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Beethovenhalle wird ein DesasterNicht alle Bauprojekte in Bonn laufen wie geplant

Lesezeit 4 Minuten

Eine Pleite auf der ganzen Linie: Die Beethovenhalle wird wohl erst in gut vier Jahren fertiggestellt sein und die Arbeiten fast dreimal so viel kosten wie ursprünglich geplant.

  1. In Bonn wird viel gebaut, mit der Beethovenhalle und dem Aire-Turm stehen zwei besonders große Vorhaben an.
  2. Gerade bei diesen Projekten kommt es zu starken Verzögerungen und hohen Mehrkosten.
  3. Bei anderen Bauvorhaben sind Fortschritte zu erkennen.
  4. Ein Überblick über Pleiten, Fortschritte und Eröffnungen.

Bonn – Bei mehreren großen Bauvorhaben gibt es Fortschritte zu melden, auch wenn bei einigen Projekten, vor allem bei zwei städtischen, Verzögerungen und Mehrkosten zu beklagen sind.

Pleiten

Die Beethovenhalle sorgt auch in diesem Jahr für reichlich Schlagzeilen und liefert dabei durchweg schlechte Nachrichten: Die Kosten und der Zeitplan laufen immer weiter aus dem Ruder. Gestartet war die Stadt einmal mit rund 60 Millionen Euro, jetzt liegen die Schätzungen des Städtischen Gebäudemanagements bei 166 Millionen Euro. 2018 sollte das unter Denkmalschutz stehende Gebäude komplett saniert sein und dann für das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 eingespielt werden. Nun wird die Halle wohl erst 2024 fertiggestellt sein.

Die Hauptgründe für das Desaster fasst der Projektsteuerer, die Firma Drees + Sommer, so zusammen: Dem Architektenbüro fehlen nicht nur die fachliche Eignung und die Berufserfahrung, sondern auch spezielle Kenntnisse im Denkmalschutz. Weiter ist von „unbestimmten und nicht funktionierenden Planungsinhalten und unkoordinierte Bauprozessen“ sowie mangelnder Projektüberwachung die Rede. Immer wieder gibt es auch Überraschungen. So stellen die Planer unter anderem fest, dass beim Bau der 1959 eingeweihten Halle und auch bei der Erweiterung in den 1990er-Jahren wegen des schwierigen Baugrunds von der ursprünglichen Planung abgewichen worden war.

Dagegen muten die Probleme bei der Sanierung der Viktoriabrücke relativ klein an. Die erste Kostenschätzung 2012 lag bei 24,6 Millionen Euro, inzwischen sind es 45 Millionen Euro. Ob das reichen wird, ist aber noch nicht sicher. Auch bei der Brücke muss immer wieder nachgebessert werden. Ein Beispiel: Ein Stauraumkanal wird für 960 000 Euro verlegt und ebenso wie die Rampenwände entgegen der ursprünglichen Planung erneuert. 2021 soll das Projekt abgeschlossen sein.

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Für die Kostenexplosion gibt es laut Stadtbaurat Helmut Wiesner vor allem drei Gründe: Die sehr lange Laufzeit des Projekts, gravierende Änderungen in der Planung und die konjunkturelle Lage, die zusammen mit dem öffentlichen Vergaberecht dafür sorge, dass von den Firmen „Mondpreise“ verlangt würden.

Fortschritte

Kräne an vielen Stellen in der Stadt zeigen an, dass Bonn nach wie vor ein attraktiver Wirtschaftsstandort ist. Ein herausragendes Projekt entsteht am Bundeskanzlerplatz auf dem Gelände des ehemaligen Bonn-Centers, wo bis 2022 ein Ensemble aus drei Gebäuden gebaut wird. Der geplante 101,5 Meter hohe Turm mit 28 Stockwerken wird das dritthöchste Gebäude Bonns.

Auch vor dem Hauptbahnhof tut sich viel. Bei dem Projekt „Urban Soul“ wird gleich zweimal Richtfest gefeiert: Bei dem „Lifestyle-House!“ und dem Hotel sind die Rohbauarbeiten abgeschlossen. Komplettiert wird das Vorhaben, das laut Projektleiter Bastian Julius von der developer Projektentwicklung GmbH „weit mehr als 100 Millionen Euro kosten wird“ und damit teurer wird als geplant, mit dem Bürogebäude samt Parkhaus, das an der Rabinstraße entsteht.

Kommt gut voran: Auf der Baustelle von „Urban Soul“ wird gleich bei zwei Gebäuden Richtfest gefeiert.

In Endenich wird der Grundstein für das Projekt „west.side“ gelegt. Auf dem rund 60 000 Quadratmeter großen Areal zwischen der Siemensstraße und der Straße Am Propsthof sollen in den nächsten Jahren mehr als 500 Wohnungen, eine Kindertagesstätte, Ateliers sowie Flächen für Gastronomie, Gewerbe und Büros entstehen, ein kleiner Stadtteil. Die ersten Mieter sollen Mitte 2021 einziehen.

Eröffnung

Das mehr als 100 Millionen Euro teure Maximiliancenter, das gemeinsam mit „Urban Soul“ dass neue Eingangstor der Stadt für alle bildet, die mit der Bahn anreisen, wird eröffnet. Die Eröffnung des Ankermieters Primark wird wenig später von Protesten begleitet.

Geplant

Sorgt für Gesprächsstoff: der Aire-Turm von Horst Burbulla.

Wohl kaum ein Projekt in der Bundesstadt sorgt für so kontroverse Diskussionen wie der von Horst Burbulla auf dem städtischen Parkplatz an der Charles-de-Gaulle-Straße in der Rheinaue geplante Turm „Aire“ mit einem Veranstaltungssaal in gut 160 Metern Höhe. Die geschätzten Kosten von 80 Millionen Euro will Burbulla mit eigenem Geld sowie Mitteln seiner Stiftung und einer Hypothek finanzieren. Um seine Vision zu realisieren, hat der Bonner Erfinder und Maschinenbauer, der für einen Kamerakran mit einem Teleskopmechanismus 2004 einen Oscar erhielt, eigens ein Bürgerbegehren inszeniert. (wki)