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Die Erwartungen übertroffenTrotz Ferien 1300 Teilnehmer bei „Fridays for Future“

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Weniger Auto fahren? Weniger fliegen? Weniger Fleisch essen? Dass beim Klimaschutz jeder einzelne gefordert ist, machte diese Demonstrantin gestern deutlich.

Bonn – Hoher Besuch bei „Fridays for Future“: Oberbürgermeister Ashok Sridharan nahm gestern an der Demonstration für die Rettung des Weltklimas teil. Einen Teil des Weges ging das Stadtoberhaupt nach dem Aufbruch vom Münsterplatz mit: „Aufgrund anderweitiger Termine kann ich nicht bis zum Schluss dabeibleiben.“ Die Beweggründe der vornehmlich jungen Demonstranten kann der OB in den meisten Bereichen gut nachvollziehen: „Es ist schwierig, Gegenargumente zu finden“, sagte Sridharan, der nach eigenem Bekunden bereits „zum zweiten oder dritten Mal“ dabei war.

Erwartungen übertroffen

Etwas Schriftliches wie einen Katalog mit Forderungen oder Vorschlägen konnten die Veranstalter dem Oberbürgermeister nicht mitgeben. Erst tags zuvor flatterte ihnen die Ankündigung seiner Visite auf den Tisch. Dennoch freuten sich die Organisatoren über die Unterstützung: „Unser größter Erfolg ist es, immer mehr Menschen zu motivieren, mit uns auf die Straße zu gehen. Dies ist unsere zweite Demo während der Ferien.

Wir hoffen, die Teilnehmerzahl von 600 im Herbst zu übertreffen“, erklärte Luca Samlidis zu Beginn. Das funktionierte. Wie die Polizei mitteilte, nahmen 1300 Personen an der Demo teil. Damit hatte Samlidis nicht gerechnet: „Wenn wir in den Ferien so viele Leute begrüßen können, haben wir die Beweispflicht angetreten, dass es ihnen nicht ums Schuleschwänzen geht.“

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Der Student nannte aber flugs eine der Hauptforderungen auf kommunaler Ebene. Bis 2035 solle Bonn klimaneutral werden. Dafür sei ein besser ausgebauter ÖPNV inklusive kostenloser Radmitnahme unabdingbar: „Davon würden Schüler und Studenten profitieren.“

Demonstration nicht nur freitags

Für einen wichtigen Termin warben die Veranstalter intensiv. Es soll ein Meilenstein in der jungen Historie von „Fridays for Future“ werden. Die Demonstranten wollen nicht mehr „nur“ an Freitagen ihrem Ärger gegen die Klimapolitik Luft machen, sondern gleich eine gesamte Woche für einen anderen Kurs werben.

Zu diesem „Generalstreik“ vom 20. bis 27. September, wie Samlidis das Vorhaben nennt, haben die „Fridays for Future“-Organisatoren weltweit aufgerufen. Es handle sich um einen politischen Streik, der nichts mit dem Aufruf von Gewerkschaften zu tun habe: „Aber Verdi-Chef Frank Bsirske hat schon dazu aufgerufen, bei diesem Klimastreik mitzumachen“, so Samlidis. In Nordrhein-Westfalen läuft dann der Unterricht an den Schulen, die Herbstferien beginnen erst im Oktober. Einige Lehrinstitute könnten in dieser Woche über Schülermangel klagen. An der Universität Bonn fällt der Streik in die vorlesungsfreie Zeit.

Mehr als 6000 Menschen erwartet

Die Bonner Aktivisten befinden sich derzeit in Gesprächen mit Polizei und Ordnungsamt. Nähere Infos zu den geplanten Aktionen wollte Samlidis noch nicht geben, aber er hofft darauf, noch mehr Teilnehmer begrüßen zu können: „Es soll noch lauter werden, wir hoffen auf mehr als 6000 Menschen auf den Straßen.“

Dann könnte auch Anna Tewes wieder mit von der Partie sein. Die Bonnerin erschien gestern mit ihren beiden Kindern (3 und 5 Jahre) auf dem Münsterplatz. Im Mai war sie erstmals mit dabei: „Ich finde die anhaltende Dürre erschreckend. Wir haben einen Baum vor der Haustüre, der jetzt schon Blätter verliert. Das schreibe ich dem Klimawandel zu“, sagte Tewes und schaut nachdenklich auf die Bäume am Münsterplatz, die viele gelbe Blätter tragen. Ihrem Nachwuchs versucht sie, die Thematik kindgerecht zu servieren und hat eigens ein Buch dafür angeschafft. Immer wenn Fragen aufkommen, antwortet die Mutter solange, bis der Wissensdurst der beiden gestillt ist: „Früher waren im Sommer all unsere Wiesen grün. Das ist schon im zweiten Jahr in Folge nicht mehr der Fall.“

Die Demonstranten zogen gestern Richtung Hauptbahnhof, über die Thomas-Mann-Straße zum Bertha-von-Suttner-Platz, auf dem eine Zwischenkundgebung stattfand, und zum Hofgarten mit Abschlussreden.