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„Situation ist dramatisch“Bornheim will trotz Pandemie Kinder besser fördern

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Kinder beim Spielen

Gemeinsames Spielen und Gruppenkontakte sind für Kinder laut Bornheims Sozialdezernentin Alice von Bülow besonders wichtig.

Bornheim – „Die Situation der Familien ist dramatisch“, erklärte Alice von Bülow dem Stadtrat. „Wir sind in Alarmstimmung und erleben immer mehr, dass selbst stabile Familien mit ihren Nerven am Ende sind“, sagte Bornheims Sozialdezernentin am Dienstagabend. Der Rat tagte in der Herseler Rheinhalle zur Corona-Situation von Familien, Kindern und Jugendlichen. Von Bülow betonte: „Zudem bemerken wir bei vielen Kindern depressive Stimmung.“

Um dem entgegenzuwirken, möchte die Stadt die Notbetreuung an den Grundschulen ausbauen, auch an den Offenen Ganztagsschulen (OGS). Hier müssen sich laut Bülow allerdings die Träger um zusätzliches Personal bemühen, um coronakonform Betreuungsmöglichkeiten in kleinen Gruppen anbieten zu können.

Auch die städtische Jugendförderung bereitet Konzepte vor, um trotz der Pandemie jungen Menschen erlebnis- und kunstpädagogische Angebote zu ermöglichen. Es wurden bereits Räume in der Jugendakademie Walberberg gebucht, Kontakte mit lokalen Künstlern und der Alanus Hochschule Alfter aufgenommen, und auch die OGS-Standorte werden miteingebunden. Katja Cîmpean, Abteilungsleiterin Jugendförderung beim städtischen Jugendamt, wird die Projekte koordinieren.

Sommerferien als große Herausforderung

Eine große Herausforderung für die Eltern sieht Alice von Bülow in den bevorstehenden Sommerferien. Seit Monaten seien viele Mädchen und Jungen zu Hause. Derzeit gebe es noch Betreuungsmöglichkeiten, etwa durch den Distanz- und Wechselunterricht. Das ändere sich ab Juli: „Mit den Sommerferien beginnt eine betreuungsfreie Zeit, da ist es wichtig, wenn Kinder mit anderen Kindern in Kontakt kommen, denn sie vermissen vor allem die Gruppenkontakte.“ Dabei gehe es aber nicht nur um Ferienprogramme, sondern auch um Förderprogramme. Lehrer und Schulleiter sollen gezielt Eltern auf die geplanten Angebote ansprechen. Von Bülow appellierte auch an alle Mütter und Väter, sich bemerkbar zu machen und sich an die Schul- oder Kita-Leitungen zu wenden, falls sie das Gefühl haben, es alleine nicht mehr zu schaffen.

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Die NRW-Landesregierung hat für außerschulische Angebote ein Förderprogramm geschnürt und stellt den Kommunen 36 Millionen Euro bereit. Tina Görg-Mager (Grüne) lobte die Initiativen der Verwaltung: „Es ist herausragend, dass Kinder durch schöne Erlebnisse wieder miteinander in Kontakt kommen, und es ist nicht selbstverständlich, dass die Notbetreuung an den Grundschulen ausgebaut wird.“

Für Mai und Juni erhebt die Stadt zudem keine Beiträge für die Kita- und OGS-Betreuung – unabhängig davon, ob Eltern in dieser Zeit eine Notbetreuung in Anspruch nehmen oder nicht. Dies hat der Stadtrat per Dringlichkeitsantrag am Dienstagabend einstimmig beschlossen. Für Bornheim ergeben sich dadurch Mindererträge von rund 680 000 Euro. Das Land NRW erstattet die Hälfte dieser Elternbeiträge. Die kommunalen Spitzenverbände lehnten dieses Angebot vom Land jedoch als „unzureichend“ ab. Insofern geht die Verwaltung von einer weitergehenden Regelung aus.