Köln/Düsseldorf – Im Tarifstreit der Luftsicherheitsbranche hat es am Mittwoch nach zwei Verhandlungsrunden ohne Einigung einen ersten Warnstreik gegeben. Am Flughafen Köln/Bonn legten laut Gewerkschaft Verdi am Morgen rund 100 Sicherheitsmitarbeiter im Frachtbereich ihre Arbeit nieder. Der Warnstreikaufruf richtete sich an die Beschäftigten der Personal- und Warenkontrolle sowie der Frachtkontrolle. Die Aktion sollte bis 24.00 Uhr andauern.
Verdi rechnete damit, dass sich über den Tag verteilt insgesamt 250 Beschäftigte mehrerer Firmen an dem Warnstreik beteiligt haben werden. Die Gewerkschaft vertritt nach eigenen Angaben bundesweit rund 25 000 Beschäftigte. Die Verhandlungen werden am 1. und 2. März in Berlin fortgesetzt.
Passagierkontrollen des Flugverkehrs seien nicht von dem Warnstreik betroffen, teilte der Flughafenbetreiber Köln/Bonn am Morgen mit. Der Flugbetrieb sei nicht beeinträchtigt.
Nach Angaben eines Verdi-Sprechers wurden ein Zufahrtstor sowie die Personalkontrolle lahmgelegt. Lastwagen und Mitarbeiter von Logistikfirmen hätten nur mit erheblichem Aufwand über andere Zufahrten und Eingänge auf das Gelände gelangen können. Deutliche Verzögerungen in den Arbeitsabläufen seien die Folge. Eine Sprecherin des Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) sagte, dass der Warnstreik so gut wie keine Auswirkungen gehabt habe. Es sei lediglich zu leichten Verzögerungen bei den Personal- und Warenkontrollen gekommen.
Das Angebot, das der BDLS unterbreitet habe, sei weit hinter den Erwartungen der Beschäftigten zurückgeblieben und habe so Proteste der Beschäftigten provoziert, kritisierte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper in einer Mitteilung. „Das Angebot greift die Preisentwicklung in keiner Weise auf und enthält Null-Monate.” Vor allem die Angleichung der Löhne an das Westniveau werde „auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben”. 10 Cent Angleichung pro Stunde für jeweils ein Jahr bedeute, „bis 2050 zu warten, bis im Osten endlich die gleichen Löhne gezahlt werden”.
Weitere Streiks seien nicht ausgeschlossen, warnte Pieper. Verdi fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine Erhöhung des Stundenlohns um mindestens einen Euro. Zudem sollen die Gehälter der Gepäck- und Personalkontrolleure auf das Niveau der Beschäftigten bei der Passagierkontrolle angehoben werden. Die Gewerkschaft verlangt außerdem ein bundesweit einheitliches Entgelt für Kräfte in der Flugzeugbewachung und Bordkartenkontrolle. Auch die niedrigere Bezahlung von Sicherheitskräften beim Berufseinstieg solle abgeschafft werden.
Der BDLS hatte nach der zweiten Runde am 8. Februar „unrealistische Forderungen von bis zu 40 Prozent Lohnsteigerung” kritisiert. Die Arbeitgeberseite habe demgegenüber Erhöhungen zwischen vier und sieben Prozent in zwei Schritten bis Ende 2023 angeboten.
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