Eine U-Bahn ins Jahr 1982: „Matrjoschka” geht weiter
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Berlin – Die schwarze Comedy „Matrjoschka” gehört gewiss zu den eigenartigeren Netflix-Serien. Die New Yorkerin Nadia macht in der ersten Staffel harte Zeiten durch. Sie stirbt immer wieder völlig absurde Tode und wacht dann jedes Mal inmitten der Party für ihren 36. Geburtstag auf dem Klo auf.
Zum beschwingten Lied „Gotta Get up” des Folkstars Harry Nilsson erlebt die chaotische Kettenraucherin mit der Reibeisenstimme stets aufs Neue die Auferstehung. Erst nach acht Folgen findet Nadia den Ausweg aus der Zeitschleife. Die Serie von Natasha Lyonne (zugleich Hauptdarstellerin), Amy Poehler und Leslye Headland hat 2019 die Kritiker zu Begeisterungsstürmen gebracht. Nun erfahren die Fans, wie es mit der rothaarigen Chaotin weitergeht.
Denn das Geheimnis um den verschwundenen Goldschatz von Nadias ungarischer Familie ist noch lange nicht aufgeklärt. Auf dessen Spur kommt die Anti-Heldin - inzwischen kurz vor ihrem 40. Geburtstag - völlig unbeabsichtigt. Nun, was kann man machen, um auf die schräge Handlung der Staffel eins noch was draufzusetzen? Ein unterirdisches Wurmloch, das wäre doch was. Dachten sich die Macherinnen wohl - und lassen die nichtsahnende Nadia von 2022 in eine stinknormale U-Bahn der Millionenmetropole einsteigen, die eine Station später auf der Strecke irgendwie im Jahr 1982 ankommt, dem Geburtsjahr von Nadia.
Wenn man mit dieser seltsamen Weiterdrehe seinen Frieden macht, kann man viel Spaß haben. Denn Netflix schwelgt im New York der frühen 1980er. Ein Manhattan, nicht so wohlhabend, sicher, geleckt sauber und gepflegt wie in der Gegenwart. Sondern schmutzig, vermüllt und voller Straßenkriminalität. Untermalt durch Popklassiker von Bauhaus, Danzig und Brian Eno ist das ein Ort, an dem sich die kaputte Nadia sofort wohlfühlt und schon Anstalten zu einem One-Night-Stand macht.
Doch im Badezimmer folgt dann der Schock: Nach Bourbon, Kokain und Aufputschpillen hatte Nadia keinen bezaubernden Anblick im Spiegel erwartet. Aber auch nicht das: Ihr blickt das Gesicht ihrer eigenen Mutter Nora entgegen, hochschwanger mit Nadia. Das Chaos nimmt seinen Lauf. Es folgt ein wildes Hin und Her zwischen 1982 und 2022.
Die Mysteryserie „Matrjoschka” (im Original „Russian Doll”) ist so wie ihre Heldin: chaotisch, schwarzhumorig, manchmal skrupellos, aber niemals langweilig. Und Staffel zwei ist eine würdige Fortsetzung.