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Falsche BanknotenAn der Kasse kann es peinlich werden

Lesezeit 4 Minuten

Mehr Schein als Sein? In Deutschland entsteht jährlich ein Schaden von rund 3 Millionen Euro, weil Geldfälscher Blüten in Umlauf bringen. (Bild: dpa)

Mal Hand aufs Herz: Können Sie sich erinnern, woher der 20-Euro-Schein stammt, den Sie gerade in Ihrem Portemonnaie spazieren tragen? Und wie reagieren Sie, wenn Ihnen just dieser Schein als Falschgeld untergeschoben wurde? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.Wie erkenne ich eine Blüte?

Das Landeskriminalamt NRW und die Banken raten zu einem Dreisatz. „Sehen, fühlen, kippen“, erklärt Christian Schilling von der Sparkasse KölnBonn. Sehen: Das Wasserzeichen im druckbildfreien Teil zeigt das Architekturmotiv und die Wertzahl. Zudem erscheint der in das Papier mittig eingebettete Sicherheitsfaden als dunkle, durchgehende Linie über die Höhe der Banknote. Die unregelmäßigen Zeichen links oben auf der Vorder- und rechts oben auf der Rückseite bilden im Gegenlicht die vollständige Wertzahl. Fühlen: Bauwerke und Zahlen auf einer Banknote sind mit Fingerspitzengefühl als leicht strukturiert zu erspüren. Kippen : Der Spezialfolienstreifen im rechten Teil der Vorderseite zeigt je nach Betrachtungswinkel das Euro-Symbol oder die Wertzahl in wechselnden Farben als Hologramm bei Scheinen im Wert bis zu 20 Euro. Ab 50 Euro wechselt die Wertzahl rechts unten auf der Rückseite die Farbe von purpurrot nach olivgrün oder braun.

Was mache ich mit einem falschen Schein?

Auf keinen Fall ausgeben. „Das In-Verkehr-Bringen ist kein Kavaliersdelikt“, sagt Frank Scheulen, Sprecher beim Landeskriminalamt NRW. Vielmehr kann darauf eine Strafe von drei Monaten bis zu zehn Jahren folgen. Auf der sicheren Seite und glaubhaft ist derjenige, der den mutmaßlich gefälschten Schein zur Polizei bringt. Diese leitet ihre Ermittlungen zwar an die Staatsanwaltschaft weiter. „Doch betrachten wir die Person dann als Zeugen oder Geschädigten, weil er das Geld nicht ausgeben wollte“, sagt der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Markus Caspers, der zuständig für Falschgelddelikte ist. Das Problem sei jedoch, dass oft versucht werde, den falschen Fünfziger an der Supermarktkasse wieder los zu werden. Denn: Für die Blüte gibt es keinen Ersatz.

Was droht mir, wenn ich Falschgeld ausgebe?

Das kann beim Bezahlen an den Kassen und beim Einzahlen aufs Bankkonto erst einmal peinlich werden. Die Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, die Fälschungen abzuliefern. Die Kölner Handelsgruppe Rewe beispielsweise ruft die Polizei und bittet den Kunden, im Geschäft zu warten. Im Kaufhof werden die Personalien aufgenommen und zusammen mit dem potenziell gefälschten Schein an die Kripo weitergeleitet. Bei den Geldinstituten bekommen die Kunden eine Quittung und das Bare wandert zur Polizei. Die Bewertung, ob man wissentlich oder unwissentlich gefälschtes Geld in Umlauf bringen wollte, liegt später im Ermessen der Staatsanwaltschaft. „Meistens trifft es den unbescholtenen Bürger“, weiß Oberstaatsanwalt Caspers. Diese Verfahren werden eingestellt. In weniger als einem Prozent dieser Fälle kommt es zu einer Verurteilung, weil klar wird, dass jemand seine Blüten reinwaschen wollte.

Wie schützen sich der Handel und Banken?

Dort werden die Mitarbeiter permanent geschult. Sensibel für Fälschungen macht unter anderem die Bundesbank: An 1200 kostenlosen Schulungen haben voriges Jahr 25 000 Beschäftigte aus Handel und Kreditwirtschaft teilgenommen. „Unsere Mitarbeiter sind inzwischen echte Profis“, sagt Christoph Hellmann, Sprecher der Kreissparkasse Köln. Etwa einmal am Tag kommt dem Kreditinstitut mit rund 700 000 Kunden eine Falschgeld-Fall unter. Überall, wo eine große Geldmenge zirkuliert, greifen die Institutionen zudem auf Prüfgeräte zu, die die Scheine scannen. „Das machen wir eigentlich mit jedem Schein“, sagt Thomas Ruppert, Geschäftsführer bei Galeria Kaufhof auf der Kölner Hohe Straße. Auch arbeite man eng mit der Polizei zusammen und bekomme Hinweise, wenn gerade eine Welle von falschen „Fuffzigern“ durch eine Stadt schwappe. Die Tipps haben die meisten Händler bitter nötig. Denn: „Meist sind mittelständische Unternehmen die Opfer, bei denen die Blüten landen“, sagt Judith Jussenhofen, Sprecherin der Kölner Bank.

Wie kommen Blüten in meine Geldbörse?

Vorsicht ist laut Landeskriminalamt vor allem geboten, wenn Geld in großer Eile oder schummrigen Licht gewechselt wird. Solche Stoßzeiten sind das hektische Vorweihnachtsgeschäft oder rund um Karneval. Dann wittern Gauner ihre Chance, massig Blüten abzusetzen. An Geldautomaten müssen sich Verbraucher dagegen keine Sorgen machen. Die Geldtransportunternehmen, die für die jeweiligen Banken arbeiten, bestücken die Automaten mit Scheinen, die geprüft von der Bundesbank kommen. Überhaupt bleibt eine Blüte meist nur wenige Tage im Umlauf, weil echte wie falsche Banknoten schnell Abnutzungserscheinungen zeigen und bei der Bundesbank geglättet und gereinigt werden. Dabei gehen dann auch die Fälschungen ins Netz.