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Radwege statt RheinspangeDemonstranten lehnen Brücke oder Tunnel komplett ab

Lesezeit 4 Minuten

Mit Fahrrädern waren viele der Demonstranten zur Nato-Rampe in Widdig gekommen. 

Bornheim-Widdig – „Wenn ihr diese Brücke baut, wir sind hier, wir sind laut!“, hallten die Rufe über die Nato-Rampe am Widdiger Rheinufer, und die Forderungen der Demonstranten waren unmissverständlich: Sie wollen hier keine neue Rheinquerung und keine Autobahn. 220 Gegner der Rheinspange fanden sich laut Veranstalter am Freitag zu der Kundgebung „Radeln für die Verkehrswende – Rheinspange stoppen!“ ein.

100 Demonstranten hatte der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Bonn/Rhein Sieg als Organisator für die Protestaktion in Bornheim angekündigt. Eingebettet war die Aktion in eine größere Kampagne, an der mehr als 30 Umweltgruppen aus Bonn, dem Rhein-Erft-Kreis und dem Rhein-Sieg-Kreis gegen die Autobahnausbaupläne zwischen der A 59 und A 555, der Rheinspange 553, mobil machten. Vier Demonstrationszüge gab es.

Mit professionell vorbereiteten oder auch bloß handgeschriebenen Schildern taten sie ihre Meinung zu dem Verkehrsprojekt kund.

In Bornheim riefen neben der örtlichen ADFC-Gruppe auch der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV), die lokalen Initiativen von „Fridays for Future“ und „Parents for Future“ sowie die erst Ende Mai gegründete Widdiger Bürgerinitiative „NEIN zur Rheinspange! JA zur Nulllösung!“ auf. Viele der Protestler, meistens Familien mit Kindern, hatten sich vom Peter-Fryns-Platz in Bornheim mit dem Fahrrad Richtung Nato-Rampe aufgemacht. Gekommen waren auch Aktivisten aus dem benachbarten Urfeld (Wesseling).

300 Demonstranten auf der anderen Rheinseite

An der gegenüberliegen Seite des Flusses versammelten sich in Niederkassel rund 300 Gegner des Verkehrsprojektes und antworteten ihren Mitstreitern aus der Vorgebirgsstadt mit Parolen, die über den Fluss herüberschallten.

Alle beteiligten Initiativen lehnen eine Rheinquerung grundsätzlich ab, und zwar im gesamten Köln-Bonner-Raum – sei es als Brücke oder als Tunnel. Bornheims ADFC-Sprecher Stefan Wicht appellierte an den parteilosen Bornheimer Bürgermeister Christoph Becker, die Landtagsabgeordneten Jörn Freynick (FDP) und Oliver Krauß (CDU), der vor Ort war, sowie an den SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Hartmann, „sich intensiv und nachdrücklich für den Ausbau der Bahngleise zwischen Köln und Bonn einzusetzen, damit der Nahverkehr spürbar verbessert werden kann und unsere Region endlich ihren Beitrag für den Bahnkorridor Rotterdam–Genua leistet.“ Zudem forderte Wicht, verstärkt Güter auf Gleisen zu transportieren und die Ortsteile zwischen Rhein und Vorgebirge durch optimierte Radwege besser miteinander zu verbinden. Wicht mahnte alle Bürger, sich ihr eigenes Konsumverhalten anzuschauen und verstärkt regionale Produkte einzukaufen. Von Arbeitgebern verlangt der ADFC-Sprecher die Förderung von Homeoffice-Arbeitsplätzen, um Pendlerströme zu reduzieren.

Bürgerinitiativen

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Initiativen von Bürgern gibt es mittlerweile in Bornheim-Widdig, die sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten gegen die geplante Rheinquerung aussprechen.

Rheinspange W3W4 heißt die Bürgerinitiative, die Anfang 2020 gegründet wurde. Sie lehnt sowohl eine Brücke als auch einen Tunnel als Rheinquerung bei Widdig und Urfeld ab. W3 und W4 stehen dabei für die südlichsten der vier möglichen westlichen Anknüpfungspunkte der zu planenden Autobahn. Sie betreffen das Bornheimer Stadtgebiet, die nördlichen das Stadtgebiet von Wesseling (W2) und Köln (W1). Laut Kerstin und Matthias Düx von der BI „Rheinspange W3W4“ betrifft auch eine der möglichen Linienführungen zum Punkt W2 die Grenze von Bornheim. Diese BI bevorzugt Variante W1 mit einer Streckenführung bei Godorf. Sollte es keine Rheinquerung geben, fordert diese BI eine „Optimierung der Autobahnen 4, 59, 555 und 559) und einen Ausbau des ÖPNV.

NEIN zur Rheinspange! JA zur Nulllösung! ist eine neue, am 25. Mai gegründete Bürgerinitiative. Sie lehnt jede neue Rheinquerung zwischen Köln und Bonn ab. Sprecher Norbert Kemmer sieht gemeinsame Interessen mit der alten BI. (fes)

„Die Rheinspange ist ein schöner Name für ein Bauwerk mit hässlichen Folgen“, findet Mia Hense, Sprecherin der Bornheimer „Fridays for Future“. Das Projekt sei rückständig und ignoriere die Gefahren durch den Klimawandel: „Die Verantwortlichen haben die Gefahr durch den Klimawandel nicht erkannt.“

Norbert Kemmer, Sprecher der neuen Widdiger Bürgerinitiative gegen die Rheinspange, zeigte sich „überwältigt von der Anzahl der Mitprotestierenden“. Er fürchtet, dass durch den Bau einer Rheinquerung die Lebensqualität in der Region verloren gehe. Dies befürchtet auch der LSV-Vorsitzende Michael Pacyna. Seiner Meinung nach würden die Verkehre zunehmen und weitere naturnahe Freiflächen verschwinden: „Die Rheinspange macht Bornheim noch attraktiver für weitere Siedlungsflächen. Dies geht auf Kosten des Freiraums.“

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Zwölf Varianten für eine mögliche Querung des Stroms stehen im Raum, darunter mehrere, die durch das Anknüpfen an die drei südlichen Planpunkte W2, W3 und W4 Widdig und Urfeld direkt betreffen würden. Voraussichtlich nach der Bundestagswahl im September will die Autobahn GmbH des Bundes eine Vorzugsvariante bestimmen. 2030 soll die Rheinspange eröffnet werden.