Köln – Ja, es gibt furchtbare Jobs. Einen solchen hat ganz offensichtlich die Barkeeperin Toni. Es ist weniger der Ausschank von Kaltgetränken, der eine Zumutung ist, sondern ihr Chef.
„Ey, Toni ich bezahl' dich hier nicht fürs Quatschen”, blökt er sie an, als er beobachtet, wie sich die junge Frau mit einer Freundin unterhält. Nach seinem Statement zieht er bald - von einem geräuschvollen Rülpsen untermalt - von dannen.
Parallelen zur Wirklichkeit
Nein, ganz so schlimm klingt es nicht, wenn Sarah Engels über die kleinen Jobs redet, mit denen sie früher ihre Finanzen aufgebessert habe. In einer Pizzeria habe sie mal gearbeitet. Und Autoteile, die habe sie auch schon sortiert. „Es war damals ein riesiger Erfolg für mich, als ich von 5 Euro Stundenlohn auf 5,50 Euro aufgestiegen bin.” Klingt wie eine Erfolgsgeschichte. Aber ein paar Parallelen zwischen dieser Toni und ihr, die gibt es schon - und das nicht ganz zufällig.
Toni ist für Engels, die einst durch die RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar” bekannt wurde und heute rund 1,8 Millionen Abonnenten bei Instagram hat, die erste große Hauptrolle im Fernsehen. Auf dem ZDF-„Traumschiff” hat sie zwar auch schon mitgespielt, als singendes Zimmermädchen unter der Ägide von Kapitän Florian Silbereisen. Den Film „Die Tänzerin und der Gangster - Liebe auf Umwegen” soll nun aber sie selbst durch die Untiefen eines Fernsehabends steuern. Zu sehen ist er am 17. Januar auf Sat.1.
Der Sender nennt Engels ein „Multitalent”, was sicherlich richtig ist. Sie singt, sie tanzt („Let's Dance”), fährt kunstvoll Schlittschuh („Dancing on Ice”) und viele Menschen verfolgen mit einer gewissen Neugier ihr Privatleben. Als sie im Dezember zum zweiten Mal Mutter wurde, war das eine große Nachricht. Bei der Trennung von ihrem einstigen Casting-Konkurrenten und späteren Mann Pietro Lombardi (29), mit dem sie von 2013 bis 2019 verheiratet war, war das einst ebenso. Lombardi ist der Vater ihres ersten Sohnes Alessio.
Dennoch ist ein abendfüllender Film ein Wagnis. Engels ist keine ausgebildete Schauspielerin. Ein Kunstgriff, mit dem sich so etwas auffangen lässt: Die Rolle gar nicht so weit von der Person entfernt anlegen, die sie spielt. In „Die Tänzerin und der Gangster” wird nun viel gesungen und viel getanzt. Und Toni erinnert im Habitus schon sehr an Engels.
„Toni ist eine echte Löwen-Mama, die mit einem Casting in Berührung kommt - damit kann ich mich natürlich identifizieren”, sagt Engels dazu der Deutschen Presse-Agentur. Das Schöne sei gewesen, dass es noch gar kein fertiges Drehbuch gegeben habe, als sie zu dem Projekt gestoßen sei. „Ich habe gesagt: Es wäre schön, wenn man Tanz und Gesang miteinbinden könnte, weil das zu mir und meinem Leben passt.”
Die Story: Toni, alleinerziehende Mutter, träumt von einer Karriere als Musical-Darstellerin, hat diese Vision aber eigentlich aufgegeben. „Ich sing' nicht mehr!” sagt sie. Wie es aber kommen muss, landet sie doch noch mal bei einem Casting - und wird genommen. Und nicht nur das: Durch günstige Umstände - in Person einer divenhaften Hauptdarstellerin, die alle nervt - kommt sogar eine ganz große Rolle in greifbare Nähe.
Grimmige Kriminelle mischen mit
Was dem Film eine Dimension jenseits des Engels'schen Kosmos gibt, sind grimmige Kriminelle, mit denen sich Toni herumschlagen muss, weil ihr ehemaliger Partner auf die schiefe Bahn geraten war. Zu der Berliner Mini-Mafia gehört auch ein gewisser Tom (Christopher Patten), von dessen Verstrickungen ins Milieu Toni aber nichts weiß, als sie ihn erstmals trifft. In der Folge bandelt sie mit dem samtäugigen Gangster an. Ein dunkles Geheimnis hängt nun wie eine Gewitterwolke über dem jungen Glück.
„Ich bin sehr aufgeregt, dass der Film nun zu sehen ist. Gerade weil ich im Schauspielbereich nicht so viel Erfahrung habe”, gibt Engels zu. Die Drehzeit in Berlin hat sie allerdings schon als positive Erfahrung verbucht. Im Sommer war sie mit Familie in die Hauptstadt gezogen.
Ihre zweite Schwangerschaft stellte den Dreh unter besondere Vorzeichen. „Der Bauch wurde im Laufe der Zeit natürlich immer größer”, erklärte sie in einer Mitteilung von Sat.1. „Aber wir hatten tolle Kostümdamen, die das immer gut kaschieren konnten.”
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