Bauprojekt ärgert NachbarnBesitzer des Winzerhäuschens in Roisdorf erwägen Klage
Bornheim-Roisdorf – Schulungs- und Verwaltungsräume plus Wohnungen möchte das Bonner Bibelseminar mit Sitz in Haus Wittgenstein für das Missionswerk „To all Nations“ in der Straße Ehrental in Roisdorf bauen. Möglichst 2022 sollen die Arbeiten beginnen, den Bauvorbescheid hat die Stadt bereits ausgestellt. Ein Projekt, das dem direkten Nachbarn Dr. Frank Hülsemann Bauchschmerzen bereitet. Denn seine Frau Heike und er haben das denkmalgeschützte Winzerhäuschen im Ehrental erworben und aufwendig restauriert. Hüselmann fürchtet nicht eine Bebauung an sich, sondern die Größe des Objekts.
„Der aktuelle Bauplan sieht vor, dass das Gebäude mit nur acht Metern Abstand zu unserem Wohnhaus zweigeschossig plus einem Obergeschosses und einer Gesamthöhe von gut elf Metern errichtet werden soll“, erklärt Hülsemann. Zudem werde das Gelände fast komplett mit Nebenanlagen bebaut und versiegelt. Sorgen bereitet ihm auch die geplante Tiefgarage: „Unser Haus hat kein Fundament, wenn da was ins Rutschen gerät, kann die ganze Statik außer Kontrolle geraten“, befürchtet Hülsemann.
Über Ausnahmen entscheidet die Bauaufsichtsbehörde
Der Abstand zu seinem Haus und dem unbebauten Vorgarten ist im Bebauungsplan auf mindestens 25 Meter festgesetzt. Außerdem bestätigt die Stadt Bornheim auf Anfrage: „Der Bebauungsplan setzt eine zweigeschossige Bauweise fest, die im Bereich zum Ehrental auf zwei Meter Tiefe auf ein Geschoss reduziert wird. Weitere Höhenfestsetzungen gelten für die Bebauung nicht. Es sind Baugrenzen festgesetzt, die eine gestaffelte Bebauung in einer Tiefe von 22 Metern ermöglichen, zuzüglich einer Fläche für Nebengebäude über eine Fläche von sechs mal 31 Metern.“ Allerdings seien Ausnahmen möglich. Darüber entscheide die Bauaufsichtsbehörde. „Dies sind immer Einzelfallentscheidungen, die einem begrenzten Ermessensspielraum unterliegen“, hieß es auf Anfrage. „Das geplante Gebäude wird entsprechend des rechtskräftigen Bebauungsplans über zwei Regelgeschosse zuzüglich eines weiteren zurückversetzten Staffelgeschosses mit Flachdach verfügen“, antwortete Architektin Alexandra Nettekoven der Rundschau.
Ein Bau dieser Größe könnte sein Baudenkmal buchstäblich in den Schatten stellen, befürchtet Frank Hülsemann. 2011 hatten die Eheleute das Winzerhäuschen gekauft und nach Vorgaben der Denkmalbehörde aufwendig restauriert. Die Holzbalken des Hauses datieren aus dem Jahr 1575, seit gut 200 Jahren stehe das Winzerhaus an dieser Stelle und erinnere an den ehemals recht lebendigen Weinanbau in Roisdorf und dem Vorgebirge. „Um es zu erhalten, wurde es schließlich von der Denkmalbehörde auch als schützenswert eingestuft“, sagt Dr. Hülsemann. Besonderen Wert legten die Behörden bei ihrer Unterschutzstellung auf die Außenansicht. Die durfte auf keinen Fall verändert werden. Auch die Installation einer Solarterme auf der Rückseite des Anbaus sei ihnen deswegen teilweise untersagt worden. „Um den Denkmalcharakter des Winzerhäuschen nicht zu beeinträchtigen, brauchten wir sogar eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung für den Bau eines zweieinhalb Meter hohen und zwei mal drei Meter großen Gartenhäuschens“, betont der Hausbesitzer. Dabei habe bereits an derselben Stelle ein genauso großes Gartenhäuschen gestanden, das jedoch aus Sicherheitsgründen abgerissen werden musste. Das Holz sei marode gewesen, erklärt Hülsemann.
Das könnte Sie auch interessieren:
Gerade wegen der vielen Vorgaben, die es beim Denkmalschutz zu beachten galt, kann er den Vorbescheid für das Bauprojekt nebenan aus dem Rathaus nicht nachvollziehen. „Hier wird offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen“, ist seine Sicht. Zwar seien er und seine Frau schon beim Kauf des Winzerhäuschen über mögliche Baupläne auf dem Nachbargrundstück informiert worden. Doch von einem so großen und vor allen Dingen so hohen Haus sei nicht die Rede gewesen: „Ein solcher Bau beeinträchtigt doch das gesamte Ortsbild“, sagt Hülsemann.
„Viele positive Rückmeldungen“
Bauherren und die Nachbarschaft hätten stets in einem guten Kontakt gestanden, erklärt indes Architektin Alexandra Nettekoven. In den letzten Monaten habe es „viele positive Rückmeldungen von Anwohnern und Ortspolitikern“ gegeben, die die aus der Planung resultierende Aufwertung des Bereiches sehr begrüßt hätten. Schriftlich erklärte sie auch: „Die Neubaupläne wurden zu jeder Zeit offen kommuniziert.“ Insbesondere habe man zu einem frühen Zeitpunkt den unmittelbar angrenzenden Eigentümer über die Planungen auch im persönlichen Gespräch informiert. Das bestätigt auch Frank Hülsemann. „Doch insbesondere die positiven Rückmeldungen seitens der Anwohner müssen an mir vorbeigegangen sein“, meint er. Die Anwohner seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden, Kompromisse habe es bisher nicht gegeben. Die Eheleute Hülsemann haben inzwischen einen Anwalt eingeschaltet. Mit einigen Anwohner möchten sie nun auch die Politiker des Stadtrats und des Stadtentwicklungsausschusses für das Bauvorhaben sensibilisieren. „Danach fällt auch die Entscheidung, ob wir gemeinsam mit den Anwohnern Klage gegen den Vorbescheid einreichen“, erklärt Hülsemann.