Arbeit am LimitHausärzte in Bornheim fordern mehr Impfstoff
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Bornheim – Der Bornheimer Arzt Dr. Christian Lunow hält Astrazeneca für einen „guten und wirksamen Impfstoff“. Doch er hat einfach zu wenig davon. Allerdings warnt der Mediziner davor, mit diesem Stoff zu schnell die zweite Impfung anzustreben. Grundsätzlich, so betont der Mit-Inhaber der Bornheimer Praxisklinik, die auch seinem Vater Reinhold gehört: „Jede einzelne Impfung hilft, die Pandemie zu beenden.“ Lunow betreibt zudem zwei weitere Praxen für Allgemeinmedizin und Innere Medizin in Swisttal und Bonn.
„Dass die Priorisierung bei der Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca aufgehoben wurde und die Zweitimpfung nicht mehr zwingend nach zwölf Wochen erfolgen muss, wird das Impftempo erheblich beschleunigen“, findet der Arzt: „Nach den aktuell vorliegenden Studien empfehlen wir aber weiterhin einen Mindestabstand von neun Wochen zwischen der ersten und zweiten Impfung mit Astrazeneca einzuhalten, um einen möglichst guten Impfschutz zu erreichen.“
Erst zehn Prozent geimpft
Seit dem Start der Impfungen Mitte April in den Hausarztpraxen konnte Lunow erst etwa zehn Prozent seiner Patienten impfen – getreu der Priorisierungsvorgaben der ständigen Impfkommission (STIKO) die besonders gefährdeten Patientengruppen zuerst. Allerdings sei die Lieferungen der Impfmittel unzuverlässig und dadurch ein Problem. „Wir können immer nur eine Woche im Voraus planen“, erklärt der Arzt aus Erfahrung. Darum könnten auch die Termine für die Patienten nur kurzfristig vergeben werden. „Noch haben wir aber keinen Patienten ungeimpft wieder nach Hause schicken müssen.“ Das Team ist zwar inzwischen gut eingespielt, doch: „Wir bekommen aber immer noch viel zu wenig Impfstoff.“
Die Arbeit in der Praxis hat sich seit Ausbruch der Pandemie vervielfältigt. Lunow hat zusätzliche Mitarbeiterinnen eingestellt, um das Team zu entlasten – in Teilzeit und stundenweise. Speziell für Patienten mit Grippesymptomen wurden getrennte Warte- und Behandlungsbereiche eingerichtet. Das Testzentrum wurde komplett ausgelagert – in einen Container neben der Praxisklinik in Bornheim. Der Start der Impfungen in den Hausarztpraxen erhöhte die Arbeitslast nochmals. „Unsere Teams arbeiten längst am Limit“, so Lunow. Alle Telefonleitungen seien von morgens bis abends besetzt. Die eingehenden Mails seien kaum zu bewältigen. „Wir arbeiten inzwischen sechs Tage die Woche, samstags sowie mittwochs und freitags bis zum Abend durch“, erklärt er.
Zumeist seien es langjährige Patienten, die nach Impfterminen fragten. Da aber viele Hausärzte nicht gegen Covid-19 impfen, gebe es häufig auch Anfragen von Patienten, die nicht zum Patientenstamm gehören. Die weist Lunow ab: „Da die Impfstoffdosen, die uns zur Verfügung stehen, immer noch sehr limitiert sind, impfen wir bis auf weiteres nur unsere eigenen Patienten.“ Die meisten Berufskollegen, die an der Impfkampagne teilnehmen, hätten „genau die gleichen Probleme“. Hoffnung, dass sich die Situation entspannt, wenn die Betriebs- und Fachärzte ab Juni mitimpfen dürfen, hat er nicht. „Das Problem ist nicht die Impfkapazität der Hausärzte, sondern dass zu wenig Impfstoff zur Verfügung gestellt wird.“ Bald seien bei ihm die ersten Patienten mit der zweiten Impfung an der Reihe. Um dann noch Patienten mit der Erstimpfung versorgen zu können, brauche er auf jeden Fall mehr Dosen als bisher.