ETF-Sparpläne oder fondsgebundene Rentenversicherungen: So finden Verbraucher den passenden Sparplan.
ETF, Riester, RüropWie man „richtig“ fürs Alter vorsorgt
Die Rente sollte 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens betragen, empfehlen Vorsorgeexperten. Das Rentenniveau in der gesetzlichen Rentenversicherung liegt aber nur bei 48 Prozent. Deutsche Haushalte mussten 2023 laut Bundesarbeitsministerium mit einer Durchschnittsrente von 1543 Euro auskommen. Viele Familien sorgen deshalb privat vor. Diese Anlagen empfehlen sich:
ETF-Sparplan
Fondssparpläne sind ein bewährtes Mittel zum Aufbau einer Zusatzrente. Banken, Sparkassen und Vermögensverwalter bevorzugen hierfür klassische Fonds, Internetbanken und Onlinebroker favorisieren Sparpläne mit ETFs. Die Stiftung Warentest sieht in letzteren „den Königsweg zum Vermögensaufbau“. Wer 30 bis 40 Jahre Zeit habe, für den seien Sparpläne mit breit streuenden Weltaktien-ETFs ideal. Berechnungen der Warentester ergaben, dass es seit 1969 keinen 20-Jahres-Zeitraum gab, indem Sparer mit einem solchen ETF im Minus gelandet wären.
Ein Beispiel ist der iShares Core MSCI World UCITS ETF (IE00B4L5Y983). Er erzielte seit seiner Auflage 2009 eine Durchschnittsrendite von gut zwölf Prozent. ETF-Sparer sollten sicherheitshalber aber nur mit einer Jahresrendite von sechs Prozent rechnen. Fließen 35 Jahre monatlich 250 Euro in den ETF, winkt dann ein Sparergebnis von gut 300000 Euro (nach Kosten und Steuern).
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ETF-Sparpläne beinhalten allerdings keine Rentenlösung. Zur Verrentung des Sparkapitals bieten sich kostengünstige ETF-Auszahlpläne an, wie sie etwa der Onlinebroker Smartbroker+ oder die Targobank bereithalten. Ganz ohne Gebühr geht's beispielsweise beim Onlinebroker Flatex. Ein Rentenfonds mit drei Prozent Rendite und einer Auszahldauer von 30 Jahren verspricht dort ohne Kapitalverzehr eine Monatsrente von 567 Euro nach Steuern, mit Kapitalverzehr sind es sogar 1156 Euro.
Private Rentenversicherung
Privatrenten bieten Kapitalsicherheit, lebenslange Rentenzahlung und Steuervergünstigungen. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin kritisiert jedoch hohe Kosten. Die Bafin-Prüfer ermittelten 2022 für fondsgebundene Rentenversicherungen mit einer Laufzeit von 30 Jahren Effektivkosten von durchschnittlich 1,9 Prozent jährlich. Klassisch verzinste Policen kosteten zwar weniger, boten bis 2024 aber nur einen Garantiezins von 0,25 Prozent. Ab diesem Jahr steigt der Garantiezins für Neuverträge auf 1,0 Prozent.
Höhere Renditechancen bieten fondsbasierte Policen, etwa von Allianz, Cosmos Direkt, Canada Life oder Debeka. Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa ermittelte für Fondspolicen deutscher Anbieter zwischen 2016 und 2020 eine jährliche Performance von rund sechs Prozent. Wer 35 Jahre lang monatlich 250 Euro zum Beispiel in die Privatrente Flex Invest von Cosmos Direkt einzahlt, dem winkt bei einem Aktienanteil von 80 Prozent eine Rente von knapp 680 Euro. Startet die Auszahlung mit 65 Jahren, sind nur 18 Prozent davon steuerpflichtig.
Tipp: Prüfen Sie die ausgewiesene Kostenquote. Eine Quote von über zwei Prozent im Jahr gilt als teuer. Optimal ist ein Prozent oder weniger. Bei Flex Invest betragen die Kosten laut Cosmos Direkt 0,7 Prozent.
Riester-Rente
Riester-Verträge stehen wegen Ineffizienz und hoher Kosten seit Jahren in der Kritik, die Reform der Förderrente liegt wegen des Bruchs der Ampel-Regierung jedoch auf Eis. Die Stiftung Warentest sieht Riester nur dann im Vorteil, „wenn der staatliche Beitrag im Vergleich zum Eigenbeitrag hoch ist“. Dies gelte vor allem für Arbeitnehmer mit geringem Einkommen oder vielen Kindern.
Pro Sparer zahlt der Staat jährlich 175 Euro Grundzulage plus 300 Euro Kinderzulage (seit 2008), vorausgesetzt es fließen vier Prozent des Vorjahreseinkommens in den Vertrag. Zusätzlich sind Einzahlungen bis zu 2100 Euro jährlich steuerlich abzugsfähig.
Ein Beispiel zeigt, dass auch mit einem klassisch verzinsten Riester-Vertrag 500 Euro Zusatzrente möglich sind: Eine alleinstehende Frau mit einem fünfjährigen Kind zahlt bei einem Bruttoeinkommen von 52500 Euro den förderfähigen Höchstbetrag von 2100 Euro pro Jahr (4 Prozent) in den Vertrag ein. Da die Zulagen den Eigenbeitrag verringern, muss sie monatlich 135,42 Euro selbst leisten. Bei 35-jähriger Laufzeit und einer Verzinsung von 4,3 Prozent prognostiziert die Allianz im Riester-Tarif „Perspektive“ 502 Euro Rente (garantierte Monatsrente 191 Euro). Wermutstropfen: Riester-Auszahlungen sind zu 100 Prozent steuerpflichtig.
Rürup-Rente
Die auch Basisrente genannte, private Rentenversicherung ist vor allem für Selbstständige gedacht, die keine gesetzliche Rentenabsicherung haben. Sie kann aber auch von Arbeitnehmern und Beamten genutzt werden. Anders als Riester wird die Rürup-Rente ausschließlich mit Steuervorteilen gefördert. Im Jahr 2024 waren Einzahlungen bis zu 27566 Euro pro Sparer steuerlich absetzbar, ab diesem Jahr sind es 29344 Euro.
Angenommen eine ledige Selbstständige ohne gesetzliche Rentenabsicherung möchte eine Monatsrente von 2000 Euro ansparen. Bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 80000 Euro zahlt sie über 35 Jahre monatlich 450 Euro in eine fondsgebundene Rürup-Rente ein. Bei einer Rendite von sechs Prozent und Vertragskosten von zwei Prozent erzielt sie ein Sparergebnis von knapp 400000 Euro. Die Nürnberger Versicherung prognostiziert hierfür eine (nicht garantierte) Rente in Höhe von 2000 Euro pro Monat. Rürup-Renten sind voll steuerpflichtig.