Bonn und UmgebungDiese mutigen Wirte starten in der Corona-Krise

In Poppelsdorf bereichert das Spago von Salah Aziz die Gastro-Szene.
Copyright: Foto: Matthias Kehrein
Bonn – Gegenwärtig ein Restaurant zu eröffnen, bleibt ein Wagnis. Denn nach wie vor lässt sich nur schwer einschätzen, wann der Shutdown für die Gastronomie überstanden sein wird. Salah Aziz, der unter dem Namen „Spago“ in Poppelsdorf das frühere „Monte Christo“ übernommen hat, scheint allerdings über günstige Voraussetzungen zu verfügen. Der erfahrene Unternehmer ist Geschäftsführer der Dall GmbH, die sich im Bereich der Softwareentwicklung sowie im Fahrzeug- und Immobilienhandel engagiert.
Insofern basiert sein gastronomisches Engagement auf einem breiten Fundament. Zudem hat er in der Szene bereits Fuß gefasst. Seit anderthalb Jahren leitet Aziz eine Mischung aus Restaurant und Bar unter dem Namen „Herr Lehmann“ in der Bonner Innenstadt. Unterstützt wird er dabei von seinem Neffen Ali Taghii.
Offene Küche und holzverkleidete Bar
Die Räumlichkeiten wurden über fünf Monate renoviert und umgebaut. Das Lokal gibt sich atmosphärisch vollkommen verändert. Unter anderem wurde eine offene Küche errichtet und eine holzverkleidete Bar mit changierendem Licht installiert. Die Holztische hat man in Handarbeit gefertigt, die Wände in einem bordeauxroten Ton gestrichen.
„Spago kommt aus dem Italienischen und bedeutet soviel wie Schnur oder Linie. Wir möchten mit dem Namen darauf hinweisen, dass wir eine klare Linie verfolgen“, sagt Aziz. Das gilt vor allem für die kulinarische Ausrichtung, die auf die italienische Küche setzt. Pizza und Pasta stehen im Fokus. Außerdem gibt es ofenfrische Fladen (Focaccia) etwa mit Paprika, Karotten, Parmaschinken, Parmesan, Peperoni und Pistaziencreme (11,50 Euro) oder mit Ziegenkäse, Rucola, Walnüssen, Apfel und Cherrytomaten (12 Euro).
Speisen to go während des Lockdown 20 Prozent günstiger
Die riesigen Pizzen (Durchmesser: 40 cm) werden zum Beispiel mit Shrimps und Cherrytomaten (12,50 Euro), vier Käsesorten (11 Euro) oder Thunfisch und roten Zwiebeln (11,90 Euro) belegt. Die Pastagerichte reichen von Spaghetti al Pesto (10,90 Euro) über Gnocchi con Funghi in Rahmsoße und Trüffel (11,90 Euro) bis hin zu Fettuccine Salmone mit Lachs, Brokkoli, Tomaten und Babyspinat (14,50 Euro). Solange der Lockdown anhält, werden die Speisen to go um 20 Prozent günstiger angeboten. Das Lokal versteht sich aber nicht nur als Restaurant, sondern möchte auch als Café und Bar überzeugen.
Man lädt die Gäste, sobald der Lockdown vorüber ist, morgens zum Frühstück und später zu einem Drink ein. Das Cocktailsortiment ist üppig. Zu den weiteren Getränkehighlights zählen hausgemachte Limonaden und Eistee sowie italienische Kaffeespezialitäten. Die Bohnen für den Kaffee kommen von der Troisdorfer Rösterei Schmitz-Mertens. „Natürlich ist aktuell nicht der optimale Zeitpunkt, um mit einem neuen Lokal durchzustarten.
Aber wir versuchen den Lockdown zu nutzen, indem wir uns einspielen, eventuelle Fehler abstellen und die Abläufe optimieren“, gibt sich Taghii pragmatisch. Das Spago, Clemens-August-Straße 3, 53115 Bonn, Telefon (0228) 92 97 53 49, ist während des Lockdowns für das to go Geschäft täglich von 11.30 bis 21 Uhr geöffnet. Im Normalbetrieb möchte man täglich von 9 bis 1 Uhr öffnen.
