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Reale Fiktion, fiktive Realität

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KÖNIGSWINTER-OBERPLEIS. Wo fängt Wirklichkeit an? Wo hört die Fiktion auf? Mit ihrer neuen englischsprachigen Produktion „Reality Show" begibt sich die English Drama Group des Oelberg-Gymnasiums in ein Geflecht aus realer Fiktion und fiktiver Realität.

Die Szenerie ist eigentlich „alltäglich": Ein Wohncontainer a là „Big Brother". Unter der Leitung von Frank Mertens, Lehrer für Englisch und Spanisch, ging das Ensemble einen ganz neuen Weg. Die Aufführung ist kein „Theater von der Stange", nichts, was auf einer Vorlage basiert. Mertens: „Die Schüler haben über Themen des Alltages - dessen Banalitäten - improvisiert." Diese spontanen Interpretationen hat Mertens auf Video aufgezeichnet und in einem Script umgesetzt.

In mehr als 15 Monate langer Arbeit kristallisierte sich dann das heraus, was bei der Premiere am morgigen Donnerstag ab 19.30 Uhr in der Aula des Schulzentrums Oberpleis zu sehen sein wird: eine Verschmelzung von menschlichen Erfahrungen der Schüler mit einer „gespielten" Persönlichkeit. „Doch sind wir nicht eigentlich immer mehr als eine Identität? Ist es nicht so, dass wir uns im Alltag selber spielen?", fragt Mertens, ausgebildeter Theaterpädagoge. Dabei verschwammen während der Probenzeit die Grenzen zwischen Theater und Personen. Oft genug, so Mertens, hätten die Schüler ihre eigene Geschichte, die Konflikte innerhalb der Gruppe, in ihre Arbeit eingebracht. Daraus hätten sich aber auch Probleme ergeben: „In den zwei Monaten vor den Sommerferien haben alle, mich eingeschlossen, gezweifelt, ob das alles überhaupt geht."

Dabei sprüht das Ergebnis kreativen Improvisierens vor Realität. So werden die Hausbewohner mit der Alternative konfrontiert: Entweder ihr hebt die (Zuschauer-) Quote, oder ihr bekommt nichts zu essen. Gnadenlos wie in den Container-Shows des Fernsehens werden die Protagonisten durch ihre virtuelle Existenz getrieben. Aber nicht nur die Szenerie im künstlichen Leben des Containers ist Thema. Was geht in den Zuschauern vor? Warum schaut sich jemand so eine Show an? Was ist so spannend, jemandem im Fernsehen beim Essen zuzuschauen? Fragen, die auch die Besucher nicht unberührt lassen werden. Mit ihrer Aufführung betritt die English Drama Group einen Weg, in dem die Inszenierung zum Stück, das Stück zur Inszenierung wird.

Neben der Premiere am Donnerstag, 26.Oktober, ist die „Reality Show" am Freitag, 27. Oktober, und Samstag, 28. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr in der Aula des Schulzentrums zu sehen.