„Borgen”: Die Zukunft ist weiblich - die Intrige auch
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Berlin – In Grönland jubeln die Menschen und in Kopenhagen gehen die Probleme los. Ein gigantischer Ölfund auf der größten Insel der Welt ist der Startschuss für die lang erwartete vierte Staffel der dänischen Politserie „Borgen” mit dem Untertitel „Macht und Ruhm”.
Fast zehn Jahre sind vergangen. Seit Donnerstag geht es nun bei Netflix endlich weiter. Die Karten sind völlig neu gemischt.
Birgitte Nyborg (Sidse Babett Knudsen) ist inzwischen Anfang 50 und dänische Außenministerin. Sie bildet - so die schöne Fassade ihrer Regierung - ein dynamisches Gespann mit der etwa zehn Jahre jüngeren neuen Premierministerin. „Die Zukunft ist weiblich”, jubeln Magazine. Hinter den Kulissen sind die Intrigen hingegen abgründiger denn je. Denn Nyborg macht sich mit ihrer strikten und kompromisslosen Ablehnung der Ölförderung in einem der sensibelsten Ökosysteme schnell Feinde.
Die Regierungschefin Signe Kragh (Johanne Louise Schmidt) fühlt sich in ihrer Kompetenz beschnitten und zwingt die Ministerin in eine öffentliche Demütigung. Auch aus Grönland kommt scharfer Gegenwind: Das Autonomiegebiet hofft auf astronomische Einnahmen und will sich von der einstigen Kolonialmacht Dänemark keine Vorschriften machen lassen. Als ob der ganze Ärger nicht ausreichte, machen der Politikerin noch die Hitzewallungen der Wechseljahre zu schaffen.
Die Journalistin Katrine Fønsmark (Birgitte Hjort Sorensen) hat unterdessen Karriere gemacht. Sie wird beim Fernsehen Chefin der Nachrichtenredaktion und fährt schon bald ihre Ellenbogen aus.
Neuer Sympathieträger des Staffel vier ist Asger Holm Kirkegaard (Mikkel Boe Folsgaard), der als neuer Arktischer Botschafter trotz Flugangst nach Grönland zu reisen hat. In eisiger Kälte muss er Verhandlungen führen und Details zum Ölbohrprojekt heranschaffen.
Schnell stellt sich heraus, dass es nicht nur um Rohstoffe, sondern auch um Weltpolitik geht. Russen sind am Bohrkonsortium beteiligt. „Borgen” ist am Puls der Zeit, der Ukraine-Krieg ist in der Serie schon ausgebrochen. Immer mehr gerät Birgitte Nyborg zwischen die Fronten und verfängt sich auch in eigenen Intrigen.
„Borgen” bietet intelligente Spannung und man kann froh sein, dass Showrunner Adam Price seine Pläne verworfen hat, das Format mit der dritten Staffel zu beenden. Netflix hat einen Coup damit gelandet, sich die Serie zu sichern. Sie lief in Deutschland bisher bei Arte.
Nicht mehr mit dabei ist der große Publikumsliebling Pilou Asbæk, der in früheren 29 „Borgen”-Episoden fabelhaft dämonisch den windigen Politikberater Kasper Juul gespielt hat. Der Däne ging im echten Leben in die Politik und hat sich bei den in seinem Land regierenden Sozialdemokraten eingeschrieben. Als Mitglied will der Schauspieler von innen heraus die restriktive Flüchtlingspolitik der Partei bekämpfen.