Der Film „Konklave“ mit Ralph Fiennes bietet starke Bilder und Oscar-Potenzial, enthält jedoch bei den kirchlichen Details kleine Ungenauigkeiten.
Oscar-Verleihung am 2. MärzDiese fünf Filmfehler stecken in Edward Bergers „Konklave“

Ralph Fiennes als Cardinal Lawrence in einer Szene des Films 'Konklave'
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Tolle Bilder, überwältigender Sound, fesselnde Geschichte: Der Film „Konklave“ mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle ist zu Recht ein Kandidat bei der diesjährigen Oscar-Verleihung und könnte am 2. März als „Bester Film“ ausgezeichnet werden. Doch wenn man es genau nimmt, gibt es auch einige Fehler in dem Kirchen-Blockbuster. Fünf Mängel, zu verstehen als Liebeserklärung eines Kirchen-Nerds:
1. Der Stoff, aus dem die Kleriker- Träume sind
Wenn Bischöfe der katholischen Kirche ihre volle Amtskluft tragen, gehört ein Scheitelkäppchen ohne Ausnahme dazu. Das gilt auch für Kardinäle, die ja in der Regel Bischöfe sind. Bei normalen Bischöfen ist das Scheitelkäppchen, eigentlich Pileolus genannt, violett. Bei Kardinälen ist es rot. Gefertigt wird es aus Moire-Seide. Im Film „Konklave“ aber scheinen die Scheitelkäppchen aus feinem Cord gemacht zu sein. Elegant, ohne Frage, aber eben nicht richtig!
2. Der Kardinaldekan ist kein Papst
Einer der vielen bildstarken Momente ist das sogenannte Vor-Konklave, in dem Ralph Fiennes als Kardinaldekan eine Predigt hält. Doch das Arrangement passt nicht. Fiennes sitzt auf einem leicht erhöhten Podest. Er trägt Messgewand und Mitra, also den Bischofshut für Gottesdienste. Um ihn herum sitzen die Kardinäle, auch sie tragen Messgewänder und Mitren. Kirchenprofis würden also denken: Hier findet ein Gottesdienst statt, eine Messfeier. Doch das kann nicht sein, schließlich fehlt im Bild ein Altar. Und sowieso: Die Art, wie Fiennes zentriert und thronartig in der Bildmitte sitzt, passt überhaupt nicht zu seiner Rolle. Zugegeben: Das Bild ist stark; es fängt die hierarchische Ordnung der katholischen Kirche ein. Aber wenn überhaupt, dann würde vielleicht ein Papst auf einem solchen Podest zu seinen Kardinälen sprechen. Aber von „Mitbruder“ zu „Mitbruder“? Wohl kaum!
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3. Rauchen? Ja, aber ohne Messgewand!
Mit den Messgewändern geht es weiter: In einer Einstellung stehen die Kardinäle in den violetten Messgewändern im Innenhof des apostolischen Palastes. So, als hätten sie gerade Gottesdienst gefeiert und seien nun erstmal auf eine Zigarette und einen Plausch an die frische Luft getreten. Doch auch das ist unrealistisch. Vielmehr beginnt und endet jede Messfeier für die Geistlichen in einer Sakristei. Dort wird das Messgewand unmittelbar nach der Liturgie abgelegt. Auch Kleriker rauchen, ja – aber ohne Brokatgewand.
4. Blickachsen passen nicht
Zugegeben, Drehgenehmigungen im Vatikan zu bekommen, dürfte nicht so einfach sein. Deshalb wollen wir diesen Punkt nicht zu sehr unterstreichen. Aber üblicherweise kommen die Kardinäle im Gästehaus Santa Marta unter. Im Film spielen sich die intimen Szenen in der Unterkunft der Papstwähler deutlich weiter entfernt vom Petersdom ab, wie die Blickachsen beweisen. Aber: Der Film kontrastiert auf wunderbare Weise immer wieder die barocke Ästhetik der katholischen Kirche mit dem nüchternen Charme von Bauten der 60er und 70er Jahre.
5. Der Heilige Geist kommt mit einem Knall
Eine Explosion in Rom lässt ein Glasfenster in der Sixtinischen Kapelle zerbersten. Der Moment wird zum Wendepunkt im festgefahrenen Konklave. Die Bildsprache ist klar: Hier kommt der Heilige Geist mit Macht herein; er reißt die Fenster der auf sich selbst fixierten Kirche auf und lässt die Realität hinein. Etwas zu plakativ! Dann strebt der Film seinem überraschenden Ende entgegen. Die Auflösung des Films ist etwas zu zeitgeistig geraten – aber darin folgt er der Romanvorlage von Robert Harris aus 2016. All zu sehr dürften diese Detailfragen die meisten Zuschauer allerdings nicht bewegen. Deshalb: „Konklave“ lohnt sich. Mal sehen, ob es am Sonntag für einen Oscar reicht!