Kiel – Das Verletzungsdrama um Superstar Sander Sagosen versetzte den THW Kiel vor dem Saison-Endspurt kurzzeitig in einen Schockzustand.
Sowohl die Spieler als auch die Verantwortlichen des deutschen Handball-Rekordmeisters litten am Sonntag mit dem Norweger, der sich im Bundesliga-Heimspiel gegen den HSV Hamburg einen Bruch im linken Sprunggelenk und einen Syndesmosebandriss zuzog und bis zu acht Monate ausfällt. „Sich diese Verletzung anzusehen, war traurig, unmenschlich, schlimm”, klagte THW-Kapitän Domagoj Duvnjak.
Ausfall eines weiteren Schlüsselspielers
Nach Abwehrchef Hendrik Pekeler, der einen Riss der Achillessehne erlitt, fehlt den Kielern damit ein weiterer Leistungsträger weit über die letzten zwei Liga-Spiele dieser Saison und das Finalturnier in der Champions League Mitte Juni hinaus. „Es ist natürlich brutal, dass wir innerhalb so kurzer Zeit zwei unserer Schlüsselspieler durch Verletzungen verloren haben”, sagte THW-Trainer Filip Jicha.
Auf den langfristigen Ausfall von Pekeler hatte der Tabellenzweite mit der kurzfristigen Verpflichtung von Routinier Bjarte Myrhol reagiert. Der 40 Jahre alte Norweger feierte beim 29:22 gegen den HSV ein gelungenes Comeback. Die Verletzung von Sagosen trifft den THW aber noch härter. „Einen Ausfall von Sander Sagosen können wir nicht kompensieren. Auf ihn ist unser Angriffsspiel zugeschnitten, er hat die meisten Aktionen. Wenn so ein Spieler ausfällt, ist das immer tragisch und sehr, sehr schade”, sagte Pekeler dem Pay-TV-Sender Sky.
„Wir müssen jetzt als Mannschaft zusammenstehen”
Zumal für die Kieler in der Schlussphase der Saison noch viel auf dem Spiel steht. Zunächst muss in den letzten beiden Bundesligaspielen am 8. Juni bei den Rhein-Neckar Löwen und am 12. Juni gegen Frisch Auf Göppingen der zweite Rang hinter Meister SC Magdeburg gesichert werden, um auch in der nächsten Spielzeit in der lukrativen Champions League dabei zu sein. Zwei Punkte beträgt der Vorsprung des THW vor dem Tabellendritten Füchse Berlin, der noch in Balingen und zuhause gegen Flensburg antreten muss.
Und dann ist da noch der Traum vom fünften Triumph in der Königsklasse beim Final4 am 18./19. Juni in Köln, wo es im Halbfinale zum Duell mit Titelverteidiger FC Barcelona kommt. Kein Wunder, dass die schwere Verletzung von Sagosen auf die Stimmung drückte. „Im Handball passieren leider Dinge, die nicht passieren dürften. Einen weiteren Spieler in dieser Phase der Saison zu verlieren, ist ein harter Schlag”, sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi.
Auch der Trainer war niedergeschlagen, richtete den Blick aber schnell nach vorn. „Wir fühlen mit Peke und Sander, wissen aber auch, dass es ohne die beiden gehen muss. Wir müssen diesen Tag jetzt erst einmal sacken lassen, die Köpfe dann aber wieder hochnehmen”, sagte Jicha. Und Kapitän Duvnjak appellierte: „Wir müssen jetzt als Mannschaft zusammenstehen, jeder in den letzten wichtigen Saisonspielen alles geben.”
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