Leverkusener „Corona Drive-in“Klinikum rüstet sich für den Ansturm
Leverkusen – Jürgen Zumbé weiß, dass das Klinikum Leverkusen vor große Herausforderungen steht. „Wir müssen das Klinikum insgesamt leistungsfähig erhalten – für alle Krankheitsbilder. Corona spielt da eine zunehmend große Rolle. Wir müssen mehr Kräfte in der Intensiv- und der Notfallmedizin einsetzen, also neue Dienstpläne schreiben.“
Der ärztliche Direktor setzt dabei auf das hohe Engagement der Mitarbeiter. „Alle Beschäftigten des Klinikums, wirklich alle, ziehen an einem Strang. Es ist ein toller Geist, der hier herrscht! Wir werden den Anforderungen gewachsen sein.“
Der Chefarzt weiß aber auch: „Die Virologen haben uns vorhergesagt, dass wir in den nächsten acht bis zehn Tagen einen deutlichen Anstieg an schweren Erkrankungen von Coronainfizierten haben werden. Wir können da Rückschlüsse aus den Nachbarländern ziehen.“ Gerade dann kann das Krankenhaus jede Entlastung gebrauchen.
Hotline für Hausärzte
Eine solche soll das Corona-Abstrich-Zentrum im ehemaligen Freibad Auermühle sein, das am Donnerstag seinen Betrieb aufnimmt (wir berichteten). Im Auftrag der Stadt Leverkusen werden medizinische Fachkräfte dort Abstriche aus dem Rachenraum bei ausschließlich den Personen entnehmen, die zuvor von einem niedergelassenen Arzt nach einer (möglichst telefonisch abgewickelten) Voruntersuchung als dringend einer Coronainfektion verdächtig eingestuft worden sind.
Ohne Code geht gar nichts
Der Hausarzt meldet den Fall sodann einer bereits eingerichteten „Corona-Hotline“ des Gesundheitsamtes, die wiederum einen Code herausgibt und einen Termin beim „Corona Drive-in“, wie das Untersuchungszentrum in der Auermühle nun schon heißt, vereinbart. Der Arzt schickt den Patienten sodann zu dem vereinbarten Termin, die Untersuchung dauert zweieinhalb Minuten, die Probe wird zur Untersuchung ins Synlab am Klinikum geschickt, und etwa 72 Stunden später liegt ein Ergebnis vor. Das wird dem Gesundheitsamt und dem Hausarzt übermittelt, der dann den Patienten informiert.
Bis zu 200 Abstriche am Tag werden im Corona Drive-in möglich sein, sagt Tim Feister, Kreisgeschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes Leverkusen, der im Auftrag der Stadt das Corona-Abstrich-Zentrum betreibt. „Wir öffnen zunächst an zwei Tagen die Woche für jeweils acht bis zehn Stunden, sind aber flexibel in der Lage, die Kapazität hoch zu fahren.“
Die Malteser kennen die Örtlichkeit noch aus der Zeit, als sie dort eine große Flüchtlingsunterkunft betreuten. Nun sollen es streng kontrollierte Corona-Tests unter größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen sein. Daher die Vorfahrt im (bevorzugt eigenen) Auto, bei der die Patienten im Fahrzeug sitzen bleiben und die Untersuchenden Schutzkleidung tragen.
„Es geht uns nicht um möglichst viele Proben“, betont Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach, „sondern um eine systematische Kanalisierung der Tests: nur nach Verordnung der Hausärzte und zu deren Entlastung sowie des Klinikums und des Gesundheitsamtes“. Der Leiter des städtischen Gesundheitsamtes, Martin Oehler, spricht schon jetzt von einer sehr hohen Probenzahl, die weiter ansteigt.
Fachlabors rotieren
Bisher wurden rund 160 Proben am Tag in einem Container auf dem Gelände des Klinikums entnommen. Die mit der Auswertung beschäftigten Fachlabore sind längst an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angekommen. Auch deshalb müssen die Tests streng auf die Fälle klarer medizinischer Notwendigkeit begrenzt bleiben.
Chefarzt Jürgen Zumbé warnt: „Wir müssen die Prozesse jetzt in wenigen Tagen weiter optimieren und die Schnittstellen verbessern.“ Material- und Raumreserven stünden bereit, ebenso freiwillige Fachkräfte, die an sensiblen Stellen zum Einsatz kommen.
Steigende Fallzahlen
An diesem Mittwoch gibt es 65 bestätigte Fälle einer Coronainfektion in Leverkusen. 1234 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne, weniger als zehn Patienten sind zu stationärer Behandlung im Klinikum, davon wohnen zwei in Leverkusen, vier wurden inzwischen als gesundet entlassen. Selbst wer bei einem Coronatest als nicht-infiziert eingestuft werden sollte, muss sich allerdings auf eine zweiwöchige Quarantäne einstellen und gilt weiterhin als krankheitsverdächtig.
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Oberbürgermeister Uwe Richrath, der zur Vorstellung des Corona-Abstrich-Zentrums zu einem Video-Pressegespräch eingeladen hatte, sieht sich mit den Vorkehrungen, die Leverkusen mit seinem öffentlichen Kontaktverbot vor Land und Bund verhängt hatte, bestätigt. „Wir haben eine nie gekannte Situation. Die erfordert nun einmal drastische Maßnahmen.“