Die Laune der Fans vor den ersten Spielen in Köln ist prächtig - jeder hat seinen Favoriten für die anstehenden Entscheidungsspiele.
Handball-EM in KölnHandball-Fans aus aller Welt feiern gemeinsam
Der tiefblaue Himmel über der Lanxess-Arena strahlt mit der Sonne um die Wette: Am frühen Nachmittag herrscht vor den ersten Hauptrundenspielen der Handball-Europameisterschaft in Köln eine entspannte, winterliche Stimmung bei eisigen Temperaturen. Doch schon kurz vor dem ersten Spiel von Österreich gegen Ungarn steigt die Stimmung rund um das Henkelmännchen. Fans aus allen Ecken Europas zieht es nach Deutz. Schnell ein Kölsch trinken oder etwas Warmes essen, bevor es die meisten angesichts der Kälte schnell in die Arena zieht. Die Laune der Fans vor den ersten Spielen in Köln ist prächtig - jeder hat seinen Favoriten für die anstehenden Entscheidungsspiele.
So auch Julius (23) aus Arnsberg im Sauerland, der im Deutschland-Trikot angereist ist: „Unsere Jungs sind gut drauf und haben eine gute Gruppenphase gespielt, ich glaube wir gewinnen heute Abend mit drei oder vier Toren Unterschied.“ Vor dem Auftaktspiel Ungarn gegen Österreich freut sich Kumpel Adrian (25) im Ungarn-Shirt auf das Auftaktspiel, das kurz bevorsteht: „Ich habe ungarische Wurzeln, bin jedoch auch für Deutschland. Ungarn gehört zu den Top 10 in Europa. Sollten sie am Ende irgendwann gegen Deutschland spielen, schlägt mein Herz allerdings für Ungarn.“ Beide schauen sich heute alle drei Spiele an und sind echte Handballfans: „So etwas wie die EM muss man einfach mitnehmen.“ Die Arena verkauft wie zuletzt bei der Basketball-EM nur Tageskarten.
Ein paar Schritte weiter tummeln sich Fans der blau-roten „Vatreni“ aus Kroatien: Für die Balkan-Nation steht am späten Nachmittag das Spiel gegen Frankreich an. Dejan Spasojevic und seine Freundin Ana Sladic sind extra aus Bielefeld angereist, um ihre Lieblingsmannschaft zu sehen: „Ich bin optimistisch und rechne mit einem kroatischen Sieg, auch wenn die Franzosen die Favoriten sind. Gegen große Gegner sehen wir immer gut aus“, weiß der junge Mann mit kroatischen Wurzeln. Ana betont: „Wir sind natürlich auch für Deutschland und haben auch eine Deutschland-Flagge dabei.“ Lachend fügt sie hinzu: „Wir wechseln dann einfach später das Team.“ Mit zwei Kumpels aus Bielefeld haben sie sich Tickets für alle drei Spiele am Donnerstag geholt.
Dies wird noch getoppt von fünf Saarländern: Heike, Henny, Karin, Klaus und Karl-Heinz sind extra aus Heiligenwald angereist, und nicht nur für den heutigen Tag: „Wir haben für alle Spiele der EM Tickets geholt, waren schon in Düsseldorf und Berlin“, sagt Klaus. Die Hauptrunde allein kostete pro Person einen hohen dreistelligen Betrag. „Aber wir sind riesige Handballfans, da muss man einfach dabei sein. Und Köln ist immer gut, hier herrscht tolle Stimmung“, betont Karin. Die Truppe drückt Deutschland fest die Daumen und rechnet mit dem EM-Titel.
Dagegen hat Kevin Micoine etwas einzuwenden: Der Franzose wohnt seit vielen Jahren schon in Herten und ist gemeinsam mit seinem kleinen Sohn Yannis (6) großer Handball-Fan. Nach dem Vorrunden-Sieg gegen Deutschland rechnet er sich für Frankreich gute Chancen aus: „Jetzt kommen wir ins Rollen und gewinnen hoffentlich auch gegen Kroatien.“ Am Ende hofft er auf ein Wiedersehen mit Deutschland: „Meine Familie würde sich sehr über ein zweites Match freuen, wir unterstützen beide Mannschaften.“
Den größten Hingucker stellen unter anderem die fanatischen und fröhlichen Anhänger von Island dar. Haflidi Thorsteinsson und sein Kumpel Hördur Adalsteinsson haben sich isländische Wikinger-Fahnen umgehängt, das Gesicht blau-weiß-rot geschminkt und die Haare in den Nationalfarben gefärbt. Sie sind ebenso reiseverrückt wie viele andere Handball-Fans: „Wir sind schon unser Leben lang Handball-Fans. Bei uns hält der Sport unser kleines Land zusammen. Die Unterstützung tragen wir alle mit“, erklärt Haflidi. Hördur ergänzt: „Wir kommen gerade von München, und reisen unserem Team hinterher, so oft es geht. Wir sind stolz, dass wir es jetzt bis in die Hauptrunde geschafft haben. Und wer weiß – vielleicht gewinnen wir ja heute Abend gegen Deutschland in dieser wunderschönen Stadt Köln.“