Bunt geschmückte Traktoren bei einem Korso in Bornheim-Walberberg waren Hoffnungsbotschaft und Regierungskritik zugleich.
Lichterkorso in WalberbergLandwirte wettern in Bornheim gegen die Regierung
Mit viel Liebe zum Detail hatten Landwirte ihre Traktoren und Schlepper geschmückt, als sie bei Einbruch der Dunkelheit eine Lichterfahrt mit reichlich Musik durch Walberberg starteten. Nikoläuse, Schneemänner und Tannenbäume waren auf die Gespanne geladen und Lichterketten um die Traktoren gewickelt worden. Viele Menschen säumten die Straßen, winkten und klatschten. In die besinnliche Stimmung mischte sich aber auch handfeste Kritik: „Verbraucher, soll mein Kind den Hof weiterführen?“, hatte zum Beispiel ein Landwirt auf ein Plakat geschrieben und an seinem mit bunten Lichtern geschmückten Traktor befestigt. Zweifelsohne spielte er damit auf die Pläne der Berliner Ampelregierung an, die Subventionen für Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für Landwirte zu streichen.
Einen Funken Hoffnung, dass diese Pläne im Deutschen Bundestag keine Mehrheit finden, hat auch Hobbylandwirt Albert Kuhl. Er hatte die Lichterkorsos organisiert – schon in der Coronazeit, um den Menschen Freude zu bringen, und jetzt auch noch, um für die Interessen der Landwirte zu demonstrieren. „Warum machen die das in Berlin?“, frage er sich. Darauf weiß auch der Kreislandwirt und Vorsitzender des Landwirtschaftsverbands Köln, Rhein-Erft-Kreis und Bonn, Willy Winkelhag, keine Antwort.
Wenn es nach ihm ginge, dann sollten die Landwirte für ihre Produkte endlich vernünftig bezahlt werden. „Dann braucht es auch keine Subventionen und Sonderprämien mehr“, sagt er. „Dann könnte jeder Landwirt von seiner Arbeit leben.“ Doch „der Schnellschuss in Sachen Haushaltskonsolidierung“, die auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen werde, habe auch ihn schockiert. „Die können doch nicht über Nacht bestimmen, und die Subvention des Agrardiesels und die Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge einfach so wegstreichen“, ärgert er sich.
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Viele Landwirte hätten Traktoren und Anhänger, die überhaupt nicht das ganze Jahr gebraucht würden. Sollten für diese landwirtschaftlichen Gerätschaften jetzt Kfz-Steuern fällig werden, dann könnte das schnell statt einigen Hundert einige Tausend Euro im Jahr kosten. „Wie soll man sich auf eine solche Regierung überhaupt noch verlassen können?“, fragt Winkelhag. „Diese Streichungen sind eine Katastrophe“, findet auch Gemüse-Landwirt Stefan Grüsgen aus Walberberg. Sein Sohn (17) sei gerade in der Ausbildung zum Gärtner mit Schwerpunkt Gemüsebau. „Inzwischen bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob man den Kindern noch raten kann, den Betrieb einmal zu übernehmen“, merkt er an. Grüsgen vermutet, dass letztlich die Verbraucher die Zeche zahlen müssen, sollten die Kürzungen beschlossen werden. „Oder aber die Betriebe müssen ausgeben und die Nahrungsmittel kommen aus dem Ausland“, sagt er.
Diese Befürchtung hat auch der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV). Im Bus mit mehr als 50 Landwirten aus der Region war der RLV am Montag zur Demo in Berlin. In einem Schreiben teilt der Verband mit, dass durch die geplanten Streichungen einem durchschnittlichen rheinischen Betrieb zusätzliche Kosten von rund 100 Euro pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche entstehen. Nur schwer ließe sich das kompensieren und es führe zu höheren Lebensmittelpreisen. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Noch einmal möchten die Landwirte im Vorgebirge kurz vor Weihnachten auf ihre Kritik aufmerksam machen, und zwar mit einer Kundgebung am 22. Dezember in Walberberg, die um 16 Uhr in der Franz-von-Kempis-Straße beginnt. Ein Traktorkorso schließt sich ab 17 Uhr an. Ihre Botschaft: „Ohne Bauern geht es nicht“.
„Wir Liberale sehen mit diesen Vorschlägen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirte in Bornheim in Gefahr“, kommentiert Elisa Färber, Vorsitzende der FDP Bornheim, die Berliner Ampelpläne, an denen auch der FDP-Finanzminister beteiligt war. Die FDP-Fraktion im Bundestag habe aber ein Veto gegen die Pläne der Ampel-Spitzen angekündigt. „Die FDP-Fraktion hält die starke Belastung der landwirtschaftlichen Betriebe für nicht zustimmungsfähig“, heißt es in einer Pressemitteilung der Freien Demokraten. Und: „Vor allem bräuchten die Landwirte faire Wettbewerbsbedingungen im europäischen Vergleich.“