Würdigung von PolitikerinnenDiskussion um Straßenbenennung in Bornheim-Roisdorf
Bornheim-Roisdorf – Johannisbeerweg, Himbeerweg, Erdbeerweg oder Am Apfelbaum, Am Kirschbaum und Am Nussbaum: Geht es nach den Wünschen der zukünftigen Bewohner des Roisdorfer Neubaugebietes Ro 22, das derzeit zwischen Fuhrweg und Herseler Straße entsteht, sollen die drei Planstraßen diese Namen tragen und nicht wie unlängst im Haupt- und Finanzausschuss einstimmig beschlossen nach den Politikerinnen Elisabeth Schwarzhaupt, Annemarie Renger und Helene Weber benannt werden.
Die künftigen Bewohner haben hierfür eine Petition eingereicht. Ihrem Wunsch konnte jedoch weder der Ausschuss noch die Verwaltung entsprechen, da die Vorschläge zum Zeitpunkt der Abstimmungen in den Gremien noch nicht vorlagen. Die Antragsteller erklärten, dass sie sich mit den Straßennamen nicht identifizieren könnten und sie keinen Bezug zu diesen Politikerinnen hätten. Zudem argumentierten sie: „Straßennamen mit zwei Bindestrichen sind ineffizient und hinderlich im Alltag. Das relativ junge Alter der Bewohner und die Kinderdichte der zukünftigen Anwohner wurde nicht berücksichtigt. Die Straßennamen sind nicht kinderfreundlich und für Kinder schwer zu merken.“
Der Leiter des städtischen Planungsamtes, Andreas Erll, verwies auf die „lange Tradition“, Straßen nach verdienten Persönlichkeiten zu benennen. Zudem habe er die Erfahrung gemacht, dass man mit „Bindestrich-Straßennamen“ gut leben könne. Er wohne selber in einer solchen Straße. Die Vorschläge für das Neubaugebiet Ro 22 hatte der Roisdorfer Ortsvorsteher Karl-Heinz Nauroth (Grüne) eingebracht.
Rückendeckung erhielten die Petenten vom Vorsitzenden der Heimatfreunde Roisdorf, Ernst Gierlich: „Ich vermisse ebenfalls den Ortsbezug. Er sollte künftig berücksichtigt werden.“ Die vorgeschlagenen Straßennamen hätten einen Bezug zu der Roisdorfer Obst- und Gemüseversteigerung gehabt. Gierlich, ein bekennender Förderer der Mundart, sprach sich sogar dafür aus, plattdeutsche Obst- und Gemüsebezeichnungen für die Straßennamen zu verwenden. Die Benennung nach Politikern ohne Ortsbezug fand er „problematisch“. Dass es dabei zu Konflikten kommen kann, zeigte die Diskussion über die Benennung einer Straße nach Helene Wessel (1898 – 1969), eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“. Trotz ihrer politischen Verdienste stellte sich heraus, dass sie sich in der Anfangszeit des Nationalsozialismus opportun verhalten hatte. Darauf hatte Linken-Politiker Michael Lehmann in der Februarsitzung des Haupt- und Finanzausschusses hingewiesen.
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Die Zentrum-Politikerin war wegen ihrer 1934 veröffentlichten Arbeit „Bewahrung, nicht Verwahrlosung“ später in die Kritik geraten, weil sie darin Bezug auf das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ nahm. Der parteilose Bürgermeister Christoph Becker beanstandete daraufhin die im Februar beschlossene Straßenbenennung und sprach von einem „Informationsdefizit“. Die Straße wird nun den Namen Helene Webers, einer anderen „Mutter des Grundgesetzes“, tragen.
Rolf Schmitz (CDU), Vorsitzender des Bürgerausschusses, erinnerte daran, dass im Hauptausschuss einstimmig entschieden wurde, die Grundsatzbeschlüsse zur Benennung von Straßen in Bornheim aus den Jahren 1970 und 1997 zu überarbeiten: „Dabei könnte man auch die Länge von Straßennamen und deren Ortsbezug bedenken.“ Linda Taft (Grüne) unterstützte die verabschiedete Benennung der Planstraßen: „Gerade mit den ,Müttern des Grundgesetzes’ haben wir alle etwas zu tun.“