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Überwachung und HilfeWie die Stadt Bad Honnef mit der Corona-Krise umgeht

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Trauriger Anblick: Eine Momentaufnahme in der Bad Honnefer Innenstadt gestern gegen 11.15 Uhr. Weil die weitaus meisten Geschäfte schließen mussten, ist in der Fußgängerzone deutlich weniger los.

Bad Honnef – „Es ist eine gute Erfahrung zu sehen, dass es in Bad Honnef eine Lernkurve gibt. Am Anfang war da diese rheinische Lässigkeit, mit der man sich bei schönem Wetter mit der größten Selbstverständlichkeit über die Regeln hinweggesetzt hat, und jetzt können wir doch feststellen: Der Ernst der Lage scheint angekommen zu sein.“ Mit diesen Worten kommentierte am Mittwoch Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff den Umgang der Bürger mit der Corona-Epidemie. Denn inzwischen gebe es Zusammenkünfte auf der Insel Grafenwerth oder gar einen Kindergeburtstag mit 20 Leuten in einer Grillhütte nicht mehr. Das bundesweite Kontaktverbot greift auch in der Badestadt.

Allerdings ließen Otto Neuhoff, sein Beigeordneter Holger Heuser und der Leiter des Ordnungsdienstes, Thomas Breutigam, in einem Pressegespräch keinen Zweifel daran, dass sie die Regeln, die vom Land NRW mit einem saftigen Bußgeldkatalog hinterlegt worden sind und die von der Schließung von Lokalen bis zum Kontaktverbot für mehr als zwei Menschen reichen, auch durchsetzen werden. Der Ordnungsaußendienst der Stadt sei von vier auf neun Vollzeitstellen mehr als verdoppelt worden, er sei in zwei Schichten unterwegs um nachmittags und abends präsenter zu sein, und auch der Innendienst sei verstärkt worden, um Bußgelder und Strafverfahren zügig zu bearbeiten.

„Aufklären.Überwachen.Helfen“

Aber: Die Stadt setzt in Sachen Corona-Krise auf einen Dreiklang unter dem Motto „Aufklären.Überwachen.Helfen“, wie Heuser gestern erläuterte. Zur Aufklärung gehört unter anderem eine von der Stadt entworfene Plakatkampagne, bei der immer zwei bildliche Gegensatzpaare – Grün und Rot hinterlegt – gegenübergestellt werden. Zum Beispiel: Händewaschen „angesagt“, Händeschütteln „abgesagt“. Oder: ein Kind zu Hause vor dem Brettspiel „angesagt“, fünf Kinder gemeinsam auf einer Spielplatzrutsche „abgesagt“. Weiter Aufklären müsse man aber auch über die Hygieneregeln, und zwar immer wieder, denn die Epidemie und die mit ihr verbundenen Einschränkungen würden andauern. Heuser: „Wir haben es noch lange nicht ausgestanden.“ Es gehe um Disziplin und Solidarität und letztlich um Leben und Tod.

Maßnahmen erläutert: (v.l.) Nadine Batzella, Otto Neuhoff, Holger Heuser und Thomas Breutigam bei der Pressekonferenz.

Mit Blick auf Punkt 2 des Dreiklangs (Überwachen) betonte Thomas Breutigam, dass sich die Situation in der Öffentlichkeit seit Erlass des Kontaktverbotes deutlich verbessert habe, der Ordnungsaußendienst aber sowohl im Tal als auch auf dem Berg bestimmte Plätze verstärkt überwachen werde. Gegen vier Jugendliche, die Dienstagabend erwischt worden sind, wurden Bußgeldverfahren eingeleitet. Grillen oder Picknicken in der Öffentlichkeit beispielsweise wird mit 250 Euro für jeden Beteiligten geahndet.

Zahlen

Zum Stand Mittwoch gab es in Bad Honnef 22 positiv getestete Covid-19-Fälle, rund 110 Menschen waren seit Anfang März in häuslicher Quarantäne.

Aktuell werden laut Stadt rund 30 Kinder von „Schlüsselpersonen“ in 10 der 14 Kitas beziehungsweise Pflegestellen betreut. Die Stadt verzichtet zunächst für den April auf die Elternbeiträge, die Einrichtungen erhalten aber durch Land und Kommune die volle Finanzierung. (csc)

Und zum Punkt „Helfen“? Nach Angaben von Nadine Batzella, Leiterin des Fachdienstes Soziales und Asyl, ist die Hilfsbereitschaft der Bürger enorm groß, so wie sie es 2015, als viele Flüchtlinge kamen, auch gewesen sei. Wie berichtet wollen der Fachdienst Soziales zusammen mit dem Kiezkaufhaus und dem Bündnis für Familien „Paten“ vermitteln, um etwa Risikopersonen oder Menschen unter Quarantäne zu unterstützen. Laut Batzella haben sich mehr als 100 Helfer gemeldet, 20 Patenschaften seien inzwischen vermittelt worden. Zudem hätten sich Freiwillige gefunden, die Familien bei der Pflege entlasten wollten, weil deren polnische Pflegekräfte nicht mehr ins Land kommen könnten. Hinzu kommt ein Lieferdienst des Kiezkaufhauses. Holger Heuser appellierte mit Blick auf die Angebote: „Nehmen Sie die Hilfe auch an, nutzen Sie diese Angebote.“

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Otto Neuhoff sprach mit Bezug auf die Wirtschaft und die vielen geschlossen Geschäfte von einer existenzgefährdenden Entwicklung, umso wichtiger sei der vom Bundestag beschlossene milliardenschwere Rettungsschirm. Die Stadt selbst habe nur begrenzte finanzielle Möglichkeiten – Stundung von Steuern oder Verzicht auf Vorauszahlungen etwa –, die aber nutze sie aus, versprach das Stadtoberhaupt. Schließlich wolle man auch nach der Krise noch Handwerker und eine gesunde Innenstadtstruktur in Bad Honnef haben.

Das Bürgertelefon der Stadt hat die Nummer (0 22 24) 184 180, das Kiezkaufhaus die 187 63 39, der Fachdienst Soziales die 184 198 oder 184 185.