Der Schulausschuss in Bornheim hat nun einstimmig den Neubau eines Gebäudes für den Offenen Ganztag (OGS) in Sechtem beschlossen.
„Unverzüglich“ soll es losgehenBornheim-Sechtem bekommt einen OGS-Neubau
Für die Schulleiterin der Sechtemer Wendelinus-Grundschule Andrea-Strunk-Klein war es eine gute Nachricht: Einstimmig beschloss der Schulausschuss den dringend erforderlichen Neubau eines Gebäudes für den Offenen Ganztag (OGS). Vor allem freute sie sich über die im Beschluss der Verwaltung aufgeführte Formulierung „unverzüglich“.
Auch Sechtems Ortsvorsteher Rainer Züge (SPD) zeigte sich erleichtert, denn die Diskussion um einen Ersatzneubau für das abgängige Bestandsgebäude steht bereits seit 2018 im Raum. Die Dringlichkeit für das neue Gebäude erkannten Bürgermeister Christoph Becker (parteilos) und die Verwaltung neulich nach einem Besuch vor Ort: „Ich bin dem Bürgermeister sehr dankbar, dass er das jetzt zur Chefsache gemacht hat. Seit Jahren begleite ich als Ortsvorsteher den Prozess des Stillstandes. Jetzt kommt endlich Drive in die Sache“, sagte Züge.
Die langen Verzögerungen begründet die Verwaltung mit der Vielzahl an Baumaßnahmen im Schul- und Kitabereich. Aufgrund der personellen Ressourcen konnten die Planungen bislang noch nicht abgeschlossen werden. Das zeigen auch die Daten aus dem Schulentwicklungsplan, die noch aus dem Jahr 2017 stammen. Zwar wurde mittlerweile das Planungsbüro Biregio aus Bonn beauftragt, den Schulentwicklungsplan fortzuschreiben, die Zahlen liegen aber noch nicht vor. Vorab wurde das Büro daher gebeten, Angaben für den Schulstandort Sechtem zu ermitteln. Auf dessen Grundlage wurde der Raumbedarf für die Grundschule nochmals überprüft und in die Planungen integriert. Die Sozialraumanalyse ergab, dass in Sechtem sehr viele Bürger im Alter von 30 bis 45 Jahren leben, deren Kinder bereits die Wendelinus-Schule besuchen oder in den kommenden Jahren dort eingeschult werden. Ebenfalls hoch sei die Altersgruppe an Einwohnern zwischen 55 bis 65 Jahren, deren Kinder in der Regel nicht mehr zur Grundschule gehen. Einen Generationenwechsel erwartet Biregio erst wieder in 15 bis 20 Jahren. Die Sechtemer Schule wird aktuell von 195 Schülerinnen und Schülern besucht, darunter sind 49 Kinder, die aus den Ortschaften Merten und Bornheim einpendeln, da dort die Aufnahmekapazitäten erschöpft sind und Eltern von Kindern mit Förderbedarf kleinere Schulsysteme wie in Sechtem bevorzugen.
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Neubau soll multifunktional genutzt werden können
Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern, wenn in Merten die Heinrich-Böll-Gesamtschule gebaut wird und die Martinus-Grundschule in die dann frei werdenden Räume der Gesamtschule einziehen kann. Zudem werde die Thomas-von-Quentel-Schule in Walberberg aufgrund aktueller Meldedaten keine stabile Zweizügigkeit erreichen. Damit diese Schule bestehen bleibt, so Sozialdezernentin Alice von Bülow, werde sie auf Pendlerkinder aus anderen Ortschaften angewiesen sein. Daher gehen die Planer davon aus, dass sich die Zahl der Einpendler zur Wendelinus-Schule reduzieren und die Schule eine stabile Zweizügigkeit erreichen werde. Dennoch soll so geplant werden, dass bei Bedarf in den kommenden Jahren ein dritter Zug aufgenommen werden könnte, etwa dann, wenn das Neubaugebiet Se 21 kommen sollte.
Die aktuellen Daten bedeuten auch, dass der künftige OGS-Neubau nur noch einen Betreuungsraum haben werde. In dem abgängigen Bau sind es zwei. Für Andrea Strunk-Klein ist das „ein Manko“, könne aber ausgeglichen werden, da im Schulgebäude genügend Räume vorhanden seien.
Wichtig war den Ausschussmitgliedern auch die Wirtschaftlichkeit des Neubaus. Im Haushalt sind für die Baukosten inklusive Rückbau bereits 2,4 Millionen Euro eingestellt. Aufgrund der aktuellen Entwicklung auf dem Baumarkt hat die Verwaltung allerdings vorsichtshalber ein Gesamtbudget von 5,1 Millionen Euro angesetzt. Der Neubau soll zudem nicht nur von den Schülern, sondern auch multifunktional genutzt werden. Bürger und Vereine könnten das Gebäude anmieten. Die Ausschreibung für den Neubau soll nun zeitnah erfolgen.
Gruppenraum erst später dazu bauen?
Von Seiten der CDU und der Grünen gab es Bedenken, ob es nicht sinnvoll sei, auf den Gruppenraum aus Kostengründen vorerst zu verzichten und nur einen Neubau mit einer Mensa und den Sozialräumen zu bauen. Der Gruppenraum könne eventuell später dazukommen, wenn das Neubaugebiet Se 21 entwickelt wird, in das vermutlich viele junge Familien mit Kindern einziehen und erst dann der Platzbedarf steigen werde, schlugen Tina Görg-Mager (Grüne) und Charlotte von Canstein (CDU) vor.
Davon riet Schul- und Sportamtsleiter Willi Over dringend ab: „Bauen wir den Raum später an, wird dies unverhältnismäßig teurer.“ Zudem könne es jederzeit dazu kommen, dass ein dritter Zug eingerichtet werden müsse, da sich derzeit laut Ortsvorsteher Züge bereits ein Generationenwechsel abzeichne. Es gebe Straßen in Sechtem, in denen Häuser stehen, die bislang von älteren Bürgern bewohnt wurden und in die mittlerweile junge Familien mit Kindern eingezogen seien. Dies sah auch Alice von Bülow so: „Wir sind eine Zuzugsstadt, wir haben enorme Fluchtbewegungen und sollten daher Vorsorge treffen.“ Auch Alexander Sturm, Abteilungsleiter Schulen, warnte davor, den Gruppenraum nicht zu bauen, da die OGS bereits eine Auslastung von 70 Prozent habe. Daher sei der Neubau mit dem Gruppenraum „extrem erforderlich“. Und Christine Herm, Schulleiterin der Martinus-Schule Merten, verwies auf das Jahr 2026. Denn dann haben die Eltern einen Rechtsanspruch auf eine OGS-Betreuung für ihre Kinder: „Daher sollten Sie diesen Raum unbedingt mitbauen.“