„Bornheim verschläft Chance“Mehr Engagement bei Ansiedlung der Hochschule gefordert
Bornheim – „Die Stadt Bornheim verschläft eine Zukunftschance!“ Deutliche Kritik an der Verwaltung und Bürgermeister Christoph Becker (parteilos) hat die FDP vom Stapel gelassen. Bornheim bemühe sich nicht genug um die Ansiedlung der Hochschule des Bundes, die eigentlich in der Nachbarstadt Brühl beheimatet ist.
Der aktuelle Standort dort platzt allerdings „aus allen Nähten“. Für den Ausbau von 600 auf dann etwa 1200 Studierende werden neue Unterrichtsräume, Büros aber auch Studentenunterkünfte benötigt. Daher soll ein weiterer Campus für Entlastung sorgen.
Seit die die Politik und die Verwaltungsspitze in Brühl die Erweiterung am bisherigen Standort abgelehnt haben, wird händeringend nach einem anderen Areal gesucht. Bereits im März 2020, kurz nachdem die Erweiterung in Brühl vom Tisch war, sei die Bornheimer Verwaltung aufgefordert worden, Gespräche mit der Hochschule aufzunehmen. Außerdem sollte eine Übersicht mit den in Frage kommenden Grundstücken erstellt werden. Der Vorstoß der FDP sei auf eine breite Zustimmung aller Fraktionen gestoßen, betont Jörn Freynick, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der FDP Bornheim Freynick. „Über ein Jahr später zeigt sich nun, dass die Stadtverwaltung diese riesige Chance für unsere Stadt komplett verschlafen hat.“ Eine kleine Anfrage habe offengelegt, dass die Stadt den einstimmig beschlossenen Forderungen der Politik nicht nachgekommen ist.
Noch immer keine Gespräche
Obwohl die Verwaltung den Hochschulcampus für ein so wörtlich „interessantes Zukunftsthema“ halte, habe es bislang keine Gespräche mit Vertretern der Hochschule gegeben. Stattdessen setze Bürgermeister Christoph Becker auf eine Lösung innerhalb des Brühler Stadtgebiets oder strebe einen Austausch mit der Gemeinde Alfter an, die dem Projekt aber bereits eine Absage erteilt hat. „Unser neu gewählter Bürgermeister ist mit großen Visionen angetreten. Daher hatten wir damit gerechnet, dass er sich mit vollem Herzblut für die Campusansiedelung einsetzt“, resümierte Jörn Freynick.
Gegenüber der Rundschau betonte Becker gestern, die Verwaltung stehe der Ansiedlung einer Dependance der Hochschule offen gegenüber, er vertrete aber auch ganz klar die Auffassung, „dass interkommunale Zusammenarbeit nur miteinander funktioniert und nur so zur regionalen Entwicklung wird“. Bis heute gebe es in dem konkreten Fall nur Aktivitäten von Maklern oder „Investoren“, ohne erkennbare Vertretungsvollmacht des Trägers. Und außer den Veröffentlichungen in den Medien seien Ziele, Inhalte und räumliche Anforderungen bislang eher vage. Bei einem konkreten Anforderungsprofil mit einer definierten Entwicklungsperspektive könnten Eignungskriterien definiert werden, die überhaupt erst eine Standortprüfung zulassen und eine Abwägung zwischen Wohnen, Gewerbe und Ökologie.
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„Euskirchen und Erftstadt sind schon längst einen Schritt weiter und kommen als neue Standorte in Betracht“, drängt Jörn Freynick zu mehr Aktivität. Euskirchen hat das ehemalige Gelände der Westdeutschen Steinzeugwerke und Erftstadt ein bislang unbebautes Areal in Liblar ins Rennen gebracht.
In dieser Woche hat schließlich auch die Brühler Verwaltung erläutert, mit welchem Vorschlag sie sich am Interessenbekundungsverfahren beteiligen will. Demnach will sie der Hochschule auf zwei separaten Flächen Chancen eröffnen, neue Gebäude zu beziehen. Studentisches Wohnen soll auf einer ungenutzten Fläche rund um das Interimsquartier der Erich-Kästner-Realschule ermöglicht werden. Im denkmalgeschützten Gebäude, das der Stadt gehört und in dem derzeit ein Teil der Schüler der Realschule unterrichtet wird, könnten Hörsäle entstehen. „Weitere Flächen für Büro- und Lehrräume können in Brühl-Ost an der Marie-Curie-Straße angesiedelt werden“, sagte Bürgermeister Dieter Freytag der Kölnischen Rundschau in Brühl.