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AfD-Kandidat HartwigFür den OB-Posten würde er auf den Bundestagssitz verzichten

Lesezeit 4 Minuten

Roland Hartwig ist Bundestagsabgeordneter der AfD und kennt Leverkusen aus seiner Zeit bei Bayer.

  1. Ex-Bayer-Chefjurist Roland Hartwig ist Kandidat der AfD.
  2. Er sagt, er würde für den Posten des Oberbürgermeisters auf sein Mandat im Bundestag verzichten.
  3. Wie will er potentielle Wählerinnen und Wähler überzeugen?

Leverkusen – Nein, er wäre nicht der erste Oberbürgermeister in Leverkusen, der auch bei Bayer gearbeitet hat. Das hätte der ehemalige Chefjurist des Chemiekonzerns, Roland Hartwig, mit Horst Henning (SPD) gemeinsam, der von 1984 bis 1994 als OB die Stadt regierte. Hartwig wäre aber der erste Stadtchef der AfD, die sich in diesem Jahr erstmals um Sitze im Stadtrat bemüht und auch einen eigenen OB-Kandidaten ins Rennen schickt.

Hartwig soll es versuchen, 65 Jahre alt, hat für einige Zeit unter anderem in Bergisch Gladbach gelebt, bevor er vor einigen Wochen nach Potsdam umgezogen ist. Seit 2017 sitzt er im Bundestag. Und nun will er Oberbürgermeister einer 167000-Einwohner-Stadt werden? „Ich halte es für offen, ob ich noch mal kandidiere“, sagt Hartwig über seine Zukunft als Abgeordneter. „Das mache ich auch davon abhängig, ob ich in Leverkusen eine Chance habe.“

Mit der AfD versucht nun eine zweite rechtspopulistische und rechtsextreme Partei (neben Aufbruch Leverkusen, der ehemaligen „Pro NRW“-Partei) ihr Glück in Leverkusen. Bislang konnten Stadt und Bürger ein Erstarken der Rechten verhindern. Vor zwei Jahren deckte der „Leverkusener Anzeiger“ Verbindungen des hiesigen AfD-Sprechers zur rechtsextremen „Identitären Bewegung“ auf – obwohl die AfD die Zusammenarbeit der vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung in einem Beschluss verboten hatte. Doch auch Teile der AfD selbst – unter anderem der inzwischen offiziell aufgelöste „Flügel“ und der Parteinachwuchs „Junge Alternative“ – sind im Visier der Verfassungsschützer.

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Wofür seine Partei steht, macht Roland Hartwig unmissverständlich klar: Geht es darum, die Wohnraumnot in den Städten zu bekämpfen – für ihn „ein Thema allererster Priorität“ – zähle dazu, „dass wir Menschen, die kein Recht haben, hier zu sein, nicht mit Wohnraum versorgen“. Wer dieses Recht für ihn nicht habe? „Menschen, die kein Aufenthaltsrecht haben, die dieses Land auch verlassen müssen“, sagt er. „Die aus irgendwelchen Gründen, die die Politik im Augenblick zu verantworten hat, nicht abgeschoben werden“, empört sich Roland Hartwig.

33 Jahre bei Bayer

In die Waagschale wirft Hartwig, dass er 33 Jahre seines Berufslebens hier verbracht und Familie im Umfeld habe. Die Stadt wolle er weiterentwickeln, „vor allem mit Blick auf Sicherheit, Themen wie Autobahnbau“ und er will mehr Touristen anlocken – unter anderem mit einem attraktiveren Rheinufer.

Zum Thema „A-1-Ausbau“ hatte sich Hartwig im Vorfeld klar positioniert: „Die Planungen zur Autobahnführung sind abgeschlossen, ein Tunnelbau ist nicht vorgesehen.“ Gleiche Meinung auch zum Rastplatz: „Die bereits fertige Planung wird nicht in Frage gestellt.“ Alles durchwinken trotz der ganzen Proteste in der Stadt? Man müsse sich anschauen, warum die Leute gegen die Rastanlage seien, erklärt der 65-Jährige. Er vermutet, es gehe primär um Lärm- und Verkehrsemissionen, da sollte man sich dafür einsetzen, dass man sie durch „gute Maßnahmen“ minimiert.

Gleiches gelte für die A 1: „Schon zu meiner Bayer-Zeit wurde eine Tunnellösung diskutiert und wieder verworfen“, erzählt Hartwig. „Ich glaube nicht, dass es realistisch ist, das Thema noch mal aufzuwärmen.“ Seine Alternative? Wie im Kölner Norden beim Tunnel Köln-Lövenich sollte man überlegen, ob „eine Bedachung im Stadtbereich“ nicht die Lösung ist.

Radwege weiter ausbauen, Radverkehr fördern, das findet Hartwig unterstützenswert. Aber: „Ich finde es nicht gut, wenn man sich feindlich dem Auto gegenüber positioniert. Wenn man also nur noch 30er-Zonen schafft, keine grünen Wellen mehr durch die Stadt zulässt“, erläutert er. Die Qualität der Innenstädte leide darunter, wenn die Leute nicht mehr zum Einkaufen kommen. Als „extremes Beispiel“ für Autofeindlichkeit nennt er Freiburg.

Nach dem Tod des US-Amerikaners George Floyd gingen Anfang Juni auch in Wiesdorf Menschen gegen Rassismus auf de Straße – OB Uwe Richrath kniete sich sogar hin. Auf die Frage, welches Zeichen er gewählt hätte, ist die Antwort des AfD-Mitglieds im Grunde nicht überraschend: „Auf gar keinen Fall“ hätte Hartwig sich hingekniet und bekennt freimütig, dass er erst gar nicht zu dieser Demo gegangen wäre. „Ich denke, dass hier der Tod eines Farbigen instrumentalisiert wird für eine politische Bewegung, die ich ablehne.“