Mikro Bistro im Gewerbegebiet
Noch ungünstiger war der Zeitpunkt der Eröffnung für Giorgios Dimas. Seit dem vergangenen Oktober betreibt er das Mikro Bistro im Gewerbegebiet rund um die Siemensstraße zwischen Endenich und Dransdorf. Das Bistro residiert in einem Backsteingebäude, das in grauer Vorzeit als Kesselbau der Wessel-Werke diente.
Der Standort ist grundsätzlich gut gewählt, da das Quartier bis zum Ausbruch des Coronavirus sehr belebt war und hier zunehmend mehr Menschen arbeiteten, die sich vor allem mittags auch gerne in der Nachbarschaft verpflegten. In einer Zeit, in der immer mehr Beschäftigte gezwungen sind, von zu Hause zu arbeiten und die Gastronomie zudem geschlossen ist, haben sich die Bedingungen verschlechtert. Doch Giorgios Dimas hält durch und bietet seine Speisen zum Mitnehmen an.
Erst 2020 aus Piräus nach Deutschland
Ihm kommt dabei zugute, dass er nicht nur gastronomisch aktiv ist, sondern in seinem Lokal auch griechische Delikatessen wie Olivenöl, Schafskäse, Ouzo oder Gebäck verkauft. Dimas kam erst im Juli 2020 aus der Hafenstadt Piräus nach Deutschland. In der Heimat hatte er lange in verschiedenen Restaurants gearbeitet. Er steht für authentische griechische Hausmannskost.
„Eine Küche wie bei Mama“, lautet sein kulinarisches Motto. Bis zum Ende des Lockdowns beschränkt er das Angebot auf einige warme Tagesgerichte, die er in seiner offenen Küche zubereitet, sowie Süßspeisen, belegte Baguettes und Kaffeespezialitäten.
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Zum kulinarischen Repertoire zählen Klassiker wie der Auberginenauflauf Moussaka (7,80 Euro), der Nudelauflauf Pastitsio (7 Euro) mit Hackfleisch, Tomaten- und Bechamelsauce oder der Erbseneintopf Arakas (5 Euro). Die griechische Küche kann ebenso mit Vorspeisen wie Tyropitakia, Käsetaschen im Filoteig (3 Euro) oder Dolmadakia, gefüllte Weinblätter mit Reis und Kräutern (4,50 Euro) aufwarten.
Eine besondere Leckerei ist Bougatsa, eine Blätterteigtasche gefüllt mit Vanillecreme, die warm genossen wird. Solange der Lockdown besteht, werden die Speisen to go montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 17 Uhr angeboten, Mikro Bistro, Siemensstraße 10, 53121 Bonn, Telefon (0228) 2 08 55 55.
Brauhaus-Tour als Online-Stream
Der Bonner Verein StattReisen Bonn bietet nun seine Tour „Brauereien und Bierkultur“ corona-konform als Online-Führung an. Am kommenden Samstag (15. Mai) um 18 Uhr startet die Kölsch-Tasting-Brauhaus-Tour erstmals im neuen Format. Die Führung wird online gestreamt und die Teilnehmenden erhalten einen Link über Zoom.
Auch wenn niemand vor Ort sein kann, wird die Tour mit drei besonderen Bierproben für den Genuss zu Hause garniert. Dafür gibt es ein Paket mit drei regionalen Biersorten – Bönnsch, Stößje (Hausbier aus dem Sudhaus) und Bonner Craftbier Ale Mania – sowie den jeweils passenden Gläsern.
Geschichten, Anekdoten und Rivalitäten
Während der Live-Übertragung zu den wichtigsten Braustätten Bonns werden die Biere vorgestellt und es darf gemeinsam angestoßen werden. Die Tour ist gespickt mit Geschichten, Anekdoten und Rivalitäten um das beste Bier der Stadt. Bereits in den Verordnungen der Bonner Kurfürsten bahnte sich der bis heute andauernde Streit um das Kölner Bier an, der mit der Kölsch-Konvention erst 1986 einen vorläufigen Schlusspunkt erreichte.
Weiterhin wird es um eine Wirtin gehen, die als Hexe verbrannt wurde, um bekannte Pächter und um den Fassbier-Streik der Bonner Gastronomen. Die Tour dauert ca. 90 Minuten und kostet 15 Euro. Wer zusätzlich die Bierproben inklusive der Gläser bestellt, zahlt 20 Euro.