Von Bad Honnef bis UedorfWie Cafés der Region die Lockdown-Zeit meistern
- Michael Sachse hat sich angeschaut, wie die Betreiber von Cafés die Schließung wegen der Pandemie überdauern
- Kurzarbeit, Nebenjobs und staatliche Hilfe ermöglichen den Außer-Haus-Verkauf, damit es weitergeht
Der Lockdown geht in die nächste Runde. Seit dem jüngsten Bund-Länder-Treffen steht fest, dass sich die Gastronomen weiterhin gedulden müssen. Mindestens bis Mitte April dürfen sie weder im Innenbereich noch auf der Terrasse Gäste bewirten. Während die Mehrzahl der Restaurants weiter auf den Verkauf von Speisen To go setzt, stellt sich die Frage, wie die Cafés eine mittlerweile endlos erscheinende Auszeit überbrücken.
Café in der alten Scheune in Hilberath
Angelika und Heinz Sampels betreiben das Café in der alten Scheune in Hilberath. Vor allem an den Wochenenden bleibt unter normalen Umständen auf ihrem Hof und in der Scheune kaum ein Platz unbesetzt. Die Torten aus der Backstube des Cafés sind geradezu legendär. Wenn der Wanderparkplatz „Tor zur Eifel“ in Hilberath komplett belegt ist, hat das nicht nur mit den zahlreichen Wanderwegen und der schönen Aussicht zu tun, sondern liegt auch an den süßen Verführungen aus der Backstube des Scheunencafés. In der jüngsten Zeit war es hier allerdings ungewöhnlich ruhig. Das lag zwar auch am Wetter, aber vor allem hat der fehlende Cafébetrieb Hilberath einen eher tristen Winter beschert. Angelika Sampels wirkt daher ernüchtert: „Uns fehlen neben dem Normalbetrieb vor allem Hochzeiten und Geburtstage. Mit dem Außer-Haus-Verkauf können wir die Verluste nicht kompensieren. Zumal viele Kosten weiterlaufen“, sagt sie.
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Bereits nach dem ersten Lockdown habe man in den Hygieneschutz investiert und gute Voraussetzungen für einen sicheren Betrieb unter den Bedingungen einer Pandemie gesorgt. Der Sommer immerhin sei trotz eingeschränkter Kapazität noch ordentlich verlaufen. Doch der andauernde zweite Lockdown setze dem Scheunencafé nun zu. Zum Glück ist der Hofladen weiter geöffnet, und es gibt täglich außer montags Kaffee und Kuchen zum Mitnehmen. „Wir bieten allerdings nicht unser komplettes Sortiment an“, schränkt die Gastgeberin ein. Die Himmelstorte jedoch, der kulinarische Dauerbrenner des Hilberather Cafés, lässt sich auch in den eigenen vier Wänden genießen.
Mertener Café Trebellii
„Unsere Osterdekoration können wir noch ein weiteres Jahr im Keller lassen“, gibt sich Ute Gierlich aus dem Mertener Café Trebellii leicht resigniert. Schon vor zwölf Monaten hatte sich die Gastgeberin auf das Ostergeschäft vorbereitet, das nun erneut ausfällt. Während das Café im Januar und Februar noch komplett geschlossen blieb, läuft mittlerweile zumindest am Wochenende wieder der Außer-Haus-Verkauf. Neben Eis aus eigener Produktion bietet man zusätzlich Waffeln. Ute Gierlich konnte die erzwungene Auszeit sinnvoll überbrücken, indem sie in ihren alten Beruf zurückkehrte. „Ich habe das Glück, aus einer systemrelevanten Branche zu kommen. Als gelernte Pharmazeutisch Technische Assistentin habe ich in einem Impfzentrum geholfen“, erklärt sie. Doch ab April sollen die Geschäftszeiten bzw. der Außer-Haus-Verkauf im Café erweitert werden. Dann wird Ute Gierlich ihr Pensum im Impfzentrum zugunsten der Gastronomie reduzieren. Allerdings möchte sie dort weiterhin mithelfen, schließlich betrachtet sie ihr Engagement auch als persönlichen Beitrag, um die Pandemie bald in den Griff zu bekommen und damit der Gastronomie wie auch ihrem eigenen Café wieder zur Normalität zu verhelfen.
