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Anklage: Im Auftrag getötet

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BERGHEIM / KÖLN. Der erste Verhandlungstag am Kölner Landgericht erhellte die Hintergründe des Tötungsdelikts nicht. Ein Angeklagter erging sich in Selbstmitleid und beschuldigte tränenaufgelöst seinen mutmaßlichen Komplizen. Dieser wiederum lächelte nur zu allem, betete mit ausgebreiteten Armen zum Allmächtigen und verweigerte jede Stellungnahme. Und die Frau, die den Mordauftrag erteil haben soll? Nach strapaziösen Exkursen in Nebensächlichkeiten will sie rein gar nichts gewusst haben.

Für die Staatsanwaltschaft hingegen ist die Sachlage klar. Die Anklage lautet: Mord aus Habgier, sowie Anstiftung zum Mord. Danach soll die 46-jährige Andrea H. aus Quadrath-Ichendorf im Dezember 2000 den 34-jährigen Oldenburger Erdil Y. angestiftet haben, ihren Ex-Freund Manfred S. aus dem Weg zu räumen. Dafür soll er 30 000 Mark erhalten haben. 5000 Mark soll Erdil Y. an den Gelegenheitsarbeiter Andreas R. für dessen Mithilfe weitergereicht haben.

Am 3. Januar 2001 sollen beide Männer in die Küche des Hauses in Quadrath-Ichendorf, in dem Andrea H. und Manfred S. lebten, gestürmt sein. Manfred S. sei mit vorgehaltener Pistole überwältig, gefesselt und in einer Badewanne ertränkt worden. Danach seien beide Täter mit dem Getöteten im Kofferraum nach Oldenburg gefahren, wo die Leiche in einer Grube am Kleinen Bornhorster See verscharrt wurde. Erst anderthalb Jahre später wurde das Verbrechen entdeckt.

Andrea H., Erdil Y. und Andreas R. wanderten am 23. Mai letzten Jahres in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl gegen den Ex-Mann von Andrea H. wurde aufgehoben. „Ich wusste nicht, was ich da tue. Alles lief ab, wie im Film“, schilderte mit tränenerstickter Stimme Andreas R. Er alleine äußerte sich am ersten Verhandlungstag zum Tatgeschehen. Dagegen bezichtigte er Erdil Y., den Auftrag erhalten, die Tat geplant und den Mord begangen zu haben. Er will im Grunde nahezu willenlos teilgenommen habe. „Ich habe gelangweilt danebengestanden“, so der Beschuldigte zu den Vorgängen am Tatort.

Wort- und gestenreich schilderte Andrea H. ihre Beziehungen zu ihrem Ex-Mann und den Beschuldigten. Sie wies alle Schuld von sich. Nie habe sie einen Mord in Auftrag gegeben. Vielmehr beschuldigte sie indirekt ihren Ex-Mann. „Ich habe mit 30 000 Mark zwei Russen beauftragt, dass du Ruhe hast“, zitierte sie Volker H. Diesen Betrag will Andrea H. ihrem Ex-Mann gegeben haben, um ihn aus einer Geldverlegenheit zu helfen. „Volker liebte nur mein Bankkonto. Mehr als 700 000 Mark habe ich ihm im Laufe der Jahre gegeben“, berichtete die wohlhabende Frau, die mit zwei Kindern und ihrem Vater ein größeres Anwesen bewohnt.

Erdil Y., der als erfolgreicher Versicherungsagent tätig war, möchte sich erst später zum Geschehen äußern. Der smarte und chic gekleidete Angeklagte, Vater dreier Kinder, habe, so Andrea H., dringend Geld gebraucht, um sich ein größeres Büro einrichten zu können. Der Prozess wird am Freitag nächste Woche fortgesetzt. (wod)