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Handball-EMDeutschland geht als großer Außenseiter ins Halbfinale

Lesezeit 4 Minuten
Juri Knorr freut sich auf die Aufgabe gegen Dänemark.

Juri Knorr freut sich auf die Aufgabe gegen Dänemark.

In der besonderen Magie der Lanxess-Arena in Köln spielt die deutsche Mannschaft am Freitagabend gegen Dänemark.

Eine schwerere Aufgabe gibt es nicht. Das weiß auch Juri Knorr. „Jetzt geht es gegen die Größten, gegen die erfolgreichste Mannschaft in unserer Sportart in den vergangenen Jahren, gegen den absoluten Topfavoriten“, sagt der Spielmacher der deutschen Handball-Nationalmannschaft vor dem EM-Halbfinale am Freitag (20.30 Uhr/ZDF) gegen Weltmeister Dänemark. Seine Worte klingen nach Respekt, aber nicht nach Ehrfurcht. Und schon gar nicht nach Angst. Denn als der 23-Jährige diese Sätze spricht, leuchten gleichzeitig seine Augen: „Wir glauben an uns. Für viele von uns ist es das bislang größte Spiel unserer Karriere.“

Knorr freut sich auf das Duell mit den Dänen. Mehr noch: Er sehnt dieses Spiel geradezu herbei. Denn der strebsame Mittelmann will sich immer mit den Besten messen, um selbst noch besser zu werden. Und nun bekommt er es mit den größten Handballspielern auf der größten Handballbühne zu tun: der Kölner Lanxess Arena. Der 23-Jährige kennt die spezielle Magie dieser Halle, in der alles immer ein wenig anders und genau deswegen so besonders, so außergewöhnlich, ja sogar einzigartig ist. 19.750 frenetische Fans machen eben nicht nur einen Unterschied. Sie können helfen, Grenzen zu versetzen. Und vielleicht sogar, das Unmögliche möglich zu machen. „Ich glaube an besondere Momente, ich glaube an Köln. Ich weiß, dass hier etwas Besonderes entfacht werden kann“, sagt Knorr. Und spricht trotz seines jungen Alters aus eigener Erfahrung.

Knorr und sein Team wieder in der Rolle des Außenseiters

Im vergangenen Jahr reiste er mit den Rhein-Neckar Löwen als krasser Außenseiter zum Final Four um den DHB-Pokal. Zwei Tage später hielt der gebürtige Flensburger die glitzernde Trophäe in der Hand, garniert mit der Auszeichnung für den besten Spieler des Finalturniers. Die Ausgangslage, meint Knorr, sei diesmal ähnlich. Seine Mannschaft ist der Herausforderer und nimmt damit eine Rolle ein, die besser kaum sein könnte, wie Linksaußen Rune Dahmke verdeutlicht: „Wir spielen ein Halbfinale zuhause in einer ausverkauften Halle gegen die beste Mannschaft der Welt und können uns sagen: Wir haben keinen Druck, sondern schauen mal, was am Ende für uns herauskommt. Das ist eine besondere, eine unvergleichliche Situation. Wenn man irgendwo die Chance auf ein Wunder hat, dann hier in Köln.“ Und ein Sieg über Dänemark wäre wahrlich ein Wunder. Ein sehr, sehr großes sogar.

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Keine Frage: Im Duell mit dem skandinavischen Starensemble können die Deutschen befreit aufspielen. Sie haben nichts zu verlieren und können alles gewinnen. Weil einfach wenig für sie spricht. Eigentlich nur der Heimvorteil. „Die Dänen sind auf allen Positionen mit Weltklassespielern besetzt“, sagt Torwart Andreas Wolff, der mit den Deutschen bei dieser EM schon gegen einen anderen Titelanwärter spielte. Beim 30:33 gegen Frankreich schlug sich das DHB-Team achtbar, auch wegen des erwarteten Vorteils auf Wolffs Position. Gleich zwei herausragende Keeper stellen allerdings die Dänen mit Niklas Landin und Emil Nielsen. „Eines der besten Torhütergespanne der Geschichte“, schwärmt Wolff.

Ihn werden die Deutschen für die angestrebte Sensation in Topform benötigen, einige andere müssen noch dazu über sich hinauswachsen. Also besser spielen, als sie sie es jemals getan haben. Oder wie es Bundestrainer Alfred Gislason ausdrückt: „Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir die beste Leistung der vergangenen Jahre zeigen.“ Unabhängig vom Resultat wird der Isländer in dieser Begegnung aber viel über den „Ist-Zustand“ seiner Mannschaft erfahren, nachdem zuletzt viel vom Potenzial die Rede war.

Kapitän Johannes Golla spricht vom „perfekten Spiel“, das man brauche. Und selbst das könnte seiner Meinung nach vielleicht zu wenig sein: „Die Dänen dürfen auch nicht an ihr Limit kommen.“ Ganz ehrlich: Das sind ganz schön viele Variablen, die da aus deutscher Sicht passen müssen. Andererseits ist ein Halbfinaleinzug erst einmal ein Halbfinaleinzug und hat einen Wert an sich, eine gewisse Aussagekraft. Trotz der 24:30-Niederlage am Mittwoch gegen Kroatien im unbedeutenden letzten Hauptrundenspiel.

„Ich glaube, dass wir eine Gewinnermannschaft sind. Denn im Halbfinale stehen keine Verlierer“, sagt Knorr, der nicht nur nach Perfektion strebt, wenn es um ihn geht. Er möchte, dass diese deutsche Mannschaft irgendwann auch eine „große Mannschaft“ ist. Also eine, die selbst eine Partie wie gegen Kroatien seriös angeht und gewinnt. Und eine, die regelmäßig bei Turnieren im Halbfinale steht. So wie jetzt Dänemark, Frankreich und Schweden. An diesen drei Nationen kam zuletzt niemand vorbei.

„Jetzt sehen wir, ob wir mithalten können“, ist Knorr auch ein wenig gespannt, wie weit seine Mannschaft in ihrer Entwicklung ist. „Wir haben schon Großes geleistet, sind hier aber noch nicht fertig. Mich stimmt jeder Mannschaftsteil optimistisch. Wir haben die Qualität und sind alle gut genug, in einem Spiel etwas Besonderes zu schaffen. Neun von zehn Spielen gewinnen die Dänen vermutlich gegen uns. Aber vielleicht ist dieses zehnte Spiel am Freitag.“