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Alltags-KolumneBusfahrt des Grauens

Lesezeit 2 Minuten
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Für Sicherheitsabstand zum Fahrer ist in Linienbussen gesorgt. Doch unter den Fahrgästen kann es eng werden.

Leverkusen – Der Mann, der sich im zunächst noch schwach besetzten Bus 255 am neuen Busbahnhof nur drei Meter in eine Bankreihe hinter mich setzt, scheint noch keinen Artikel zum Thema gelesen, geschweige denn eine der vielen Sondersendungen gesehen zu haben. Der junge Mann beginnt sofort, in großer Lautstärke zu telefonieren. Er spricht Französisch, vielmehr plärrt er es.

Der Nervfaktor laut telefonierender Leute in öffentlichen Verkehrsmitteln ist so alt wie das Handy selbst. In normalen Zeiten, fällt mir auf, haben die meisten lärmgeplagten Reisenden längst aufgegeben, etwas gegen diese Nervtöter zu unternehmen. Normalerweise würde man das Geplapper mit Fassung ertragen. Jetzt bekommt diese Unart etwas Gefährliches. Bei jedem Wort, das ein „p“ oder ein scharfes „s“ enthält, wenn theatralisch Luft ausgestoßen wird, sehe ich vorm geistigen Auge wie Viren durch den Bus fliegen.

Die nächste Corona-Dusche

Billige Handytarife können Probleme verschärfen, denke ich, denn als das erste Gespräch beendet ist, folgt nach zehn Sekunden Ruhe die nächste gefühlte Corona-Dusche. Außerdem steigen schon wieder Leute zu. Ich atme nur noch sehr flach. An der nächsten Haltestelle steige ich aus, drei oder vier Kilometer vor meiner Werkstatt, wo mein Auto fertig repariert steht.

Im Bus verbleiben: ein paar Senioren überm kritischen Alter – und gehbehinderte Menschen, die sicher nicht, wie ich, im Küppersteger Niemandsland einfach aussteigen können.

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Zwei Frauen stehen an der Haltestelle. Der Bus ist ihnen zu voll. Sie bleiben draußen. Zu Fuß wollen sie jetzt nach Leichlingen gehen, fünf Kilometer durch Opladen und die klare Waldluft in der Ruhlach. Wir gehen mit viel Abstand ein paar Meter gemeinsam, kommen ins Gespräch und sind uns schnell einig: Lautes Telefonieren im Bus war immer Mist. Jetzt ist es die Pest.