Der neue Alltag in LeverkusenHomo sapiens in der Heimathöhle
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Leverkusen – Derzeit lässt sich ein neuartiges Experiment beobachten: Was geschieht mit Mitgliedern der Spezies Homo sapiens, wenn ihr Auslauf stark beschränkt wird? Ein Großteil der Menschen hat sich nun in seine Höhlen zurückgezogen und versucht, seinen alltäglichen Aufgaben von dort aus nachzugehen oder adäquate Ersatzhandlungen zu etablieren. Schon nach wenigen Tagen sind erste Nackenschmerzen bemerkbar, die von der stundenlang eingehaltenen Netflix-Position herrühren. Der menschliche Körper ist es nicht gewohnt, diese länger als zwei Tage am Stück (es hieß einst: „Wochenende“) einzunehmen.
Marathon auf dem Balkon
Andere Individuen gehen dazu über, ihr Krafttraining und sportliche Aktivitäten zu verstärken. Ein Verhalten, das schon aus der Käfighaltung von straffälligen Homo sapiens bekannt ist. . In Paris lief der erste Artgenosse einen Marathon auf seinem sieben Meter langen Balkon.
Eingebauter Abstandspiepser
Wer sich in freien Natur begegnen (Joggende, Fahrradfahrende, Spaziergänger, Kinder- und Hundeausführer) hat nun zusätzlich einen inneren Pieper entwickelt, wir er bereits in Kraftfahrzeug-Einparksystemen eingebaut ist. Dieser Pieper geht los, wenn der Mindestabstand unterschritten wird. Dann weichen Betroffene auf den Grasstreifen oder auch die Straße aus, um den Abstand wieder herzustellen.
In den Behausungen der Homo sapiens beginnen sich ausgetretene Wege zu formen, die die Nahrungs-, Schlaf- und Arbeitsstätten miteinander verbinden. Oder alles integrieren: Einzelne Individuen wurden dabei beobachtet, an ihrem Schlafplatz zu essen und zu arbeiten, möglicherweise sogar gleichzeitig.
Andere, deren Arbeit sich nicht in die Heimathöhle übertragen ließ, beginnen, die Wände hochzugehen und mit sich selbst zu sprechen; mitunter sehr laut und von unreinem Sprachgebrauch begleitet. Erzwungene äußere Ruhe scheint auf die Spezies die paradoxe Wirkung einer Verstärkung der inneren Unruhe zu haben. Die meisten auf ihre Behausung beschränkten scheinen sich darüber zu freuen, ihre Körper nicht mehr in Kleidungsstücke pressen zu müssen, die gesellschaftlichen Normen entsprechen.
Freigehege ist Luxus
Besonders glücklich schätzen können sich jedoch immer noch die, die ein Stück Land unter freiem Himmel an ihre Höhle angeschlossen haben – das kleine Außengehege hat unter diesen Bedingungen Luxusstatus.