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In Bildung afrikanischer Kinder investiert

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PULHEIM. Voller Genugtuung und mit einer mächtigen Portion Stolz zeigt Daniela Schumacher-Neßeler in Richtung Felder. Dort labt sich im Schutze der Dämmerung gerade eine Gruppe Rehe am Winterweizen. „Eigentlich machen sie ja viel kaputt, dennoch erfreue ich mich an ihrem Anblick.“

Es sei immer wieder schön, draußen in der Natur Rehe und Hasen zu sehen. Schließlich sei das hier ihre Heimat, das Gut Vinkenpütz in Stommeln. Hier sei sie verwurzelt, wie sie es nennt. Da können sie ein paar weidende Rehe, die die Saat zertrampeln, nicht aus der Ruhe bringen. Da gab es im Leben der heute 45-Jährige fürwahr härtere Prüfungen. Bereits mit 22 Jahren musste sie die Geschicke von Gut Vinkenpütz alleine in die Hand nehmen. Plötzlich war ihr Vater gestorben, ihre Mutter schwer erkrankt, sie befand sich jedoch noch in der Ausbildung. Das war 1984. Nur wenige hätten ihr damals zugetraut, diese große Last an Arbeit und vor allem Verantwortung zu meistern, erzählt sie.

Doch allen Unkenrufen zum Trotz bewies sie der Welt, dass sie „als schwache Frau“ einen großen Gutshof führen kann. Nach erfolgreicher Gesellenprüfung bestand sie 1986 den Abschluss als staatlich geprüfte Landwirtin. Nun hatte sie auch offiziell alle Weihen einer Landwirtin.

„Trotz Abschluss war es nicht leicht, mich als Frau in einer männerdominierten Umgebung zu behaupten“, erinnert sie sich. Aber sie war sich ganz sicher, dass sie es kann. „Mein Vater hat mir so viel mitgegeben, dass ich von meiner Kraft überzeugt war“, sagt sie. Dieser Kraftakt war ihr überaus wichtig.

„Unser Hof ist nun schon in der sechsten Generation im Familienbesitz, ich wollte ihn unbedingt für die Familie retten. Das war ich meinem Vater und meinem Großvater schuldig.“ Karl Schumacher war der letzte Bürgermeister der freien Gemeinde Stommeln.

Sie schaffte seinerzeit alles, und als sie schließlich ihren Abschluss hatte, konnte sie sich mit ganzer Kraft der Liebe zur Landwirtschaft widmen. Apropos Liebe: Ein Glücksfall war es, dass sie jemanden kennen lernte, der ihre Passion nicht nur akzeptierte, sondern als Fachmann tatkräftig am Erfolg des Unternehmens Vinkenpütz Anteil hatte. Sie lernte Andreas Neßeler kennen, der ihr Mann wurde. Auch er stammt auch einem landwirtschaftlichen Hause.

Zusammen geht es bekanntlich besser. Das galt buchstäblich in jeder Lebenslage. Drei Kinder bekam das Paar: Katharina (19), Karl (18) und Franz (13). Dennoch musste Daniela Schumacher-Neßeler nicht auf ihren Beruf verzichten. „Hier auf dem Hof konnte ich Familie und Beruf vereinen.“

Zufrieden ist sie mit dem bislang Erreichten. Ihr Optimismus beim Erzählen und ihr Lachen sind beredte Zeugen davon, dass sie mit ihrem Dasein im Einklang ist. „Ich weiß, dass ich durch mein Leben privilegiert bin. Entscheidend ist, wie ich mich in meinem Leben fühle. Das ist keine Frage des Geldes.“

Dieses Lebensgefühl gab auch den Anstoß, dass sie sich denen zuwandte, die weniger Glück mit ihrem Leben haben. Ein Fernsehaufruf führte im Jahr 1993 dazu, dass sie Seldina, eine 14-Jährige aus Bosnien, bei sich aufnahm. Sie war im Krieg verwundet worden. Auf dem Hof gesundete das Mädchen im Kreise der Familie und kehrte nach Hause zurück.

Hilfe für kranke

Mütter und Kinder

Vor drei Jahren besuchte Danilea Schumacher-Neßeler Namibia. Dort machte sie abseits der Touristenrouten Bekanntschaft mit Aids in Afrika. Sie traf Mütter und Weisenkinder, allesamt an der Seuche erkrankt. Zwei Monate lebte sie in einer Missionsstation. Was konnte getan werden?

„Ich wollte meiner Ohnmacht etwas entgegen setzen.“ Also beschloss sie, in Bildung zu investieren. Nur sie ermögliche, dass vieles verhindert werden könne. Fortan ermöglichte sie Kindern den Schulbesuch. Schulgeld und Schulkleidung kosten pro Kind etwa 20 Euro im Jahr. 22 Kinder unterstützt sie zur Zeit. Und damit das Geld auch seine Adressaten erreicht, fährt sie jedes Mal nach Namibia und zahlt das Schulgeld bar ein. „Ich bin froh, dass ich die Kinder an meinem persönlichen Glück teilhaben lassen kann“, sagt sie.