Karlottas – Kaffee & Lieblingskram in Bad Honnef
Auch Charlotte Bertus hat ihre Pause beendet. Sie führt das Karlottas – Kaffee & Lieblingskram auf dem Bad Honnefer Markt. Bis zum 15. März war der Betrieb geschlossen. Bertus hatte einen erfreulichen Zusatzgrund, um im Lockdown länger zu pausieren. Im Dezember ist sie zum ersten Mal Mutter geworden und konnte sich so intensiv um den Nachwuchs kümmern. Nun ist die junge Gastronomin wieder vor Ort, um ihre Gäste mit Kaffee, Tee, Erfrischungsgetränken und täglich drei bis vier verschiedenen hausgemachten Kuchen zum Mitnehmen zu versorgen. Die Kunden nehmen das Kaffee- und Kuchenangebot To go bislang sehr gut an. „Es ging mir vor allem darum, dass unsere treuen Gäste wieder den Geschmack unserer Zimtschnecken und unseres Kaffee genießen können“, so Bertus.
Caféhäuschen Uedorf
Das Caféhäuschen Uedorf liegt direkt oberhalb der Rheinpromenade. Die Kuchen und Torten aus der Küche von Ruth Müller sind in normalen Zeiten sehr beliebt. Auf Gewittertorte, Kirschstreusel, Mohnschmandtorte und Co. muss auch während des Lockdowns niemand verzichten. Auf der Homepage (cafehauschenuedorf.eatbu.com) veröffentlicht Ruth Müller ihr Kuchensortiment, das sie samstags und sonntags anbietet. Doch die Betreiberin des Cafés ist unzufrieden. „Die Bestellungen laufen leider nur mäßig. Ich habe mit mehr Resonanz gerechnet. Zudem kommen häufig Gäste vorbei, ohne vorher bestellt zu haben und wundern sich, dass ihr Lieblingskuchen nicht mehr vorrätig ist“, berichtet Müller. Es sei schwierig, den Absatz ohne konkrete Vorbestellungen abzuschätzen. Wenn sie zu viel backe, bestehe immer das Risiko, hinterher reichlich Kuchen wegzuwerfen und das wolle sie unbedingt vermeiden. Überdies empfindet die Gastgeberin die Situation insgesamt sehr belastend. Ruth Müller hofft wie viele ihrer Kollegen und Kolleginnen auf einen besseren Sommer ohne große Einschränkungen. Momentan denkt sie noch nicht daran, den Betrieb einzustellen. Falls die Situation allerdings noch länger andauert, könne sie nicht garantieren, das Caféhäuschen auch im kommenden Jahr noch halten zu können.
Café Amorini in Heimerzheim
Konstantin Wegener ließ sein Café Amorini in Heimerzheim von November bis Mitte März geschlossen. Nun ist für den Außer-Haus-Verkauf wieder geöffnet. „Bis Mitte März hätte sich das nicht gelohnt, weil das Wetter zu schlecht war. Im Winter kommt kaum jemand vorbei“, so Wegener. Seine originellen und kreativ komponierten Eissorten sind vor allem im Sommer das Aushängeschild des Cafés. Neben Eis gibt es Kuchen, Kaffee, Pralinen und Eistorten zum Mitnehmen. Die Lage ist angespannt. Die staatlichen Hilfen reichten gerade, um Fixkosten zu decken. „Ich war drei Monate auf Montage, um die Zeit zu überbrücken und die finanziellen Lücken zu schließen“, sagt Wegener. „Schließlich ist das Café unsere Existenz und ich möchte keinesfalls den Kopf in den Sand stecken. Es ist jetzt auch nicht die Zeit, Trübsal zu blasen.“ Der Festangestellte und ein Auszubildender waren in Kurzarbeit. Auch die Aushilfen sollen bald zurückkommen. Die Hoffnung auf eine Rückkehr in den Regelbetrieb ist ungebrochen. Nur die eigentlich für den Sommer geplante Feier zum zehnjährigen Bestehen wird definitiv nicht stattfinden.