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Detlev KlinkhammerIm ehemaligen Hühnerstall fing alles an

Lesezeit 3 Minuten

Exklusive Firmenführung:Detlef Klinkhammer (r.) zeigte Dr. Ingo Wolf (v.l.), Ernst Burgbacher, Karl Teichmann und Dr. Ludwig Veltmann sein Unternehmen, das Steuerungen und Komponenten für Aufzüge bis nach China exportiert.(Foto: Roberz)

ZÜLPICH – Es ist eine echte Erfolgsgeschichte, die der ehemalige Beamte Detlev Klinkhammer vorzuweisen hat: Der Unternehmer, der in einem Rövenicher Hühnerstall den Grundstein für seinen Betrieb legte, operiert heute europaweit und ist auch in China ein gefragter Geschäftspartner – mit Aufzügen für moderne Geschäftshäuser.

Klinkhammer arbeitete einst beim Fernmeldeamt Köln, war gut besoldet, aber völlig unterfordert. „Ich war für das Aufstellen von Telefonhäuschen zuständig. Mit nicht einmal 30 Jahren habe ich mich bereits gefragt, ob das denn alles sein soll.“ Er kündigte seinen sicheren Job und machte sich mit einem Zwei-Mann-Betrieb 1989 mit seinem Onkel Theo selbstständig – im ehemaligen Hühnerstall seines Wohnhauses in Rövenich. Heute beschäftigt das Unternehmen „KLST – Steuerungen und Komponenten für Aufzüge“ 28 Mitarbeiter. „In den vergangenen zwei Jahren haben wir unsere Belegschaft verdoppelt“, berichtete Klinkhammeranlässlich eines Besuchs des Parlamentarischen Staatssekretärs Ernst Burgbacher, Beauftragter der Bundesregierung für Mittelstand und Touristik.

„Für mich als Mittelstandsbeauftragten ist es wichtig, die Unternehmen zu besuchen und mir ein Bild davon vor Ort zu machen. Schließlich komme ich selbst aus einem mittelständischen Unternehmen“, so der Staatssekretär. Gerade in diesen Betrieben gebe es Innovationen, die Deutschland zu einer der größten Exportnationen machten.

Karl Teichmann, stellvertretender FDP-Kreisvorsitzender und Ratsmitglied in Zülpich, hatte das Treffen mit Burgbacher arrangiert: „Wir haben hier wirklich eine Perle im Zülpicher Industriegebiet, die Arbeitsplätze für echte Handwerker bietet.“ Im Gespräch mit Burgbacher, Teichmann, MdL Dr. Ingo Wolf sowie dem Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbundes, Dr. Ludwig Veltmann, schilderteKlinkhammer seine Probleme als Mittelständler. Schwierig sei die Suche nach Fachkräften und die Finanzierung geplanter Expansionen.

„Als ich meine Belegschaft verdoppelt habe, habe ich diese Mehrkosten aus eigenen Mitteln stemmen können. Aber welcher Mittelständler kann das. Wir wollen in diesem Jahr wieder erweitern und 10 bis 15 Arbeitsplätze schaffen. Doch stehen wir erneut vor der Frage der Zwischenfinanzierung“, so der Unternehmer. Burgbacher und Wolf machten Klinkhammer Hoffnung, dass diese Problematik in der Politik diskutiert werde. Wolf: „Es kann nicht angehen, dass für den Mittelstand die selben Kreditkonditionen gelten wie für Großunternehmen.“

Probleme, Fachkräftezu finden

„90 Prozent der Mitarbeiter, die ich in den vergangenen beiden Jahren eingestellt habe, kamen aus festen Arbeitsverhältnissen. Beim Jobcenter hatte ich trotz aller Versuche kein Glück, Fachkräfte zu bekommen“, klagte Klinkhammer.

Burgbacher kennt die Probleme, geeignete Fachkräfte für Mittelstandsunternehmen zu finden: „Hier müssen wir auf Bildung, Frauen und ältere Mitarbeiter setzen. Nicht jeder ältere Mensch, der in Rente geht, möchte dies. Viele sind bereit, auch nach Eintritt des Rentenalters zu arbeiten. Hier sollten wir, wie bei den Frauen, vorhandene Ressourcen ausschöpfen. Gerade bei älteren Arbeitnehmern sehe ich eine höhere Flexibilität.“

Detlev Klinkhammer hat dies in seinem Unternehmen bereits verwirklicht: „Wir haben einen Rentner des RWE bei uns beschäftigt. Ich habe auch keine Probleme, ausländische Arbeitskräfte in meinem Betrieb einzustellen. Wichtig ist das ,made in Germany’ auf unserem Produkt. Wer es zusammengeschraubt hat, spielt doch gar keine Rolle.“Schwer habe es der Mittelstand nach Meinung Klinkhammers auch, weil ihm derart viele Auflagen gemacht würden – auch t in der EU. „Wir müssen uns bei der Produktion an eine sogenannte Europanorm halten. Die aber ist beispielsweise in den Niederlanden eine andere als in Griechenland“, so der Zülpicher Unternehmer.

Auch das Thema Reaktivierung der Bördebahn wurde von Klinkhammer angesprochen. „In meinen Augen ist die geplante Reaktivierung reine Geldverschwendung. Wirtschaftlich hätte sie überhaupt keine Auswirkungen für Unternehmen wie uns. Da wäre der Lückenschluss der Autobahn 1 wesentlich sinnvoller. Wenn ich Richtung Belgien oder Frankreich fahre, nehme ich über die A 61 mittlerweile lieber 80 Kilometer Umweg in Kauf, als durch die ganze Eifel zu kutschieren“, so Klinkhammer.

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