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Münchner Shopping-Champions noch nicht am Ende

Lesezeit 5 Minuten

Washington – Bayern Münchens neuer Abwehrchef Matthijs de Ligt verlor keine Zeit. Noch vor dem Abhaken letzter Formalien in München machte sich der niederländische Fußball-Nationalspieler mit einem silbernen Rollkoffer auf den Weg zu seinen neuen Mannschaftskollegen in die USA.

Die kostspielige Einkaufstour des FC Bayern muss auch nach der Verpflichtung des 22-Jährigen noch lange nicht zu Ende sein. Mit über 120 Millionen Euro an Ablösesummen küren sich die Münchner zumindest vorerst zu den Shopping-Champions Europas - und haben weitere Zugänge im Blick. „Überall verstärken sich die Clubs weiter. Des Rennen hört ja jetzt nicht auf”, sagte Vorstandschef Oliver Kahn in der Nacht zum Dienstag im Mannschaftshotel in Washington, fußläufig 20 Minuten vom Weißen Haus entfernt.

Hochkarätige Zugänge

Nach Sadio Mané vom FC Liverpool sowie Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui von Ajax Amsterdam soll nun auch Matthijs de Ligt von Juventus Turin zu den Münchnern stoßen, die eine besondere Marke aufstellen. Real Madrid gab für Aurélien Tchouameni vom AS Monaco rund 80 Millionen Euro aus, der FC Barcelona zahlte für Raphinha von Leeds United und Robert Lewandowski vom FC Bayern über 100 Millionen Euro. Ebenfalls eine dreistellige Summe legte Manchester City für Ex-Dortmunder Erling Haaland und Kalvin Phillips von Leeds United hin.

„Es ist viel los. Ich meine, bei uns ist es ja ähnlich wie bei anderen Vereinen, da tut sich einiges”, sagte Torhüter Manuel Neuer und verwies national auf den BVB, der Niklas Süle ablösefrei aus München verpflichtete. Die Westfalen zahlten für Sébastien Haller (Ajax Amsterdam), Karim Adeyemi (Red Bull Salzburg), Nico Schlotterbeck (SC Freiburg) und Salih Özcan (1. FC Köln) über 85 Millionen Euro Ablöse.

Neuer sieht den FC Bayern aber weiter in der Pole Position im Kampf um die Meisterschaft. „Wenn uns nicht viel passiert mit Verletzungen und Ausfällen, ist es so, dass wir wieder der Favorit auf die deutsche Meisterschaft sind”, sagte Neuer.

Dem Abgang von Weltfußballer Lewandowski sowie denen der Ergänzungsspieler Marco Roca und Omar Richards stehen eben auch hochkarätige Neuzugänge gegenüber. Wie von de Ligt, der am Dienstag zunächst den zweiten Teil seines Medizinchecks absolvierte. Später am Nachmittag verließ er dann das Vereinsgelände der Münchner und machte sich auf den Weg zum Flughafen. Ziel: die USA.

„Wir warten auf die letzten Details, haben eine Einigung mit den Kollegen aus Turin”, berichtete Sportvorstand Hasan Salihamidzic im TV-Sender Sky. Man warte nur noch auf letzte Unterschriften. An der Seite des Technischen Direktors Marco Neppe brach de Ligt auf.

Ob er in seiner 2011 begonnen Zeit beim FC Bayern schon so einen Einschnitt erlebt habe, sei „schwer zu sagen”, sagte Neuer. „Es ist ja so, dass immer noch alles offen ist. Es heißt ja nicht, dass wir niemanden mehr hinzubekommen werden.”

Zwar meinte Neuer wohl in erster Linie Innenverteidiger de Ligt, aber die Zugänge von Konrad Laimer von RB Leipzig und Mathys Tel von Stade Rennes bleiben heiße Themen. Bei Laimer sollen die Münchner das Angebot für eine Ablöse in Höhe von 20 Millionen Euro hinterlegt haben. Und der 17-jährige Tel hat es den Bayern schon seit einiger Zeit angetan. „Wir haben ein Gespräch geführt - und das ist es”, sagte Salihamidzic, der zu Verhandlungen in Frankreich war.

Bayern an französischem Sturmtalent interessiert

Der Franzose Tel von Stade Rennes gilt als herausragendes Sturmtalent in Europa. Als Ablöse steht die für einen 17-Jährigen stolze Summe von rund 20 Millionen Euro im Raum. „Tel ist ein hochinteressanter Spieler, den wir schon länger beobachten. Ein super-starkes Talent. Das Transferfenster ist noch eine Weile offen, also schauen wir einfach”, sagte Kahn und bremste im Poker um eines der größten Sturmtalente Europas aber auch etwas ab. „Was die Offensive anbelangt, haben wir viele Möglichkeiten. Wir müssen schauen, dass wir jetzt nicht überziehen. Das muss alles sinnvoll sein.”

Auch in der Abwehr haben die Münchner viele Optionen. Benjamin Pavard gilt daher als erster Verkaufskandidat. „Wir denken jetzt im Moment nicht darüber nach, den einen oder anderen abzugeben”, sagte Kahn. „Im Moment denken wir nicht in diesen Kategorien, weil wir ja immer schauen, was können die Spieler noch alles spielen. Es gibt ja nichts Besseres, als flexible Spieler zu haben.”

Kahn lobt neuen Abwehrchef de Ligt

Kahn lobte zudem die Vorzüge von de Ligt. „Er ist groß, zweikampf- und kopfballstark und hat ein sehr, sehr gutes Aufbauspiel”, sagte der Vorstandschef. „Obwohl er erst 22 Jahre ist, führt er gerne und lautstark, ist präsent. Diese Qualitäten sind sehr, sehr wichtig für uns.” Seit dem ablösefreien Wechsel von David Alaba zu Real Madrid vor einem Jahr suchen die Münchner ihren neuen Abwehrchef. Wenn man im Abwehrbereich einen „Tick mehr Stabilität” hereinbekomme, „ist es genau dieser wichtige Mosaikstein”, sagte Kahn.

Mit dem vor drei Jahren von Atlético Madrid verpflichteten Lucas Hernández (80 Millionen Euro) bildet de Ligt nun das teuerste Abwehr-Duo der Welt. Schon am 20. Juli könnte de Ligt im ersten Bayern-Testspiel auf dem einwöchigen Trip gegen D.C. United erstmals das FCB-Trikot tragen.

© dpa-infocom, dpa:220719-99-73060/5 (dpa)