Lösung sein, wie es sie an der Mosel oder in den Niederlanden gibt“, sagt Hampe. Dann sei ein Mindestwasserstand garantiert.
Den Platz in Hersel zu verlassen, kommt für Hampe im Moment nicht in Frage. Auch von anderen im Club habe er von solchen Überlegungen noch nichts gehört. Insgesamt hat er aber schon einen Trend zu kleineren Booten bemerkt. Je kleiner sie seien, desto leichter ließen sie sich transportieren.
Statt Schätzen gibt es vor allem Steine zu entdecken
Beim Spaziergang am Rhein in Hersel fallen vor allem die vielen Steine auf. Müll findet sich hier kaum, „am Wochenende war hier viel los, da haben einige auch Müll eingesammelt“, erklärt Hampe. Der Blick in den Rhein ähnelt eher dem Blick in einen Teich: An manchen Stellen ist der Strom nur noch Zentimeter tief, sodass Interessierte problemlos bis auf den Grund schauen können. Hier sind neben den vielen grauen Steinen auch rote, Muscheln, einige Fische und grüne Pflanzen zu sehen. Der Rhein erscheint ganz klar. Wer gerade vom Rheinufer Richtung Herseler Werth laufe, dem gehe vermutlich das Wasser nicht mal bis zu den Knien. Das ist jedoch nur ein theoretisches Szenario, schließlich ist der Herseler Werth ein Naturschutzgebiet und somit ist es verboten, die Insel zu betreten.
Der Rheinpegel
Am Dienstagnachmittag (16. August) betrug der Rheinpegel in Bonn 83 cm, was 43.49 m über NN entspricht. Auf der Webseite der Stadt Bonn wird zurzeit alle 15 Minuten der Rheinpegel gemessen und aktualisiert: https://pegel.bonn.de/php/rheinpegel.php
Auf der sandigen und steinigen Fläche, die sonst mit Rheinwasser bedeckt ist, fällt dann doch einen Gegenstand ins Auge. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich aber nicht um etwas wertvolles oder außergewöhnliches, sondern lediglich um einen Reifen. Da hat der Rhein doch einen Schatz ans Herseler Ufer gespült.